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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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schrie. Nein, unter den Waldtrollen war Luftholz weitaus am beliebtesten. Es brannte gut und der rote Schein des Feuers wirkte beruhigend.
    Spelda fuhr in ihrer Geschichte fort. Twig gähnte. Ihre Stimme war hoch und zugleich kehlig wie eine Art Gurgeln tief im Hals.
    »Mit vier Monaten konntest du schon laufen«, sagte sie und Twig hörte ihr an, wie stolz sie darauf war. Die meisten Trollkinder krabbelten die ersten anderthalb Jahre auf allen vieren.
    » Aber …«, flüsterte er leise. Die Geschichte schlug ihn gegen seinen Willen in ihren Bann und er war in Gedanken schon beim nächsten Satz. Gleich kam das »aber«. Jedes Mal, wenn es so weit war, durchlief ihn ein Schauer und er hielt den Atem an.
    »Aber«, sagte Spelda, »obwohl du den anderen körperlich so weit voraus warst, sprechen wolltest du nicht. Drei Jahre warst du alt und hattest noch kein einziges Wort gesagt!« Sie setzte sich anders hin. »Und ich brauche dir nicht zu sagen, wie schlimm das ist!«
    Wieder seufzte sie und wieder zog Twig die Nase kraus. Ihm fiel ein, was Taghair einmal zu ihm gesagt hatte: »Deine Nase weiß, wohin du gehörst.« Twig hatte das so verstanden, dass er den unverwechselbaren Geruch von zu Hause immer erkennen würde. Hatte er sich vielleicht geirrt? Hatte der weise alte Eichenelf in seiner typischen indirekten Art gemeint, dass seine Nase nicht mochte, was sie roch, weil dies gar nicht sein Zuhause war?
    Twig schluckte schuldbewusst. Er hatte sich das schon so oft gewünscht abends im Bett, wenn er wieder einmal den ganzen Tag lang verspottet, gehänselt und schikaniert worden war.
    Durch das Fenster sah er, wie die Sonne an dem gesprenkelten Himmel tiefer sank. Die gezackten Silhouetten der Kiefern des Dunkelwalds glitzerten wie gefrorene Blitze. Twig wusste, dass es schneien würde, noch bevor sein Vater am Abend zurückkehrte.
    Er dachte an Tuntum draußen im Dunkelwald, weit weg vom Ankerbaum. Vielleicht schlug er in diesem Augenblick die Axt in den Stamm einer Bluteiche. Twig erschauerte. Die Geschichten vom Bäumefällen, die er von seinem Vater kannte, hatten ihn vor lauter Angst schon so manche stürmische Nacht wach liegen lassen. Tuntum Schnapphold war von Beruf eigentlich Schnitzer, doch verdiente er das meiste Geld mit Schwarzarbeit, indem er die Schiffe der Himmelspiraten reparierte. Dazu brauchte er leichtes Holz – und das Holz mit dem größten Auftrieb war das der Bluteiche.
    Twig war sich der Gefühle seines Vaters nicht sicher. Immer wenn er mit einer blutigen Nase, einem blauen Auge oder Kleidern voller Dreck, den andere auf ihn geworfen hatten, nach Hause kam, wünschte er sich, sein Vater würde ihn in die Arme nehmen und trösten, bis es nicht mehr wehtat. Stattdessen erteilte Tuntum ihm Ratschläge und Befehle.

    »Schlag ihnen doch auch die Nase blutig«, sagte er einmal. »Hau ihnen eins aufs Auge. Und wirf nicht mit Schmutz, sondern mit Mist! Zeig ihnen, aus was für einem Holz du geschnitzt bist.«
    Seine Mutter erklärte ihm dann später, wenn sie Hylebeerensalbe auf seine blauen Flecken strich, dass Tuntum ihn damit nur auf die harte Welt draußen vorbereiten wollte. Doch Twig hatte seine Zweifel. Tuntums Augen hatten ihn nicht besorgt angesehen, sondern verächtlich.
    Abwesend wickelte er eine lange, schwarze Haarsträhne um den Finger und Spelda fuhr mit ihrer Geschichte fort.
    »Namen«, sagte sie, »wo wären wir Waldtrolle ohne sie? Sie bändigen die wilden Tiere des Dunkelwalds und geben uns unsere Identität. Koste nie von einer namenlosen Suppe, sagt das Sprichwort. Ach Twig, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als du mit drei Jahren immer noch keinen Namen hattest.«
    Twig fröstelte. Er wusste, ein Waldtroll, der ohne Namen starb, war für alle Ewigkeit zu einem Leben in der Luft verdammt. Das Problem war nur, dass das Ritual der Namensgebung erst stattfinden konnte, wenn das Kind das erste Wort gesagt hatte.
    »Habe ich wirklich nichts gesagt, Mütterlein?«, fragte er.
    Spelda sah weg. »Kein Wort kam über deine Lippen. Ich glaubte schon, du seist wie dein Urgroßvater Weezil. Er hat auch nie etwas gesagt.« Sie seufzte. »An deinem dritten Geburtstag beschloss ich deshalb, das Ritual trotzdem durchzuführen. Ich …«
    »Hat Urgroßvater Weezil ausgesehen wie ich?«, unterbrach Twig sie.
    »Nein, Twig«, sagte Spelda. »Es gab nie einen Schnapphold – oder überhaupt einen Waldtroll –, der aussah wie du.«
    Twig zog an der Haarsträhne. »Bin ich hässlich?«, fragte

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