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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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und zu dirigieren, daß es den Interessen ihrer Klasse zugute kam, konnten sie sich keine Maschine vorstellen, die nicht vorsätzlich auf wirtschaftlichen oder politischen Profit getrimmt war.
    Über das Getöse der Menge, die von der ganzen Sache begeistert war, begannen sich die Stimmen der mächtigen Großbourgeoisie und ihrer Anhängsel zu einer Meinung zusammenzuschließen, die man in Washington nicht ungestraft überhören konnte.
    Am achten Tag der Therapie zeigten sich an Carney die ersten Veränderungen. Schritt für Schritt, und diesmal vor den fassungslosen Augen der ganzen Welt, vollzog sich der gleiche Erneuerungsprozeß, der Mables spektakuläre Verjüngung bewirkt hatte.
    Plötzlich wurde die Plasmaversorgung zu einem sehr wichtigen Punkt. Immer wieder erschienen auf Bossys Bildschirm die Worte: »Mehr Plasma.«
    Und der Fernsehkommentator, als habe er es mit Analphabeten zu tun, murmelte in seiner besten Krankenzimmerstimme:
    »Mehr Plasma.«
    Dann, nach einer schicklichen Pause von etwa zwei Sekunden, fügte er hinzu: »Diese Plasmatransfusion wurde durch das Midvale Memorial Hospital, Oakland, ermöglicht. Dieses moderne Krankenhaus ist mit den neuesten Einrichtungen ausgestattet. Sein ausgebildetes Personal macht Ihren Aufenthalt zu einem angenehmen Erlebnis. Luxuriöser Service. Bescheidene Pflegesätze. Zahlungserleichterung durch besonders günstigen Kreditplan.«
    Die Gestalt auf dem Operationstisch streckte ihre müden, alten Knochen, straffte und festigte ihre schlaffe, faltige Haut, warf die dünnen, schmutziggrauen Haarsträhnen ab. Der Körper eines schlanken jungen Mannes begann sich abzuzeichnen, stark, schön und geschmeidig.
    Der zehnte Tag verging. Das Publikum beobachtete die Bildschirme mit erneuertem Interesse. Alle Welt wußte, daß Mable am lehnten Tag aufgestanden war. Aber auf wiederholte Fragen, wann Doc Carneys Behandlung beendet wäre, antwortete Bossy einfach: »Fortschritt zufriedenstellend.«
    Vielleicht lag es an den Verschiedenheiten zwischen der männlichen und der weiblichen Psyche, daß die Therapie länger dauerte; vielleicht gab es bloß mehr Zellen, die verjüngt werden mußten. Oder vielleicht lag es an den zusätzlichen Tatsachen, mit denen Joe Bossys Speicher gefüttert hatte; Tatsachen über Telepathie, die den Patienten gegen den Zusammenstoß mit der unverhüllten mitmenschlichen Psyche immunisieren sollten.
    Was auch immer der Grund sein mochte, zwei weitere Tage vergingen, bevor Bossy ohne jede Vorankündigung, ohne Fanfaren oder Feuerwerke irgendwelcher Art ihre Meldung machte:
    »Aufgabe gelöst.« Bossy ermangelte es an Schaustellerkunst.
    Aber nicht Steve Flynn. Die Entfernung der Elektroden wurde hochgespielt, als sei es ein welterschütterndes Ereignis. Dann verstellte eine Phalanx von Ärzten das Blickfeld der Kameras, um die Augen krankhaft frustrierter Weiblichkeit nicht durch schockierende Bilder zu beleidigen. Und als das Publikum ihn wieder sah, war das über Carneys Körper drapierte Handtuch durch gewöhnliche Shorts ersetzt.
    Die Kameras waren in Nahaufnahme auf sein Gesicht gerichtet, als er die Augen öffnete. Sie zeigten keine Benommenheit. Ihr erster Ausdruck war amüsiert. Von Billings unterstützt, richtete er sich auf und blickte umher. Seine Augen fanden Joe.
    »He«, sagte er, »alter Junge.« Das waren seine ersten Worte.
    Der ganze Vorgang ähnelte dem Handlungsschema Lager Nr. X 672 »Patient erlangt Bewußtsein nach kritischer Krankheit« genug, daß das Publikum ihn verstand. Es schrie, es lachte, es umarmte sich, es betrank sich und stürzte sich in einen spontanen Taumel nationaler Karnevalsstimmung.
    Steve Flynn ließ mit breitem Grinsen eine Hose, ein offenes Sporthemd, Socken und Schuhe bringen. Ein Barbier erschien und schnitt Carneys ungekämmtes Haar, bis sein rostroter Kopf dem männlichen Idealbild der Zeit entsprach.
    Carney ließ alles geduldig und fügsam über sich ergehen. Außer einem humorigen Zwinkern in den Augenwinkeln gab er keine Gemütsbewegung zu erkennen.
    »Können Sie ein paar Worte zu uns sprechen?« fragte Flynn.
    »Selbstverständlich«, antwortete Carney nach einem kurzen Moment des Zögerns.
    Mit Fassung ertrug er das Ausmelken der Situation, welches das Fernsehen zur vermeintlichen Erbauung des Publikums bis zur Perfektion trieb. Ja, er fühlte sich wundervoll. Ja, er war glücklich und dankbar für seine wiedergewonnene Jugend. Nein, es war weder unangenehm noch schmerzhaft. Ja, er erinnerte

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