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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Verzierung. Lediglich die grünen Kissen auf den Stühlen zeugen von Zartheit.
    Er schlägt eine Saite an. Ein Ton, silbern für sein geistiges Auge, vibriert im kalten Raum und zerfließt am grauen Granit der Außenwand.
    Nie vermag er der Gitarre Töne zu entlocken, die golden sind, so wie der silberhaarige Spielmann, den man nicht erwähnen darf. Selbst der Herbst bei dem berühmten sligischen Gitarrenspieler war nicht ganz golden gewesen und hatte nur einen Hauch vermittelt.
    Creslin legt die Gitarre auf den Schreibtisch, geht zum Fenster und zeichnet mit dem Finger Figuren in den Reif, der schmilzt wie ein See in den Unterlanden.
    Draußen peitscht Schnee gegen die grauen Mauern um Westwind und bedeckt die Fenster. Er greift wieder zur Gitarre.
    Doch dann seufzt er, legt das Instrument zurück in den Kasten und schiebt ihn unters Bett. Mutter und Schwester Llyse wissen sicher von der Gitarre, doch keine der beiden hat sie je erwähnt. Musik ebenso wenig, da dieses Thema in Westwind verboten ist.
    Jemand klopft an die Tür. Er öffnet. Llyse steht davor.
    »Bist du fertig zum Abendessen?« Ihr Haar, das silbern wie seins ist, schimmert, obgleich es kaum bis in den Nacken reicht.
    »Nein.« Er lächelt. Doch nur kurz, denn dann empört sich sein Magen gegen diese Lüge.
    »Das bist du nie. Wie kannst du es aushalten, soviel allein zu sein?«
    Er schließt die schwere Tür und tritt auf den kahlen Steinboden.
    »Mutter war nicht erfreut …«
    »Worum geht es denn diesmal?« Creslin will seine Schwester nicht so barsch anfahren und setzt mit sanftem Tonfall fort: »Weil ich soviel allein bin?«
    »Nein. Das stört sie nicht. Sie weiß, dass Männer launisch sind.«
    »Dann muss es wegen des Reitens sein.«
    Llyse schüttelt den Kopf und lächelt.
    »Na schön. Was ist es dann?«
    »Sie findet es nicht schön, dass du deine Haare so kurz schneidest.«
    Creslin stöhnt. »Sie mag nicht, was ich anziehe oder was ich tue, und jetzt …«
    Die Geschwister bleiben oben an der breiten Freitreppe stehen, die aus Granitblöcken erbaut ist, die das Gewicht sämtlicher Elitetruppen der Marschallin tragen können. Dann gehen sie langsam nach unten in die große Halle.
    »Also wirklich, Creslin, du musst lernen, dich so zu benehmen, wie es sich für einen Prinzen geziemt.« Llyse ahmt den scharfen Ton ihrer Mutter nach. »Die Gitarre kannst du verstecken, aber es ist unpassend, mit der Garde auszureiten. Ich bin ganz und gar nicht erfreut.«
    Creslin läuft es kalt über den Rücken, als er den ungewollt scharfen Befehlston in der Stimme der Schwester hört. Das ist nicht nur nachgeahmt.
    »Sie ist nie zufrieden. Sie war auch ungehalten, als ich mit den Garde-Junioren ins Wintermanöver ritt. Aber ich war besser als die meisten. Wenigstens ließ sie mich danach wieder an Manövern teilnehmen.«
    »Das hat Aemris ihr nicht gesagt.«
    »Aemris würde ihr selbst dann nicht widersprechen, wenn das Dach der Welt einstürzte.«
    Beide lachen leise.
    »Wie ergeht es dir beim Klingenkreuzen mit Heldra?« fragt Llyse, als sie unten an der Treppe angekommen sind.
    »Mir tut alles weh. Ihr ist gleichgültig, wie stark sie meinem Stolz und meinem Körper zusetzt.«
    Llyse pfeift leise. »Dann musst du gut sein. Jedenfalls behauptet man das in der Garde.«
    Creslin schüttelt den Kopf. »Ich bin besser geworden, aber nicht viel.«
    Zwei Wachposten flankieren den Eingang zum Hauptkorridor. Creslin nickt der linken zu, doch sie verzieht keine Miene.
    »Creslin!« ruft Llyse tadelnd. »Das ist nicht gerecht. Fiera ist im Dienst.«
    Creslin ist sich bewusst, dass sein Gruß nicht gerecht war. Er blickt zum Ende der großen Halle. Nur Aemris sitzt an der Tafel auf der Estrade. An den unteren Tischen haben die Garde und ihre Lebensgefährten, Dienstboten und die Kinder mit ihren Hütern Platz genommen.
    Creslin schreitet zur Estrade. Er weiß, dass man an den Tischen der Ledigen Bemerkungen über ihn macht.
    »Nein, was sind wir heute grimmig«, neckt Llyse ihn.
    »Du wirst ja auch nicht wie ein Beschälhengst gemustert«, stößt er zwischen den Zähnen hervor.
    »Genieße es doch«, gibt sie ungerührt zurück. »Außerdem hast du keine Wahl, und übrigens ist die Bewunderung ehrlich gemeint.«
    Anfangs mag das so gewesen sein, damals, als er darauf beharrte, mit den Neulingen der Garde den Schwertkampf zu erlernen, und als er auf gestohlenen Kriegspferden heimlich ausritt. Da er aber wegen des vielen Unterrichts in Schreiben, Lesen und Logik,

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