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Titel: Home - Wieder zu Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cardeno C.
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Kapitel 1

    Noah – Gegenwart
     
    E IN störendes, anhaltendes Geräusch durchdrang mein Bewusstsein. Für einige Zeit gelang es mir erfolgreich, den Ton auszublenden, aber er kam immer wieder zurück.
     „Piep-piep-piep.“
    Was ist das für ein Geräusch? Vielleicht kann ich seine Ursache finden und es abstellen. Uff – dazu müsste ich die Augen aufmachen und meine Lider fühlen sich so schwer an. Ich glaube nicht, dass ich jemals so müde Augen hatte.
    Das Piepsen wurde lauter – oder zumindest kam es mir so vor. Und es roch so seltsam. Nicht schmutzig, aber auch nicht angenehm. Ein starker, chemischer Geruch.
    „Piep-piep-piep.“
    Was ist das? Haben wir einen neuen Wecker? Wir haben doch noch nie einen gebraucht. Clark hat diese bewundernswerte Fähigkeit, immer zu wissen, wie spät es ist. Selbst wenn er schläft. Wir haben noch nie verschlafen.
     „Piep-piep-piep.“
    Vielleicht kann ich ihn ausschalten. Dazu brauche ich die Augen nicht zu öffnen. Es reicht, wenn ich den linken Arm ausstrecke. Oh, der fühlt sich auch schwer an. Und er tut weh. Warum tut mir der Arm weh? Und es ist nicht nur der Arm; die Beine tun auch weh, alle beide. Und meine Brust schmerzt, als ob sie brennen würde. Was zum Teufel ist eigentlich mit mir los?
    Clark. Ich brauche Clark. Er bringt es wieder in Ordnung.
     
     
    I CH wolltenach ihm rufen, aber meine Zunge fühlte sich so dick und schwer an, als hätte ich den Mund voller Watte. Ich zwang mich dazu, alle Kraft auf meine Zunge und meinen Mund zu konzentrieren. Wenn ich auch nur ein Wort sagen könnte, würde es wieder gut. Clark würde es wieder gut machen.
    „Clark?“
    Meine Stimme hörte sich schwach und gebrochen an. Ich konnte sie selbst kaum erkennen.
     „Oh mein Gott, Noah. Noah? Kannst du mich hören? Bist du wach?“
    Innerhalb eines Augenblickes verwandelten sich mein Schmerz und meine Erschöpfung in Wut. Jedenfalls wäre das so gewesen, hätte ich die Augen bewegen können. Aber dazu hätte ich sie öffnen müssen und das hätte Kraft gekostet, die ich nicht hatte. Einen Moment – ich stemme das Doppelte meines Körpergewichts und beschwere mich über meine Augenlider? Ernsthaft? Egal, die Stimme gehörte sowieso nicht Clark. Nun, der Vorteil an meiner Wut war der Adrenalinschub. Er gab mir die Kraft, mehr zu sagen.
    „Was hast du getan, Ben? Wo ist Clark? Was hast du mit ihm gemacht?“
    Als mein Verstand langsam klarer wurde, überfiel mich Panik. Tiefe, atemberaubende, schweißtreibende und herzergreifende Panik. Ich konnte mich nicht bewegen, konnte die Augen nicht öffnen und mein Geliebter war nicht bei mir. Vor allem Letzteres machte mir Angst.
    „Wenn du ihm etwas getan hast, Ben ... Ich schwöre, ich bringe dich um. Was zum Teufel hast du mit Clark gemacht?!“
    Meine Stimme wurde lauter und das Piepsen ebenfalls. Oder vielleicht wurde es auch nur schneller, ich war mir nicht sicher. Mit aller Anstrengung gelang es mir schließlich doch, die Augen zu öffnen.
    Ich sah ein dumpfes, gräuliches Weiß. Überall. Die Wände, die Deckenisolierung, die gleißenden Lampen, die Bettbezüge, alles hatte diese schmutzig-weiße Farbe.
    Wo zum Teufel bin ich? An der Wand hing ein Fernsehgerät, darunter stand eine Ablage aus Metall und daneben war die Tür. Schwere, grobe weiße Decken erdrückten mich. Oh, und dann war da noch das Piepsen. Das allgegenwärtige Piepsen.
    „Ich habe nichts getan. Du hattest einen Unfall, Noah. Du warst wochenlang bewusstlos. Ich habe mir entsetzliche Sorgen gemacht. Gott sei dank bist du endlich aufgewacht.“
    Ich fühlte, wie seine Hand nach meiner griff und versuchte, mich auf das Gesicht meines Bruders zu konzentrieren. Seine sonst so perfekte Frisur war ein einziges Durcheinander, sein Hemd sah zerknittert aus und er hatte Tränen in den Augen. Das alles sah meinem Bruder gar nicht ähnlich. Aber vor allem fiel mir auf, dass er wirklich gealtert war. Nicht nur müde-und-erschöpft-gealtert, obwohl ihm auch das anzusehen war. Aber es war mehr. Sein Filmstar-Gesicht wirkte um Jahre älter.
    Ich hatte meinen Bruder seit zwei Jahren nicht gesehen, also war er ... achtundzwanzig im nächsten Monat. Nur einige Monate jünger als Clark. War er in den zwei Jahren wirklich so stark gealtert? Warte, hat er von Wochen gesprochen? Ich blinzelte und versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    „Wo ist Clark?“
    Mein Bruder sah mich überrascht und besorgt an.
    „Verdammt, Ben! Antworte mir! Was ist los mit ihm?

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