Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
ziemlich clever, Vater“, widersprach sein Sohn. „Wenn sie dich töten, bekomme ich mindestens mein Pflichtteil – und das bedeutet, die Schweine bekommen ihr Geld!“
Peter Gerath war wie vor den Kopf gestoßen. „Das ist nicht wahr“, keuchte er. „Wieso hast du mir nichts gesagt?“
„ Ich hab nicht geglaubt, dass sie ernst machen.“
„ Was sind das für Typen?“
„ Der Anführer ist ein Deutsch-Rumäne. Er heißt Commaneci und ist hier in Düsseldorf eine bekannte Unterweltgröße.“ Eine Pause folgte. Gerath war unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen. „Ich muss jetzt Schluss machen“, sagte Andreas Gerath und unterbrach die Verbindung.
Peter Gerath überlegte. Dann suchte er die Nummer von Robert Berringer aus dem Telefonregister. Aber statt die Stimme des Detektivs bekam Peter Gerath nur einen monotonen Satz zu hören: „Der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht auf der Mailbox.“
Robert Berringer zog sich so leise wie möglich an. Aber er war offenbar dennoch nicht leise genug. Wiebke Brönstrup räkelte sich in den Kissen, langte auf die andere Bettseite und begriff dann, was los war.
„ Du willst gehen?“
„ Ja.“
Sie gähnte. „Warum bleibst du nicht bis zum Frühstück?“
„ Wir wollen es nicht gleich übertreiben“, meinte er.
Sie war auf einmal hellwach, setzte sich im Bett auf und strich sich das rote Haar zurück. „Es sind doch nur noch ein paar Stunden, bis wir beide aus den Federn müssen!“
Berringer lächelte. „Bis du aus den Federn musst“, korrigierte er. „Wann ich aufstehe, bestimme ich selbst.“
„ Und lässt die Arbeit von deinen beiden Angestellten machen.“
„ Genau.“
„ Noch ein Grund mehr, einfach hier zu bleiben.“
„ Nein.“
Sie wechselten einen Blick. Ihr entging nicht das besondere Timbre, in dem er dieses letzte „Nein“ gesprochen hatte. Endgültigkeit lag darin. Und noch etwas anderes. Furcht vielleicht? Aber wovor? Sie verstand es nicht.
„ Sag mir, was los ist“, forderte sie. „Ich dachte, du hättest dich tatsächlich geändert. Du hast sogar dein Handy beim Sex ausgemacht, das habe ich früher nie bei dir erlebt. Du warst so sensibel und einfühlsam - und jetzt lässt du mich einfach allein?“
„ Nein, so ist das nicht.“
„ Wie ist es dann? Hat es dich vielleicht irritiert, dass ich die Initiative ergriffen habe? Aber erstens hätte ich wahrscheinlich lange darauf warten können, dass du den ersten Schritt machst, und zweitens dachte ich, als moderne selbstständige Frau … Mein Gott, wir sind ja schließlich keine Teenager mehr!“
„ Es ist ganz einfach: Ich möchte hier nicht einschlafen.“
„ Aber weshalb nicht?“
„ Ich … ich …“ Er wedelte mit den Händen in der Luft herum, suchte die richtigen Worte. „Ich träume manchmal schlecht“, gestand er dann. „Und ich möchte nicht, dass jemand das mitkriegt.“
„ Ich bin nicht die Prinzessin auf der Erbse. Früher habe ich dein Schnarchen schließlich auch ausgehalten.“
„ Ich rede nicht von Schnarchen.“
„ Aber …“
„ Akzeptier es einfach.“
„ Robert …“
„ Ich kann es nicht und Punkt. Noch nicht.“
„ Aber ich …“
„ Gute Nacht. Oder guten Morgen. Ganz wie du willst.“
Kapitel
Böses Erwachen
Als Berringer erwachte, ahnte er, dass er viel zu spät dran war. Draußen schien schon die Sonne, und als er durchs Fenster blickte, sah er, wie ihr Licht von der leicht gekräuselten Wasseroberfläche glitzernd reflektiert wurde. Das Hafenbecken sah aus wie ein Perlenmeer.
Berringer hatte sich, nachdem er Wiebke Brönstrup verlassen hatte, noch einmal bei sich zu Hause ins Bett gelegt und war sofort eingeschlafen. Er griff zum Handy und stellte fest, dass er vergessen hatte, es wieder einzuschalten. Das holte er sofort nach.
Drei Anrufe in Abwesenheit wurden ihm angezeigt. Berringer kontrollierte die Nummern. Gerath, Dietrich und die Nummer seiner Detektei.
Welche zuerst zurückrufen?, überlegte er. Er entschied sich fürs Büro. Seine Mitarbeiter mussten wissen, wo er blieb, und dass es noch etwas dauerte, bis er bei ihnen auftauchte.
Wenig später hatte er Vanessa am Apparat.
„ Robert, was ist denn mit deinem Telefon?“
„ War abgeschaltet. Tut mir leid!“
„ Du glaubst gar nicht, was hier los ist!“
„ Ich nehme an, du wirst es mir gleich erklären.“
„ Hier geht laufend das Telefon. Dein ketterauchender
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