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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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erwartet ihn eine kleine Überraschung.
    Sie geht in die Hocke, spreizt die Beine. Sie zieht an der Haut ihrer Schamlippen. Im Rasierer Büschel schwarzer Haare.
    Sie zieht mit den Fingern die Haut der Leistengegend straff. Sie rasiert sich, bis nur ein dünner Streifen über ihrem Geschlecht zurückbleibt.
    Sie erschrickt. Draußen, hinter der Badezimmertür, hinter der Tür zum Flur, fliegen hysterische Schreie durch die Luft, von denen Stella nur einzelne Fetzen versteht. Ihre Eltern sind schon zurück.
    »Nicola, es ist deine Schuld. Du warst es, der ihr zu viel Freiraum gelassen hat. Jetzt denkt sie, sie kann machen, was sie will.«
    »Na wenn du ihr ständig auf die Pelle rückst, wenn du ständig versuchst, ihr schlechtes Gewissen zu sein, Monica, komm, denkmal nach. Wie soll sie rausfinden, was richtig und was falsch ist, wenn du so an ihr klebst?«
    »Sie ist undankbar.«
    »Sie rebelliert gegen dich.«
    »Ich bitte dich. Dich verabscheut sie auch.«
    Freiheit? Gewissen? Rebellion? Rufe ich ihn an oder nicht?
    Stellas Handydisplay leuchtet auf. Sie bemerkt es, springt aus der Dusche, streift sich einen Bademantel über, geht ran, schlüpft in ihr Zimmer und schließt die Tür.
    »Schätzchen, was zum Teufel ist mit dir passiert? Ich habe seit Ewigkeiten nichts von dir gehört«, sagt der Freak.
    »Schätzchen. Tut mir leid. Ich bin ein Miststück.«
    »Warum? Was hast du gemacht?«
    »Nichts, echt nichts.«
    »Na jedenfalls wollte ich dir sagen, dass mich deine Mutter gestern Nacht angerufen hat.«
    »Und du?«
    »Und ich hab’ ihr gesagt, dass du nicht bei mir bist. Keine Ahnung, wo du steckst, aber nicht bei mir.«
    Ah, deswegen benimmt sie sich wie eine Furie.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    Die Wut lässt ihre Wangen auflodern.
    »Entschuldige mal. Was hättest du denn an meiner Stelle getan? Du lässt mich da sitzen, um mit ein paar Unbekannten, die voll auf irgendwelchem Zeug sind, tanzen zu gehen? Und ich soll dir auch noch vor deiner Mutter den Arsch retten?«
    Sie schweigen.
    »Donato, ich muss mit dir reden.«
    »Kommst du her?«
    »Ja, genau das werde ich tun.«
    Stella zieht sich an: Gestreiftes T-Shirt, grauer Pullover, Jeans, Turnschuhe. Dann verlässt sie das Zimmer, durchquert den Flur.
    »Nicola«, schreit ihre Mutter, »pass auf, wenn du es ihr nicht sagst, mach ich es, und zwar auf meine Art.«
    Was wollt ihr mir sagen? Dass ihr zwei Trottel seid?
    Stella öffnet die Tür, im Wohnzimmer riecht es nach Tomatensoße. Die Küchentür steht offen, Monica spült das Geschirr, Nicola sitzt an der Stirnseite des Tisches und raucht. Vor ihm drei aufgeschlagene Zeitungen.
    »Guten Morgen«, sagt Stellas Mutter.
    Ihr Vater sagt nichts, begrüßt sie nicht mal.
    »Hallo«, sie nimmt einen Salzkringel von dem blauen Teller in der Mitte des Tisches.
    »Willst du frühstücken?«
    »Nein, ich hau ab.«
    Ihr Vater zieht die Augenbrauen hoch. Richtet die Brille. Sieht sie nicht an.
    »Wohin willst du?«
    Stella schnauft.
    »Zu Donato.«
    Nicola nimmt die Brille ab und schaut ihr tief in die Augen.
    »Haben wir heute wohl die Ehre, deine Gesellschaft beim Abendessen zu genießen?«
    Stellas Augen wandern von ihrem Vater zu ihrer Mutter und wieder zurück. Monica zuckt mit den Schultern, schüttelt den Kopf.
    »Aber«, sagt Stella leise, »heute ist doch Samstag.«
    Nicola hält ihr entgegen, dass für sie jeden Tag Samstag sei, weshalb sie heute ruhig mal aufs Ausgehen verzichten könne.
    »Mama, sag doch etwas! Ich muss zu Donato, zu Donato! Ich komme auch nicht allzu spät.«
    Monica schaut zu ihrem Mann.
    »Wenn sie zu Donato will ...«
    Nicola setzt sich wieder die Brille auf, sammelt die Zeitungen ein und steht auf. Stella fährt sich mit der Zunge über die Zähne. Ihr Vater schlägt die Flurtür zu. Der Knall dröhnt bis in die Küche. Stella geht zu ihrer Mutter und setzt ihren treuherzigsten Blick auf.
    Komm Mutti, ich weiß, dass du viel von Donato hältst.
    »Ich komme bald zurück. Versprochen.«
    »Bereinige mal die Sache mit Donato und dann komm zurück. Und sag ihm, er soll nicht vergessen, sich hin und wieder zu waschen.«
    Das sage ich ihm jeden Tag, aber es bringt so gut wie nichts.
    Stella nickt ihrer Mutter zu und verschwindet. Sie stürzt die Treppe hinunter und macht sich davon, bevor es sich ihre Mutter noch mal anders überlegt.
    Sie überquert die Brücke, läuft an der Poliklinik vorbei, biegt in die Allee ein, betritt den Hof des Freaks, drückt auf die

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