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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gesicht schmerzt und die Mauern von einer Eisschicht bedeckt sind, bis seine Augen brennen und er nur noch mit den Gedanken sehen kann. Bis die Winde aus seinen Gedanken entschwinden und dahin strömen, wohin sie wollen.
    Erst dann begibt er sich langsam zurück in die Wärme seines Gemachs. Er achtet nicht auf die beiden Wachen, die mit großen Augen beobachtet haben, wie der zukünftige Gemahl der Sub-Tyrannin sich gegen das Schicksal auflehnte, das andere für ihn eingerichtet hatten.

 
X
     
    M it schnellen Schritten geht Creslin an der Ostmauer entlang zu dem Wehrgang, der zum Schwarzen Turm führt. Diesen Namen verdankt er den dunklen Granitquadern, aus denen er und ganz Westwind erbaut wurde. Im Schwarzen Turm befinden sich Wintervorräte, altes Öltuch und schwere Decken. Damit muss er sich begnügen, da die neuen Sachen im Arsenal darunter aufbewahrt werden, das aber Tag und Nacht bewacht wird.
    Der Wind bläst ihm sein kurzes Silberhaar aus dem Gesicht. Es ist noch dunkel, kurz vor Tagesanbruch. Dunkle Ringe liegen unter den graugrünen Augen, da er nicht gut geschlafen hat, nachdem ihm seine Zukunft an der Seite der Sub-Tyrannin dargelegt wurde. Trotz des Schnees auf den Steinplatten schreitet er sicher dahin.
    Creslin wirft einen flüchtigen Blick auf die schmale weiße Fläche bis zu den über tausend Ellen hohen Steilklippen, die einen Rand des Dachs der Welt bilden. Hinter den Geröllmassen und Eisbrocken am Fuß der Klippen ragt der dunkle Wald aus dem tiefen weißen Schnee, der sich nach Norden und Süden zu den Gipfeln der Westhörner hin erstreckt, die als Barrieren die Länder des Ostens von den zivilisierten Ländern im Westen trennen.
    Creslin reißt sich von diesem düsteren Anblick los und geht weiter in die dunklen Schatten. Die Vergangenheit beschäftigt ihn mehr als die Gegenwart, während er um eine Ecke biegt.
    Da prallt er mit jemandem zusammen.
    »Fiera …«
    »Psst!«
    Die Lippen der blonden Soldatin, die fast ebenso groß und fast ebenso stark ist wie er, brennen auf seinem Mund. Dann trennen sie sich. Creslin tut es leid, die Wärme zu verlieren, die er so kurz in den Armen gefühlt hat.
    »Sei gegrüßt, edler Prinz.«
    »Ich wäre lieber bei der Garde.«
    »Das weiß jeder, auch die Marschallin. Aber das ändert nichts.«
    »Fiera …«
    Sie blickt ihm in die Augen. »Man könnte mich mehrere Jahre zur Nordwache abkommandieren – für das, was ich gerade getan habe.«
    Nordwache? Für einen einzigen Kuss?
    »Ja«, erklärt sie mit ernstem Gesicht. »Weil ich es gewagt habe, den Sohn der Marschallin zu küssen und zu versuchen, ihn zu verführen.«
    »Wo liegt das Problem? Llyse folgt der Marschallin, nicht ich.«
    Fiera lächelt ein wenig traurig. »Männer. Die Sub-Tyrannin mag auch nicht erfreut sein, obgleich es schwierig werden dürfte, eine einzige Liebesnacht nachzuweisen.«
    Ihre Worte sind bedeutungslos, Creslin weiß keine Antwort.
    »Guten Tag, süßer Prinz.«
    Er greift nach ihr, doch sie ist bereits verschwunden. Er schüttelt den Kopf. Der Wehrgang ist leer, er holt den Schlüssel aus der Gürteltasche. Fiera wird über diese Begegnung schweigen, und er muss alles Nötige aus dem Lagerraum holen und wieder in seinem Gemach sein, ehe der Alltag beginnt.
    Er schließt auf. Lieber eine alte Ausrüstung als gar keine.

 
XI
     
    » S iehst du? So macht man das!« Die Waffenmeisterin rückt Creslins Schwertgurt zurecht. »Es war gut, dass du die Grundlagen erlernt hast. Aber danach hätte die Marschallin dir Einhalt gebieten müssen. Du brauchst nur zu wissen, wie man sich verteidigt, mehr nicht.« Ihre Stimme klingt sachlich.
    »Verteidigung? Nur Verteidigung?«
    »Ich mag bewaffnete Männer nicht. Die Legende stirbt nur langsam, Euer Gnaden. Aber ich gönne dir das Recht, selbst für dich zu sorgen. Und die Marschallin muss das ebenfalls, sobald du uns verlassen hast.«
    Creslin kennt Gerüchte über die westlichen Herrscher und deren Massen von Männern und Knaben. In Sarronnyn hatte er die Quartiere der Männer nie zu Gesicht bekommen. Es war ihm aber auch nie in den Sinn gekommen, selbst einmal Teil solcher ›Stallungen‹ zu werden. »Vielleicht hätte ich mehr über Messer und Dolche lernen sollen.«
    Die Waffenmeisterin schweigt.
    »Wie wird es mir gegen Ostländer ergehen?«
    »Dort bist du auch ein guter Kämpfer, vielleicht sogar ein sehr guter. Doch sie vertrauen mehr auf Zauberei als auf Klingen. Solltest du je dorthin gelangen, behalte deine Klinge aus

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