Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
gerät der gesamte Inhalt in Schwingungen und schwappt bei einem stärkerenImpuls über. Bei einem Tsunami geschieht physikalisch gesehen dasselbe – nur handelt es sich um Millionen von Kubikmetern Wasser, die mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets auf die umliegenden Küsten zurasen.
Wesentliche Parameter für die Beschreibung einer Wasserwelle sind die Periode, die Wellenlänge und die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Periode ist der zeitliche, die Länge der räumliche Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wellenkämmen. Die wesentlichen Unterschiede zu winderzeugten Wellen sind deutlich sichtbar (die folgenden Angaben bieten den Durchschnitt; sie schwanken in der wissenschaftlichen Literatur):
Ein Tsunami auf hoher See ist rund hundertmal so schnell wie eine winderzeugte Welle. Dies liegt daran, dass sich nicht die Wasserpartikel selbst mit dieser Geschwindigkeit bewegen, sondern den plötzlichen Impuls weitergeben. Der zeitliche und räumliche Abstand zwischen den Wellenkämmen – also die Wellenperiode und die Wellenlänge – kann, wenn der Tsunami von einem Erdbeben ausgelöst wird, bis zu tausendmal größer sein; dies hat beim Auftreffen auf die Küste verheerende Auswirkungen. Der Vergleich zeigt: Eine Tsunamiwelle ist weitaus gefährlicher als jede winderzeugte Welle.
Für alle Tsunamis gilt die Formel: Die Geschwindigkeit entspricht der Wurzel des Produkts aus Erdbeschleunigung und Wassertiefe. Je tiefer das Wasser am Ort des Auslösers, desto schneller bewegt sich der Tsunami über den Ozean.In Ozeanen mit durchschnittlich 5000 Metern Tiefe beträgt die Geschwindigkeit etwa 800 Stundenkilometer; der Tsunami kann demnach in einigen Stunden ganze Ozeane durchqueren. In flacherem Wasser verliert der Tsunami an Geschwindigkeit. Es gilt die Faustregel: Auf dem Ozean ist er so schnell wie ein Düsenjet, beim Auftreffen auf das Land ist er noch immerso schnell wie ein Auto mit mittlerer Geschwindigkeit (40–70 km/h). Wer davon mitgerissen wird, ist in höchster Lebensgefahr.
Wellenaufbau: Im flacheren Küstenbereich konzentriert sich die Energie des Tsunamis auf geringerem Raum, dadurch vergrößert sich die Wellenhöhe um ein Vielfaches.
Auf hoher See ist ein Tsunami an der Oberfläche – also etwa von einem Schiff aus – überhaupt nicht wahrzunehmen. Die Wellenhöhe beträgt auf offener See in der Regel nur wenige Dezimeter, und die nächste Welle kommt aufgrund der langen Periode und Wellenlänge so spät, dass es unmöglich ist, sie als Tsunamiwelle zu identifizieren. Im flachen Wasser dagegen steigt die Wellenhöhe stark an: Die Wellenlänge nimmt ab, die Wassermasse wird auf immer kleinerem Raum zusammengedrängt. Jetzt erst zeigt der Tsunami, die «Welle im Hafen», seinen Charakter einer Naturkatastrophe.
Nicht immer entwickelt sich der Tsunami dabei zu einer Wasserwand, wie sie in Katastrophenfilmen gezeigt wird. Die Wand mit der sich brechenden Welle ist nur eine von zwei Varianten. Ebenso können Tsunamis als rascher Anstieg des gesamten Wasserpegels um mehrere Meter innerhalb weniger Minuten auftreten. Sie werden in diesem Fall nicht als Welle wahrgenommen, sondern wie eine plötzliche Sturmflut – lange Zeit wurden Tsunamis im englischen Sprachgebrauch darum auch als
tidal wave
, als «Tidenwelle» bezeichnet. Der
run-up
, die maximale Auflaufhöhe an der Küste, schwankt bei den bekannten Tsunamis zwischen einigen Metern und rund 50 Metern; als «Rekord» gilt der Tsunami bei der japanischen Insel Ishigaki am 24. April 1971, der 85 Meter erreichte. Megatsunamis, wie sie am ehesten in Fjorden und engen Buchten entstehen, können dagegen durch die schlagartige Verdrängung einer großen Wassermenge in einem tiefen, engen Gewässer auch weit über 100 Meter erreichen.
Bei der Annäherung an die Küste konzentriert sich die Energie der Tsunamiwelle. Ihre im Flachwasser ansteigende Höhe ist freilich nicht ausschlaggebend: Die Zerstörungskraft eines Tsunamis ist primär durch die Wellenperiode und die transportierte Energie bedingt. Wird man in der normalen Meeresbrandung von einer Welle getroffen, so wirft sie einen vielleicht von den Beinen – danach kann man sich jedoch in der Regel wiederaufrichten, man ist einfach «durchgetaucht». Eben dies gibt es bei einem Tsunami nicht: Die Welle, die einen trifft, hat eine Länge von vielen Kilometern. Das Wasser strömt mit fast ungeminderter Energie nach – bis zu einer Stunde lang. Man wird von der Wucht eines rasch
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