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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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Justyna
    I ch bin Putzfrau. Mein Leben ist reich.
    Diese beiden Sätze kann ich auch heute noch, nach über einem Jahr, mit stolzgeschwellter Brust und ehrlichster Überzeugung unterschreiben.
     
    Diejenigen, denen diese Sätze nichts sagen, kennen mich anscheinend noch nicht. Daher möchte ich mich noch einmal kurz vorstellen. Mein Name ist Justyna. Ich bin Putzfrau. Eine von Tausenden, die in Deutschland ihre Dienste verrichten. Egal ob schwarz oder angemeldet, wir sind dazu berufen, deutschen Wohnungen, Häusern und Schlössern zu Hochglanz zu verhelfen.
     
    Ich liebe meinen Beruf. Und manchmal hasse ich ihn. So entsteht eines der Wörter, die ich in der deutschen Sprache übrigens sehr liebgewonnen habe: Hassliebe. Obwohl ich, wie anfangs bereits erwähnt, kein aggressiver oder rachsüchtiger Mensch bin. Im Gegenteil, ich strebe nach Harmonie. In seltenen Ausnahmefällen nur lasse ich mich aus der Reserve locken. Das ist dann der Fall, wenn mir oder den Menschen, die ich liebe, Unrecht widerfährt.
    Ich habe vor über einem Jahr ein Buch geschrieben. Über mein Leben und die Personen, die darin eine Rolle spielen. Und über meinen Lebensunterhalt beziehungsweise über die Art und Weise, wie ich ihn verdiene. Letzteres nahm den Hauptteil meines Buches in Anspruch. Meine harmlosen und größtenteils nett gemeinten kleinen Anekdoten haben eine Menge Staub aufgewirbelt. Und da Putzfrauen bekanntlich etwas gegen Staub haben, war mir das oft gar nicht so lieb. Ich war generell sehr erstaunt, ja geradezu perplex, welche Wogen Unter deutschen Betten geschlagen hat. Wasser und Staub … wie passend für eine Putzfrau.
     
    Ich habe in den letzten Monaten viel Zuneigung, Bestätigung und Anerkennung erfahren. Und mindestens genauso viel Feindseligkeiten, Beleidigungen, sogar blanken Hass entgegengebracht bekommen. Hass und Liebe eben – Hassliebe. Ich persönlich fände es schöner, wenn das Wort Liebehass hieße. Dann hätte das Wort Liebe mehr Gewichtung als Hass, da es an erster Stelle stünde. Wie dem auch sei. Darüber und über meinen Beruf möchte ich in diesem Buch erzählen.
     
    Ach ja, bevor ich es vergesse. Da Sie mein zweites Buch nun auch angefangen haben zu lesen, gehe ich davon aus, dass Ihnen das erste zugesagt hat, Sie Gefallen an meiner Geschichte und Interesse an meinem Leben gefunden haben. Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle herzlich danken. Danken möchte ich auch den unzähligen Menschen, die im Internet und per Post so viele liebevolle und aufmunternde Worte fanden. Ich checke das World Wide Web jeden Tag und finde bis heute neue Buchkritiken, Kommentare und Glückwünsche. Das ist wunderbar. Vielen Dank an alle.
     
    Sollten Sie mein erstes Buch nicht gelesen haben, wünsche ich Ihnen nun einfach viel Spaß bei der Lektüre, denn Sie werden Geschichten lesen, die Sie – genau wie ich – nicht für möglich gehalten hätten. Und lassen auch Sie mich wissen, was Sie davon halten.

Wie alles begann
    E inen Tag, bevor mein Buch erschien, schrieb die Süddeutsche Zeitung im Kulturteil über Unter deutschen Betten. Nie hätte sich irgendjemand aus meinem Umfeld (also die paar wenigen, die davon wissen) träumen lassen, dass meine Geschichte so viele Menschen erreichen könnte. Der Artikel berichtete über mich, mein Leben und meine Tätigkeit als Putzfrau. Auf einer ganzen Seite konnten nun Hunderttausende über mich lesen. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ich war stolz. Und meine Knie wollten nicht aufhören zu zittern.
     
    Meine Schwester war diejenige, die mir als Erste die Ausgabe mit dem Artikel über das Buch und mich mitbrachte. Ich war gerade vom Putzen bei einer netten Familie nach Hause gekommen, als sie bereits mit einem breiten Grinsen auf ihrem Gesicht und der Zeitung unterm Arm bewaffnet vor meiner Haustür wartete.
     
    »Sag nicht, du hast ihn noch nicht gelesen.«
     
    »Nein, was meinst du?«
     
    »Na, den Artikel über dich, du Schaf …«
     
    Und lachend streckte sie mir die Zeitung entgegen. Ich erinnere mich noch, dass das Zeitungspapier in meinen Händen regelrecht umherflatterte, so aufgeregt war ich. Ich wollte betont langsam lesen, damit mir ja kein Detail entgehen und ich auch alles verstehen würde. Also ließ ich mir Zeit mit meiner Lektüre. Die Überschrift lautete: »Augen zu und durchwischen.« Von Claudia Fromme. Ich musste lachen. Genauso war es! Frau Fromme, mit der ich mich vor einer Woche zum Interview verabredet hatte, hatte den Nagel auf den

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