Türme Der Dämmerung
Soldaten aus Nordla sind weitaus in der Überzahl. Es war wohl keine gute Idee, die Kämpfer Recluces aufzuteilen. Doch Hyel oder Shierra hatten es getan, während Creslin und Megaera die Schiffe vernichteten. Wahrscheinlich hatten sie mit nur wenigen Überlebenden gerechnet, wie bei den Hamoranern.
Die Winde einsetzen?
»Wage nicht, auch nur daran zu denken!« sagt Megaera.
»Warum nicht?«
»Weil du nach dem letzten Sturm nicht mehr sehen konntest. Und mir erging es nicht viel besser.«
»Euer Gnaden?«
»Wir nehmen die nächste Abteilung«, sagt Creslin und zückt das Kurzschwert aus Westwind. Dann drückt er Vola die Fersen in die Flanken und trabt zu den Dünen, wo eine halbe Abteilung gegen doppelt so viele Nordlaner kämpft.
Der Sand dämpft den Hufschlag, als sich die sechs Reiter von der Seite her nähern.
Als erster schlägt Creslin zu. Seine Klinge blitzt auf, und ein Mann aus Nordla sinkt tot zu Boden.
»Die Regenten! Die Regenten!«
Die Rufe hallen über den Strand und brechen sich wie die Gischt der Brandung. Doch Creslin schenkt ihnen keine Beachtung. Seine Klinge gleicht einem Wirbelwind.
Plötzlich trifft ein Feuerstoß seinen linken Arm, doch dann schlägt sein Kurzschwert zu.
»… die Regenten … die Regenten …«
Creslin kämpft erbittert weiter. Er scheint überall zu sein. Dann wird er gewahr, dass keine Soldaten aus Nordla mehr auf den Dünen sind. Er sieht nur Hyel, Klerris und ihre Getreuen.
Eine blonde Frau der Garde untersucht eine Schnittwunde an Megaeras Arm.
»Alles in Ordnung«, erklärt die Rothaarige. »Reiten wir weiter!«
Creslin nickt und lenkt Vola zu der größten Gruppe, die zwischen den im Sand aufgelaufenen Rümpfen zweier Fregatten kämpft. Er spürt das Pochen in Megaeras Arm, reitet jedoch schnurstracks weiter zur rechten Flanke, wo die Soldaten aus Recluce zurückfallen.
»… die Regenten … die Regenten …«
Beinahe im Rhythmus der Rufe sinken die erschlagenen Feinde in den Sand. Creslin wendet den Rappen.
Ein Pfeil trifft seine Schulter. Noch ehe er den ganzen Schmerz spürt, blickt er nach oben. Fast ein Dutzend Bogenschützen stehen am Bug des Schiffes aus Nordla. Sie scheinen aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.
»Erwischt den Kerl mit dem Silberhaar und die Rothaarige!«
Wieder durchzuckt brennender Schmerz Creslins Arm. Krampfhaft hält er das Schwert.
Megaera ist ohne Waffen. Ihre beiden Arme brennen vor Schmerz.
Creslin greift nach den Winden, da er keine andere Wahl sieht. Die Klinge entgleitet seiner Rechten. Er packt die nächsten hohen Winde und lenkt sie gegen die Bogenschützen. Er greift noch höher, um Eispfeile gegen die Feinde zu formen.
Wieder heulen die Stürme.
»Greift euch den Silberkopf!«
Creslin übergeht den Befehl und reitet weiter über die Dünen. Er sieht nichts mehr. Hilflos hängt er über dem Hals der Stute und dreht und wendet mit letzter Kraft die Winde.
Blitze zucken neben dem Schiff der Bogenschützen herab.
»Folgt ihm!«
Brennende Schmerzen lodern in seinem rechten Schenkel – oder ist es der Megaeras?
»Schützt die Regenten!«
Die Panik in Hyels Stimme spornt Creslin an. Er ringt mit den hohen Winden, zerrt an ihnen …
Die Stute stolpert, doch Creslin hält sich trotz der Schmerzen in den Armen fest.
Der Eisregen peitscht auf die Schiffe. Die kalten Pfeile strecken die Bogenschützen zu Boden.
Creslin zügelt den Rappen und richtet sich auf. In der Dunkelheit wartet er auf das, was kommen wird. Doch er hört nur Schwerterklirren und Schreie, die sich entfernen. Dann spürt er die brennenden Wunden, nicht nur die seinen. Die Dunkelheit bleibt.
»Herr?«
»Ja?«
»Was sollen wir jetzt tun?«
»Wie viele Kämpfer haben wir noch?«
»Ungefähr die Hälfte.«
»Und die Nordlaner?«
»Herr, ihr habt sie alle getötet … und einige der unsrigen.«
Creslins blinde Augen brennen. Sie brennen wegen seiner Dummheit.
»Nimm die restlichen Pferde und sammle alle unsere Kämpfer. Sie sollen den Kampf einstellen. Wartet ab. Das Land wird die Nordlaner – und wer auch immer überlebt hat – zur Aufgabe zwingen. Dessen bin ich ganz sicher.« Ehe der andere sprechen kann, fügt er hinzu: »Ich hätte schon früher daran denken müssen. Dunkelheit! Wir hatten genügend Schwierigkeiten mit diesem Land.«
Wogen der Übelkeit überfallen ihn. Mit der linken Hand hält er sich am Sattel fest.
»Herr.?«
»Megaera? Wie geht es ihr?«
»Die Heilerin kümmert sich um sie. Doch, Herr … sie sind dort
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