Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
Herr Berringer!“, sagte Regina Gerath dann unmissverständlich.
„ Mein Auftrag ist nicht beendet“, widersprach Berringer, „und mein Klient lebt noch!“
Alle – bis auf Andreas Gerath – starrten ihn fassungslos an.
„ Ich habe ihn engagiert“, erklärte Andreas Gerath nach ein, zwei Sekunden des entsetzen Erstaunens. „Ich will einfach wissen, wer Vater auf dem Gewissen hat.“
„ Es scheint jemand zu sein, der Kampfsport betreibt“, stellte Berringer fest. „Peter Gerath wurde auf gleicher Weise ermordet wie Frank Severin.“
„ Bravo! Das deutet ja wohl auf mich hin!“, rief Till Gerath und klatschte demonstrativ in die Hände. „Aber mich hatten Sie ja von Anfang an auf dem Kieker. Weil Sie glauben, dass eine unkonventionelle Existenz von Natur aus auch immer zum Verbrechen neigt. Das ist es doch, was Sie denken, oder? Wer Regeln bricht, bricht auch Gesetze! Die typische Weltsicht eines deutschen Spießers, der am liebsten mit dem Rasenmäher alles auf gleiche Höhe schneiden will. Wer herausragt, hat Pech gehabt. So einfach ist das für Sie.“
„ Am Tatort wurde ein Mann gesehen, dessen Beschreibung perfekt auf Sie passt“, wandte Berringer ein.
„ Nur Pech, dass ich nicht dort war! Ich habe zum fraglichen Zeitpunkt eine Performance durchgeführt! Dafür gibt es etwa zweihundert Zeugen, die genau verfolgen konnten, wie ich Katzenurin auf eine Leinwand aufgetragen hab und anschließend Aquarellrot darin verlaufen ließ!“
Während Regina und Maja Gerath angewidert das Gesicht verzogen und Andreas Gerath ungläubig den Kopf schüttelte, zeigte sich Berringer völlig ungerührt und schlug vor: „Vielleicht geben Sie mir Namen und Anschrift des Veranstalters. Damit ich das überprüfen kann.“ Dann wandte er sich an Regina Gerath. „Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Mordes?“
„ In Haus Oberkassel. Den ganzen Abend, bis mich ein uniformierter Polizist darüber in Kenntnis setzte, was geschehen ist.“
„ Natürlich waren Sie allein.“
„ Ja.“
„ Und Sie, Maja?“
Die Frau in Weiß starrte ihn aus aggressiv blitzenden Augen an. „Sie haben kein Recht, mich irgendwas zu fragen!“
„ Nein, das nicht.“
„ Na, sehen Sie!“
„ Aber bis die Polizei Sie befragt, werden Sie sich etwas ausdenken müssen, das Hand und Fuß hat. Nun …“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht sind Sie ja aus diesem Grund alle zusammengekommen.“
„ Das ist unverschämt!“, schrie Regina Gerath.
„ Tut mir leid“, sagte Berringer. „So bin ich nun mal. Ich will Sie auch nicht länger stören.“ Er wandte sich an Andreas. „Ich nehme an, Sie kommen von hier aus allein nach Hause, oder?“
Am nächsten Morgen verschlief Berringer. In dieser Nacht plagten ihn keine Träume, und das war schon mal ein gutes Omen für den Tag, fand er.
Das Handy klingelte und sorgte dafür, dass er vollständig wach wurde. Es war Vanessa.
„ Wo bleibst du, Robert?“
„ Bin ja schon unterwegs.“
„ Wieder verschlafen, was?“, sagte sie schnippisch.
„ Deshalb hatte ich dich ja gebeten, mich rechtzeitig zu wecken“, murrte er. Dann wollte er wissen: „Schon was rausgefunden?“
„ Ich hab dir alles herausgesucht, was über Gerndorf und die damalige Pleite seiner Firma zu erfahren war. Im Internet fand sich noch einiges darüber. Es gab damals einen Prozess um Patentrechte. Aber das solltest du dir selbst ansehen.“
„ Ich bin gleich da!“, versprach Berringer.
Wenig später stieg er in den Wagen und fuhr Richtung Detektei. Es hatte zu schneien begonnen, aber der Schnee blieb nicht liegen. Typisches Schmuddelwetter. Der Himmel war Grau in Grau.
Als Berringer in sein Büro trat, kaute er noch auf einem Croissant herum, das er auf dem Weg gekauft hatte. Jede Menge Ausdrucke lagen auf seinem Schreibtisch. Er überflog die zusammengestellten Artikel.
„ Frank Severin war Angestellter bei Gerndorf, bevor Geraths Avlar Tex ihn abwarb“, stellte Vanessa fest. „Der jahrelange Prozess drehte sich um den Vorwurf, Severin habe ein kurz vor der Patentierung stehendes Faserprodukt gestohlen, das dann von Avlar Tex zum Patent angemeldet wurde.“
„ Wie ist der Prozess ausgegangen?“, fragte Berringer.
„ Offenbar ist Gerndorf irgendwann das Geld ausgegangen, um weiterzuprozessieren. Außerdem konnte er wohl keine Beweise vorlegen, die das Gericht überzeugt hätten. Und die Anwälte der Gegenseite werden sich auch einiges ausgedacht haben, um die Sache zu
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