Turrinis Jagd: Kriminalroman
für ein moralisches Schwein der Fritz gewesen ist, verdamme ich Sie nicht â ja, ich verstehe Sie sogar.
Ich werde Sie daher nicht auffliegen lassen. Das Einzige, was ich von Ihnen will, ist ein völlig anonymes Interview zum Thema: Was für ein Mensch war dieser Friedrich Neumüller, dass er nichts anderes als den Tod verdient hat?
Wann? Sonntag, 20. 11. 2011, 15 Uhr
Wo? Beim Aussichtsturm im Buchner Moor
Mit herzlichen GrüÃen
Unterschrieben hat die Gucki das Ganze dann aber mit Kugelschreiber:
Wirkt doch gleich viel persönlicher, oder?
âGlaubt die Gucki wirklich, dass der Mörder beziehungsweise die Mörderin so deppert ist, dass er oder sie in so eine plumpe Falle hineintappt?â, wird man sich jetzt fragen. Nein, glaubt die Gucki natürlich nicht. Weil der Mörder bisher so raffiniert vorgegangen ist, dass er nicht jetzt auf einmal so einen schweren Fehler begehen wird. Trotzdem ist die Gucki felsenfest davon überzeugt, dass er kommen wird, der Mörder. Aber halt nicht, um bei einer verständnisvollen Journalistin sein Herz auszuschütten, sondern um eine lästige Mitwisserin zu beseitigen. Hat ja noch immer sein Gewehr, der Mörder. Und mit dem wird er im Buchner Moor aufkreuzen. Und abdrücken wird er auch, und dass er sein Ziel trifft, das hat er schon beÂwiesen.
Jetzt: Warum hockt dann die Gucki so seelenruhig am Aussichtsturm? Praktisch in der Auslage. Wirklich ein gutes Ziel, die Gucki, kann ja der Mörder gar nicht verfehlen. Warum bringt sie dann auch noch ihren kleinen Turrini in Gefahr? Ihr HerzikratzischeiÃibinki! Ganz einfach: weil die Gucki einen Plan hat. Aber sowas von ausgetüftelt, der kann gar nicht schiefgehen!
Es führt nämlich nur ein einziges Wegerl zum Aussichtsturm. Sprich: Die Gucki sieht den Mörder kommen. Und dann muss er auch noch ziemlich nahe heran, weil er vorher gar nicht schieÃen kann. Hat ja vor lauter Bäumen keine Schussbahn. Sprich: Die Gucki derkennt ihn und kann ein bisserl mit ihm plaudern, bevor er auf sie schieÃt. Wenn er aber dann schieÃt, steht die Gucki nicht am Turm oben und lasst sich einfach abknallen. Dann hockt sie gemeinsam mit dem Turrini hinter den Brettern, die die Aussichtsplattform eingrenzen.
âMit einem Jagdgewehr schieà ich doch jederzeit durch so ein Brett durch. Wie nix!â, wird man jetzt einwenden. Hätt man sich sparen können, weià die Gucki ja eh, ist doch nicht dumm! Durch so einen Schild aus Plexiglas, wie ihn die Staatspolizei bei Demonstrationen hat, geht aber keine Kugel durch. Hat die Gucki extra angerufen und den Bürstinger Karli gefragt. Und genau so einen Schild hat die Gucki nach der Schlacht von St. Anton mitgehen lassen. Eigentlich nur als Andenken. Heute ist dieser Schild aber praktisch der Gucki ihre Lebensversicherung. Ein paar Schüsse hält der schon aus.
Und dann beginnt auch schon die Treibjagd. Weil die Gucki nach dem ersten Schuss an den Meierhansl Charly ein SMS schickt, ein einziges Wort: Hussa! Das ist auch schon das Startsignal für die Burschen von der CHR. Die müssten jetzt das Buchner Moor eigentlich schon umstellt haben. Weil du mit einem Hendlstauber auf jedem noch so schmalen Wegerl fahren kannst. Und weil es jetzt halber drei ist. Da werden sich der Gucki ihre Burschen grad einen schönen Haselnussstecken abschneiden. Drum hat ja auch jeder ein Taschenmesser mit. Weil du bei einer Treibjagd einen Stecken brauchst, zum Lärm-Machen. Da wird dann fest an einen jeden Baum gedroschen und geplärrt: âHussa, Hussa, Hussassa!â
Wird dem Mörder aufgehen, dass er eingekreist ist. Und wenn der Lärm dann lauter wird, merkt er, dass sich die Schlinge um seinen Hals zuzieht. Da wird er dann â nein, was der Mörder dann wirklich tun wird, das weià nicht einmal die Gucki. Hoffen tut sie natürlich, dass er die Nerven und das Gewehr wegschmeiÃt und rennt. Dann hat sie ihn, die Gucki! Weil dann rennt er unweigerlich einem Treiber in die Hände. Wenn ihn nicht schon vorher der Turrini derwischt.
Nur, wie gesagt, so ganz genau weià auch die Gucki nicht, wie der Mörder reagieren wird. Muss sie halt im Notfall ein bisserl improvisieren, so wie jetzt. Wie auf einmal der Mörder auftaucht, aus dem Nichts! Ganz in Schwarz. Schleicht geduckt näher. Huscht von einem Baum zum anderen, von einem Strauch zum nächsten.
Was ist denn das für ein Mörder? Um drei hat es
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