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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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arbeiten am Aufbau und der internationalen Vernetzung von Warnsystemen und entwickeln zusammen mit Pädagogen eine bessere Schulung der Bevölkerung, damit eine Katastrophe, wie sie am 26. Dezember 2004 völlig unvorbereitet über die Menschen in Indonesien, Thailand, Sri Lanka, Indien und Somalia hereinbrach, nie wieder geschieht.
    Tsunamis sind jedoch nicht nur ein geologisches und damit naturwissenschaftliches Phänomen. Sie haben auch die Kulturgeschichte der Menschheit nachhaltig beeinflusst: Spuren historischer Tsunamis finden sich in der Religion und Mythologie verschiedener Kulturen; über Jahrtausende hin haben Menschen verschiedene Deutungs- und Bewältigungsmuster entwickelt und in der Reaktion auf Tsunamis ihr Denken und Handeln geändert – bis hin zur deutschen Energiewende nach dem japanischen Tsunami vom 11. März 2011.
    Tsunamis, punktuelle Ereignisse von hohem Zerstörungsgrad, werden von der Flora und Fauna, aber auch in der menschlichen Küstenbesiedlung meist nach relativ kurzer Zeit bewältigt. Im thailändischen Khao Lak, dessen Strände 2004 fast völlig zerstört wurden, zeugen heute nur noch Gedenktafeln von der Katastrophe, die Hotelanlagen sind schöner denn je wieder aufgebaut. Dennoch hatten viele Tsunamis in der Weltgeschichte nachhaltige Wirkung: die geologische Veränderung ganzer Landstriche und Schelfregionen, die Schwächung von Hochkulturen, das Umdenken in Städteplanung und Architektur, der verstärkte Schutz von küstennahen Ökosystemen, die Entwicklung von Frühwarnsystemen, ein neues Bewusstsein um Gefährdung und die Notwendigkeit der Prävention. Vor allemdie Katastrophen von 2004 und 2011 lassen erkennen, dass ein Tsunami auch einschneidende politische, ökologische und ökonomische Folgen haben kann – in globalen Dimensionen.
    Literatur, Film und Medien haben das Potenzial des Tsunamis längst aufgegriffen. Die mörderische Wasserwand wird zur «Katastrophe schlechthin» stilisiert, immer höher muss sie in Spielfilmen sein, damit ihre tödliche Gewalt auch wirklich unter die Haut geht. Dabei reichen schon drei Meter, um ein stabiles Betongebäude völlig zu zerstören – denn es ist das ganze Meer, das hier mit einer ungeheuren Wucht über die Küste hereinbricht. Es ist die gesammelte Energie des Ozeans, die Mensch, Tier und Natur zum Verhängnis wird.
    Ein steigendes Bewusstsein für die Gefahr des Tsunamis ist wohlbegründet: Die Weltbevölkerung konzentriert sich zunehmend auf die Küstenregionen, somit sind immer mehr Menschen potenziell tsunamigefährdet. Die aktuelle Forschung kann annähernd voraussagen, in welchen Regionen und Zeiträumen große Erdbeben und Tsunamis zu erwarten sind, doch das sind Schätzwerte im Rahmen von Jahrzehnten. Niemand kennt den genauen Zeitpunkt – und damit bleibt der Tsunami ein unbezähmbares Monster.

1. Was ist ein Tsunami?
    Tsunamis sind keineswegs seltene Ereignisse: Weltweit treten jährlich über einhundert Tsunamis auf. Die meisten davon verlaufen jedoch unbemerkt in den Ozeanen. Etwa einmal im Jahr entsteht ein stärkerer Tsunami, der Todesopfer fordert und erhebliche Zerstörungen anrichtet. In die weltweite Presse aber gelangen nur die ganz großen Katastrophen. Und erst der Tsunami von 2004, Sumatra-Andaman-Tsunami oder Great Indian Ocean Tsunami genannt, hat ein globales Bewusstsein für das Phänomen und die Gefahr des Tsunamis geweckt.
Das geophysikalische Phänomen und seine Auswirkungen
    Ein Tsunami ist eine Serie von langperiodischen Wellen (ein sogenannter Wellenzug), die primär durch eine plötzliche Bewegung des Ozeanbodens verursacht wird. Physikalisch handelt es sich um die Verdrängung einer großen Menge von Wasser. Die Wellen, die dadurch entstehen, unterscheiden sich wesentlich von «normalen» Wellen: Wellen, die an der Oberfläche durch Wind entstehen, reichen selbst in starken Stürmen in ihrer Bewegung der Wassermasse selten tiefer als 150 Meter. Die tiefen Wassermassen bleiben unbewegt. Eine Tsunamiwelle dagegen entsteht durch einen ruckartigen, vertikalen Impuls auf die Wassersäule: Das gesamte Wasservolumen vom Meeresboden bis zur Oberfläche – also im Durchschnitt mehrere Kilometer in der Vertikalen – gerät in Bewegung. Und dieser Impuls erfolgt, je nach seiner Ursache, über eine Länge von hunderten Kilometern: Eine gewaltige Wassermasse wird in Bewegung gesetzt.
    Was hier passiert, lässt sich mit einem einfachen Wassereimer simulieren: Tritt man gegen den Boden des Eimers,

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