TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
werden sollte.«
»Ja«, stimmte der andere augenblicklich zu. »Du weißt so gut wie ich, daß in jedem Gemeinwesen nur ungefähr fünf Prozent der Menschen bereit sind, Verantwortung auf sich zu nehmen. Der Rest ist Ballast, totes Gewicht.«
»Ja, das ist statistisch nachgewiesen. Nehmen wir mal uns beide, Henry, dich und mich. Wir sind erfolgreiche Geschäftsleute. Wie viele Leute bringen es zu etwas? Höchstens fünf oder sechs Prozent! Und du und ich, wir müssen den ganzen Rest auf unseren Buckeln mitschleppen.« Er gestikulierte vage in die Richtung der Universität und sah drei Studenten auf dem Gehsteig näherkommen. Er dämpfte seine Stimme.
»Und ich meine damit nicht nur die Angestellten und die Arbeiter. Denk nur an alle diese großen und angesehenen Professoren da drüben. Wo wären sie, wenn wir Geschäftsleute sie nicht auf unseren Rücken trügen?«
Henry spitzte einsichtig die Lippen.
»Natürlich hast du recht, Harry. Aber wir müssen da Großzügigkeit walten lassen. Wir können es uns nicht leisten, engherzig zu sein und die Standpunkte anderer Leute zu übersehen. Die Welt braucht alle möglichen Sorten von Menschen, weißt du.«
»Gewiß, das ist richtig, Henry. Aber auf der anderen Seite verderben viele Köche den Brei. Man kann die Sache drehen und wenden wie man will, aber zuletzt bleiben eben doch nur fünf Prozent übrig, die nicht ganz und gar wertlos sind.«
Sie schwiegen, als die drei jungen Leute in Hörweite kamen.
Mable und Joe erschraken über den plötzlichen Anfall von Übermut und Leichtsinn, der Jeff Carneys Gedanken durchflutete.
»Nein, Jeff«, murmelte Joe laut. »Laß das.«
Aber Jeff fehlten Joes lange Jahre der Vorsicht und des Verheimlichens. Er sprach so laut, daß man ihn hören mußte, und mit dem affektierten Akzent des Gebildeten, den praktische Männer so unerträglich finden.
»Ich sage dir, wir müssen sehr sorgfältig bedenken, wem Unsterblichkeit gewährt werden soll«, fing er an. »Nicht zuletzt muß man auch dem äußeren Erscheinungsbild der menschlichen Rasse Aufmerksamkeit schenken.«
Er schien zu bemerken, daß sie von den beiden Männern beobachtet wurden. Die drei gingen an den beiden vorüber. Jede Gruppe schwieg, um nicht von der anderen gehört zu werden. Jede Gruppe beäugte die andere mit jener halb geringschätzigen, halb amüsierten Feindseligkeit, die eine Generation von der anderen trennt.
»Stellt euch vor, wie die menschliche Rasse aussehen würde«, fuhr Jeff, noch in Hörweite, fort, »wenn solche Schmalztonnen wie diese beiden eben Unsterblichkeit erlangten, um die Erde mit fettsteißigen, dickwanstigen Kindern zu bevölkern!«
Mable taumelte fast unter dem Eindruck der Welle mörderischer Wut, die sie überspülte. Selbst Jeff schwieg erschrocken. Mable holte tief Atem.
»Deine Therapie ist ziemlich anstrengend, Jeff«, sagte sie. »Noch vor ein paar Tagen hätte ich diesen Schock kaum verwunden.«
»Ich dachte nicht daran, wie ihre Reaktion auf dich wirken könnte, Mable«, sagte Jeff Carney zerknirscht. »Ich wollte nur testen, wie weit ihre Großzügigkeit bei der Auswahl der Unsterblichkeitskandidaten gehen würde. In ihren Gedanken hatten sie uns schon geprüft und abgewiesen, weißt du.«
»Ich bin froh, daß ich es ertragen kann«, sagte Mable.
»Ja«, stimmte Joe zu. »Ich auch. Nehmen wir die nächste Querstraße rechts. Und bleibe offen für alles, was du aufnimmst, Mable. Schließe dich nicht ab.«
Sie nahmen die Ecke. Die sichtbare Szene und die psionische Szene lagen beide klar vor ihnen.
Ein Wagen, gelenkt von einem würdigen älteren Herrn, war eben an den Zapfsäulen der Tankstelle vorbei zur Garageneinfahrt gerollt. Der Motor setzte aus, ob der Mechaniker bitte einen Blick unter die Kühlerhaube werfen würde? Der Mechaniker kam, öffnete die Kühlerhaube und sah, daß sich eine der Leitungen vom Verteilerkopf gelöst hatte. So ein blöder alter Kerl. Natürlich konnten die Zündkerzen nicht feuern, wenn sie keinen Saft bekamen! Er unterdrückte das Verlangen, sich zornig über die Hilflosigkeit der Autofahrer im allgemeinen auszulassen. Der alte Trottel hätte nichts weiter zu tun gehabt, als die Kühlerhaube zu heben und in den Motorraum zu schauen!
Aber so waren sie eben, die Leute. Fünfundneunzig Prozent von ihnen konnten einen Kolbenring nicht von einem Keilriemen unterscheiden. Wären da nicht noch die fünf Prozent anderen, Kerle wie er selbst, die sich mit Motoren auskannten, käme die ganze
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