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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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sah, hatte zuerst Grundschullehrerin werden wollen, also eine Pädagogenlaufbahn im Visier gehabt. Zum Studieren war sie anfänglich nach Kiel zu ihrem damaligen Freund gezogen, der dort schon eine Referendariatsstelle bekleidete.
    Doch irgendwie erschien ihr mit der Zeit die berufliche Perspektive eines Lehrers zu sehr vorgezeichnet und einer inneren Eingebung folgend, bewarb sie sich kurz entschlossen bei der Kieler Schutzpolizei, wofür ihr damaliger Freund wenig Verständnis aufbrachte.
    Regelmäßige Schichtdienste, tagelange Einsätze während der Castortransporte in Lüchow-Dannenberg und Gorleben führten dann bald zum Bruch der noch nicht in sich gefestigten Beziehung. Noch während der Kieler Zeit, erhielt sie den Dienstgrad eines Kriminalkommissars und da sie trotz des großstädtischen Einflusses immer das überzeugte Landei geblieben war, wechselte sie bald darauf in heimatliche Gefilde und trat ihren Dienst in der Bezirkskriminalinspektion Flensburg an.
    Für den später dazu stoßenden Hauptkommissar Schmidt war sie ein wahrer Glücksfall, denn da sie ›als eine von hier‹ mit den Ländlern gut konnte, öffnete sich so manche Tür, die wohl dem ehemaligen Großstädter – der zudem den heimeligen, wärmenden Stallgeruch vermissen ließ, sonst verschlossen geblieben wäre.
    Klar, er fühlte sich auch persönlich zu Isabell hingezogen und das bezog sich nicht nur auf ihr attraktives Äußeres sowie ihre offene, freundliche Art, sondern auch auf ihre Loyalität, ihre absolute Verlässlichkeit und nicht zuletzt auf ihre fachliche Kompetenz.
    »Na, Isabell, was meinst du, haben wir noch ausreichend Muße für die Aufarbeitung eines weiteren Falls?«
    »Woher sollen wir das wissen, Paul?«, erwiderte Isabell lächelnd und hielt mit dem Sichten der eingegangenen Tagespost kurz inne.
    »Im Moment können wir ja ein wenig verschnaufen, aber wie lange noch?«

2. Ein Traum wird wahr
    »Genau, Nina, das ist es«, wandte sich Ben, der in derartigen Situationen immer schnell entflammbar war, begeistert an seine gleichaltrige Freundin. Während der Fahrt zur kleinen Anhöhe, die nur wenige Gehminuten von der Chaussee entfernt lag, hatte sich beim Anblick des Anwesens dieses merkwürdige Bauchkribbeln eingestellt, das von nun an unaufhaltsam die Regie über ihn übernehmen sollte.
    Selbst Nina, die stets Kühlere der beiden, war von dem stilvollen Rotsteingebäude, das einmal ein Kinderlandschulheim beherbergt haben sollte, gleich angetan.
    Vor dem Gebäude, welches sich mit den weißen, von frischem Birkengrün umrahmten Sprossenfenstern im warmen Schein der Abendsonne darbot, erwartete sie bereits der Makler. Bei ihrem Erscheinen nahm er hastig einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, bevor er diese, unterdrückt vor sich hin hüstelnd, mit einem seiner blankgewienerten, italienischen Schnürern ausdrückte.
    Nach kurzem Händeschütteln – das von Maklerseite betont herzhaft ausgeführt, fast ihre Gelenke knacken ließ, öffnete dieser eilfertig die zweiflügelige Haustür, nicht ohne vorher gebührend auf deren kunstvolle Schnitzereien hingewiesen zu haben.
    Hinter einem quaderförmigen Vorflur, der mit Terrazzo belegt war, öffnete sich vor ihnen ein großer Raum, der in längst vergangenen Zeiten als Speisesaal gedient haben mochte und den Eindruck hinsichtlich dessen, was aus ihm zu machen war, bei den jungen Leuten nicht verfehlte. So waren sämtliche Holzvertäfelungen gut erhalten, und durch die parallel gegenüberliegenden mannshohen, mit einem Rundbogen abschließenden Fenster traf sich das Tageslicht aus zwei Himmelsrichtungen, welches den Raum in eine eigenartige, naturnahe und wechselnde Stimmung tauchte.
    Ben, der Fantasievollere der beiden, sah bereits alles vor seinen Augen und malte sich detailliert aus, wie sie hier das ursprüngliche Alte mit frischen, modernen Stilelementen aus Glas und matt gebürstetem Chrom, versehen mit einem dezentem Hauch von Champagnerbeige, in idealer Weise miteinander kombinieren konnten.
    »Wie Sie am Telefon andeuteten«, unterbrach der Makler wie ein geschickter Moderator das träumerische Schweigen, »haben Sie vor, sich hier – natürlich vorausgesetzt, dass wir uns einig werden – eine kleine, spezielle Gastronomie einzurichten?«
    »Ja«, antwortete Nina, »es soll eine Frühstückspension in Kombination mit einem Café hauptsächlich für Feriengäste und Tagestouristen entstehen.«
    »Na, sehen Sie, das erscheint mir für den Zweck geradezu ideal«,

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