Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
schon die Leiter herauf.
    â€žGleich kommt der Mörder. Hast du ja gelesen.“
    â€žDrum bin ich ja da. Glaubst du, ich laß dich allein?“
    Scheiße! Wie soll die Gucki dem Eber jetzt auf die Gache alles erklären: ihren ganzen bis ins letzte Detail ausgetüftelten Plan. Nimmt sie also die Abkürzung und sagt: „Schleich dich, du Arschloch!“
    Hat es mit dieser Taktik immerhin geschafft, dass der Eber stehenbleibt und nicht weiter die Leiter heraufkommt. Dass er die Gucki ungläubig anschaut. Schaut die Gucki direkt in seine eisblauen Augen. Ist ja schon fast oben, der Eber. Wenn er seinen Arm ausstrecken tät, könnte die Gucki seine Hand berühren. Aber er schaut nur, der Eber.
    Im nächsten Moment knallt es auch schon. Zuckst du natürlich zusammen. Und wenn du dann grad auf einer Leiter stehst, musst du aufpassen, dass es dich nicht hinunterhaut. Ist aber eh nix passiert, der Eber ist nicht hinuntergefallen. Ein bisserl weh hat er sich aber anscheinend schon getan. Weil er jetzt seine rechte Hand von der Leiter nimmt und an seine linke Brust greift. Dann schaut er nicht mehr die Gucki ungläubig an, sondern seine rechte Hand.
    Trotzdem sagt der Eber jetzt nicht „Blut!“, sondern: „Gucki!“ Und schaut wieder die Gucki an. Direkt in die Augen schaut er ihr.
    â€žGib mir deine Hand!“, schreit die Gucki und streckt dem Eber ihre rechte Hand entgegen. So weit es nur geht. Er muss nur zugreifen!
    Aber der Eber schaut die Gucki nur an und lächelt. Eine halbe Ewigkeit dauert dieser Blick. Dann stürzt er jäh in die Tiefe.

XX
„Verkehrsexperte ist nicht Verkehrsexperte!“
    Eigentlich ist es ja ein Witz, wenn mir unterstellt wird, ich spiel mich da als Verkehrsexperte auf. Praktisch als männliche Gerti Senger. Tu ich ja gar nicht! Das Einzige, was ich tu: dass ich mich mit Wörtern beschäftige. Kann schon sein, dass das eine oder das andere Wort was mit Sex zu tun hat. Aber deswegen halt ich mich noch lang nicht für einen Verkehrsexperten. Genausowenig wie ich ein Verkehrsexperte wär, wenn ich 20 verschiedene Ausdrücke für das Wort Auto kennen tät. Kenn ich nämlich locker!
    Wenn ich ein Experte bin, dann bin ich also höchstens ein Sprachexperte. Wobei mich aber sowieso nur die gesprochene Sprache interessiert. Die Umgangssprache und der Dialekt. Weil du damit viel mehr von der Welt einfangen kannst als wie mit der geschriebenen Sprache.
    â€žWas soll denn der ganze Scheiß mit der Sprache?!“, wird man jetzt aufschreien. „Da geht es gerade um Leben und Tod, und der kommt schon wieder mit seiner depperten Sprache daher!“
    Berechtigte Frage – einfache Antwort: Weil die Gucki in ihrer Not jetzt einen Verkehrsexperten braucht. Was ist bei einem Notfall im Buchner Moor gescheiter: der Notarztwagen oder der Rettungshubschrauber? Der Notarztwagen kann nicht ins Moor hineinfahren, braucht der Arzt zu Fuß eine halbe Stunde, bis er beim Aussichtsturm ist. Der Hubschrauber aber kann auf der kleinen Lichtung nicht landen. Weil die Gucki ja nicht alle halbwüchsigen Bäume mit ihrem Taschenmesser umschneiden kann.
    Ruft die Gucki also die Sybille an, ihre beste Freundin. Weil die heut im Landeskrankenhaus Freistadt Dienst hat, als Notärztin. Ist also wirklich eine Verkehrsexpertin – und hat auch schon die Lösung: Der Hubschrauber setzt die Sybille mitsamt Tragbahre ab und fliegt sie dann am selben Weg wieder aus.
    Hat natürlich gleich nach der Art der Verletzung gefragt, die Sybille. Und nach dem Puls und der Atmung. Für was hätt sie denn sonst jahrelang Medizin studiert? Was sie dann aber hört, klingt nicht gut: Schussverletzung in der Herzgegend, kaum ein Puls, kaum eine Atmung. Also: keine Herzmassage, im Notfall Mund-zu-Mund-Beatmung – in zehn Minuten ist die Sybille sowieso da. Und: „Halt die Ohren steif, Gucki!“
    Das ist jetzt das Problem von der Gucki: Dass sie die Ohren steif hält – und trotzdem nichts hört. Der Eber stöhnt nicht, der Eber röchelt nicht, der Eber liegt einfach nur da. Nicht einmal mehr Blut kommt aus der Wunde heraus. Und auch ringsherum absolute Stille. Wie wenn der ganze Wald auf einmal ausgestorben wär.
    Fehlt nicht mehr viel, dass die Gucki zum weinen anfangt, ich mein: laut zum weinen. Weil lautlos weint sie ja eh schon die längste Zeit. Die Tropfen auf dem Eber seinem bleichen Gesicht, das ist ja

Weitere Kostenlose Bücher