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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Der Krankenwagen jagte mit hoher Geschwindigkeit über die
schmale, nächtliche Straße. Die Scheinwerfer rissen die
Steilkurve vorn aus der Dunkelheit.
    Rechts ein Abgrund, darunter Felsen, gischtig schäumendes
Meer. Der Wagenraste darauf zu. Der Mann hinter dem Steuer lenkte ihn
absichtlich mit hoher Geschwindigkeit auf den
Straßenrand…
    Krachen, Bersten! Das Geräusch verbogenen Metalls
zerriß die nächtliche Stille. Die Räder drehten
durch, wie ein Raketengeschoß jagte das Gefährt über
den Abgrund und stand einige Sekunden lang in der Luft. Steine
kullerten und polterten in die Tiefe und rissen anderes loses
Felsgestein mit.
    Der Krankenwagen kippte nach vorn, wurde kopflastig und
stürzte dann wie ein Stein in den Abgrund.
    Nur drei Sekunden höchstens noch, dann würde er auf den
bizarren, gischtumspülten Felsklippen zerschellen.
    Da wurde die Fahrertür aufgerissen. Dunkel, Silhouettenhaft
beinahe zeichnete sich die Gestalt des Mannes ab, der im Hechtsprung
aus dem Führerhaus schnellte.
    Das Fahrzeug fiel weiter – der Mann aber stand in der Luft
wie auf einem unsichtbaren Brett!
    Ein Donnergetöse. Es krachte. Der Krankenwagen riß auf.
Wie ein Gummiball sprang er von der Klippe ab und landete auf einer
anderen. Ein Knall erfolgte, der sich in das Rauschen der Brandung
mischte. Eine Stichflamme schoß aus der zerbeulten,
zusammengedrückten Kühlerhaube. Es knisterte und ballerte.
Mehrere kleine Explosionen ereigneten sich, und Feuerfontänen
rieselten auf das Wasser hinab. Das Benzin brannte auf den
schäumenden Wellen weiter.
    Das Auto war im Nu in ein Meer von schwarzem, unheilvollem Qualm
und prasselnden Flammen gehüllt.
    Aus der Höhe beobachtete der Mann den ausbrennenden
Krankenwagen.
    Der Beobachter, der wie ein Geist in der Luft stand, lächelte
grausam und wissend.
    Es war niemand anders als Frank Holesh, der Mann, der aus freiem
Willen sein Leben den Mächten der Finsternis verschrieben hatte,
der Mann, der eine Krankenschwester ermordete, der seine Kolleginnen
und Kollegen verraten hatte, der Mann, der Dr. Rooney niederschlug
und herzlos die dem Tode nahe Carminia Brado den lebenserhaltenen
Apparaten entriß und sie an einem unbekannten Ort versteckte.
Dies alles, um Molochos Willen zu erfüllen, dies alles, weil er
sein Herz materiellen Dingen verschrieb, weil er reich sein und
Besitz haben wollte. Beides war ihm gewährt worden.
    Dafür aber hatte er seine Menschlichkeit
eingebüßt.
     
    *
     
    Der intelligente Mann, der zu Richard Patricks Privater
Parapsychologischer Forschungsgemeinschaft gehörte, schwebte wie
auf einem unsichtbaren Lift in die Höhe. Er erreichte den
Straßenrand und gewann wieder festen Boden unter den
Füßen.
    Frank Holesh wanderte in die Nacht hinein.
    Er war ein freundlicher, sympathisch aussehender Mann, dem man
nicht anmerkte, was er wirklich dachte und wollte und wie
gefährlich er war.
    Wenig später wurde Holesh in eine sieben Meilen entfernte
Ortschaft per Anhalter mitgenommen. Die ältliche Dame –
eine pensionierte Lehrerin, resolut und selbstsicher – hatte
keine Befürchtungen, den einsamen Spaziergänger
mitzunehmen. Daß sie einen Mörder an ihrer Seite hatte,
konnte sie nicht ahnen.
     
    *
     
    In der gleichen Nacht, noch ehe am nächsten Morgen der
demolierte Krankenwagen geborgen und als das von dem Entführer
entwendete Fahrzeug identifiziert wurde, hatte der Verkaufsfahrer
Henry Fisher ein Erlebnis, daß er nie in seinem Leben vergessen
sollte…
    Der dreiunddreißigjährige Texaner war oft bis in die
späten Abendstunden unterwegs. Er lieferte für eine
fleischverarbeitende Firma Wurst und Fleischwaren. Die Hauptabnehmer
waren Gastronomen und Fremdenverkehrsbetriebe sowie
Imbißbudeninhaber.
    Er hatte die Erfahrung gemacht, daß sich abends noch manch
ein Paket mehr absetzen ließ, wenn man richtig ins
Gespräch kam. Seine Vorgesetzten waren zufrieden mit ihm. Er
machte gute Umsätze. Allerdings auf Kosten eines gewaltigen
Zeitaufwands.
    Das schien jedoch nur auf den ersten Blick so zu sein.
    Henry Fisher war gern unterwegs. Zu Hause, bei seiner
streitsüchtigen Frau, fühlte er sich nicht besonders wohl.
Jede Stunde, die er länger auswärts bleiben und für
die er als Entschuldigung »seinen aufreibenden Job« angeben
konnte, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Hinzu kam, daß er
hier und da eine Freundin hatte, bei der er nach Bedarf ebenfalls die
eine oder andere Stunde zubrachte, was er wiederum auf seinen Job
schieben konnte. Fisher

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