Twisted Perfection - Ersehnt: Roman (Perfection-Reihe) (German Edition)
haben, nur weil du denkst, du würdest in dieser Ehe unglücklich ! Was für ein Bullshit, Sohn. Nenn mir auch nur einen Vollblutmann, der mit einer Frau wie Angelina Greystone unglücklich würde.«
Er hatte sich nie etwas erarbeiten müssen. Hatte sich nicht vorschreiben lassen müssen, wen er heiratete. Ich knirschte mit den Zähnen und schluckte alle Flüche und Beleidigungen herunter, die mir auf der Zunge lagen. Die halfen jetzt auch nicht weiter.
»Ich liebe sie nicht. Und sie mag mich auch nicht sonderlich. Da konnte ich diese Hochzeit einfach nicht durchziehen. Tut mir ja leid, aber so scharf ich auf den Vizepräsidentenjob auch bin, der mir von klein auf in Aussicht gestellt wurde, ich werde deshalb weder mein noch ihr Leben kaputt machen!«
Mein Vater beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. »Liebe macht noch lange keine gute Ehe aus. Die hält nicht ewig. Wenn dann die Realität einsetzt und harte Zeiten anstehen, verschwindet die Liebe, und du bleibst mit nichts zurück. Man heiratet jemanden, der dieselben Ziele hat wie man selbst. Jemanden, der keine Romantik erwartet, sondern Erfolg. Angelina kapiert das. Du nicht.«
Als meine Großmutter krank gewesen war, hatte ich meine Großeltern so oft wie möglich besucht. Eines Tages hatte ich mit meinem Großvater auf der Veranda gesessen und mit ihm dabei zugeschaut, wie meine Großmutter eines ihrer vielen Bilder malte. Die Liebe und Zuneigung, die er für sie empfand, war ihm deutlich anzusehen gewesen. An diesem Tag hatte er sich zu mir umgedreht und gesagt: »Lass dir bloß nicht die Liebe einer guten Frau entgehen, mein Lieber. Egal, was dein alter Herr dir sagt, Liebe ist etwas Reales. Ohne diese Frau hier wäre ich im Leben niemals so erfolgreich gewesen. Sie ist mein Rückgrat. Der Grund für alles, was ich je getan habe. Eines Tages lässt der egoistische Antrieb, dir einen Namen zu machen, allmählich nach. Es ist dir einfach nicht mehr so wichtig. Aber wenn du es jemand anderem zuliebe machst, für jemanden, für den du Himmel und Hölle in Bewegung setzen würdest, dann verlierst du den Drang zum Erfolg nie. Eine Welt ohne sie kann ich mir nicht vorstellen. Und möchte es auch gar nicht.«
Bis zum heutigen Tag hatte ich nicht mehr an seine Worte gedacht. Der Mann, der meinen Vater großgezogen hatte, war ihm in vieler Hinsicht ähnlich. Doch es gab einen entscheidenden Unterschied. Mein Vater tat das alles nur für sich. Sein Antrieb war die pure Selbstsucht. In seiner Arbeit steckte keine Liebe. Mein Großvater hatte dieses Unternehmen aus Liebe zu der Frau, die er geheiratet hatte, aufgebaut. Das hatte ich mit eigenen Augen gesehen. Ich wollte nicht wie mein Vater werden. Sondern wie mein Großvater.
»Wir müssen uns darauf einigen, dass wir uns in diesem Punkt nicht einigen können«, sagte ich schließlich, denn ich wusste, wenn ich seine Eltern erwähnte, würde er bloß sauer werden. Er war immer der Meinung gewesen, mein Großvater hätte schlechte Entscheidungen getroffen, obgleich er doch der Mann war, der diesen Club überhaupt aufgebaut hatte.
Mein Vater grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, Sohn, da täuscht du dich. Hier bestimme ich. Wenn du nicht bereit bist, das zu tun, was für diesen Club und deine Zukunft das Beste ist, dann bist du auch nicht bereit, irgendetwas zu übernehmen. Ich kann dich nicht befördern, wenn ich nicht darauf vertrauen kann, dass du kluge Entscheidungen triffst. Vorläufig ist dein Job im Club noch gesichert, was aber nicht heißt, dass nicht irgendwann jemand auftaucht, dem ich mehr vertrauen kann!«
Er enthielt mir also nicht nur die Position vor, für die ich hart geschuftet hatte, er stellte auch die Stellung infrage, die ich gegenwärtig innehatte! Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er könne mich mal, und wäre dann verschwunden. Und vielleicht würde ich das irgendwann ja auch noch tun. Aus Respekt vor dem Mann, der all das mit dem Wunsch gegründet hatte, es von einer Generation der Kerringtons an die nächste weiterzureichen, würde ich vorläufig bleiben. Diesen Mann respektierte ich. Für den Mann, der im Moment vor mir saß, empfand ich dagegen keinerlei Respekt. Wenn er es zu weit trieb, würde ich gehen. Wobei fraglich war, ob er mich überhaupt vermissen würde.
I ch zog mir eine Jogginghose und ein T-Shirt an, blieb aber erst noch mal in meinem Zimmer, weil ich nachdenken wollte. Mir war nämlich immer noch schleierhaft, was auf Woods’ Veranda
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