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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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eines Segeltörns in der Nähe von Stockholm stürzte eine Dame ohne Unterwäsche kopfüber ins Wasser und bereicherte damit das anatomische Wissen der Lamas, die seit ihrer Kindheit Mönche gewesen waren.
    Damals bekam unsere Stockholmer Gruppe einen Namen. Die Leute waren “schwedisch-zurückhaltend”, wollten jedoch viel wissen und stellten vor allem praktische Fragen. Hannah und ich zuckten zusammen, als Kalu Rinpoche auf die Idee kam, aus “Karma Ling”, unserem Landzentrum in Südschweden, eine Stelle für die dreijährige Zurückziehung der Mönche und Nonnen zu machen. Das würde für unsere Arbeit wenig nützlich sein, weil wir uns schon entschieden hatten, in Europa auf den Laien- und Verwirklicher -Buddhismus zu setzen. Das erwarteten unsere begabtesten und selbständigsten Freunde überall. Dennoch machten Kalu Rinpoches Lamas zur Vorbereitung einen Tag lang Pujas unter freiem Himmel mit ihren mitgebrachten Instrumenten, während wir darauf warteten, dass jeden Augenblick liebestolle Elche aus dem Gebüsch springen würden. Das Dröhnen der langen Hörner war ihren Paarungsgeräuschen sehr ähnlich.

    Mit Kalu Rinpoche unterwegs

    Auf der Rückfahrt hielten wir auf der südlichsten Insel Dänemarks an, wo heute nahe Schüler das Zurückziehungszentrum in Rödby betreuen.
    Die Adressen von ein paar recht verwirrten Leuten in Hamburg, die nur dann Kagyüpas waren, wenn wir sie besuchten, hatten wir “vergessen”. Sie luden Lehrer aller Art ein und hätten sowieso nicht viel Kraft sammeln und etwas auf die Beine stellen können. So übernachteten wir in einer Pension in der Nähe des Fernsehturms, den wir am nächsten Morgen mit Kalu Rinpoche besuchten.
    Der nächste Halt war das Theravada -Zentrum “Haus der Stille” in Roseburg. Es liegt zwischen Lübeck und der Grenze zur damaligen DDR. Noch fünfzehn Jahre später erzählte Kalu Rinpoche in Indien von diesem Besuch. Es war auch wirklich komisch. Mitten während seines Vortrags wurden die sonst eigentlich erwachsenen und wohlerzogenen Zuhörer immer nervöser, rutschten auf ihren Stühlen herum und stürmten auf einmal aus dem Raum. Nur ein paar Tapfere in der ersten Reihe blieben zurück. Unsere Veranstaltung fand zeitgleich mit einem Zen-Seminar statt, dessen Lehrer aus der alten Schule stammte. Er schlug seine Schüler, wenn sie zu spät zu seinen Belehrungen kamen.

    Paris war damals schon die Drehscheibe für Kalu Rinpoches Arbeit. Wir wurden mit endlosen Mahlzeiten verwöhnt und blieben einen Monat im sommerlichen Frankreich. Während eines Essens sprangen plötzlich alle auf, als die Wirtin ihren breiten Finger mitten auf Kalu Rinpoches Stirn drückte. Sie sagte, sie hätte dort ein Licht gesehen.
    Zum Schrecken der bürgerlichen Franzosen kam später noch eine Gruppe kräftiger Dänen, von meinem Bruder Björn angeführt, der dort Zuflucht nahm.
    Unterwegs nach Lyon machten wir Halt in Plaige, einem kaum verfallenen Schloss. Ein Jahr zuvor hatten wir Freunden geraten, es für Karmapa zu erwerben. In Frankreich hatten wir damals oft mehr Schlösser als Buddhisten. Solange ein Gebäude in Privatbesitz war, mussten für jede einzelne Öffnung - Fenster wie Türen - Steuern bezahlt werden, und das konnte ganz schön teuer werden. Wenn das Gebäude jedoch öffentlich genutzt wurde, entfiel die Steuer. Die scheinbar beste Möglichkeit - dass die Besitzer den Teil behielten, den sie brauchten, und die restlichen Räume dem dortigen Zentrum schenkten - führte leider nur selten zur beiderseitigen Zufriedenheit. Wenn Unstimmigkeiten auftauchten, war westliche Direktheit dem hinhaltenden Verhandlungsstil des Ostens meistens unterlegen. In den Fällen, in denen der Wunsch der Besitzer nicht unbedingt der war, den Tibetern etwas zu schenken, fühlten sie sich letztendlich betrogen und zogen aus.
    Zum ersten Mal redeten die Buddhisten in Aix-en-Provence davon, ein Zentrum “für Kalu Rinpoche” zu starten. Wir glaubten, falsch gehört zu haben, und sagten ihnen, dass er doch von Karmapa geschickt sei. Alle Kagyüpas müssten zusammenarbeiten und dürften sich nicht zersplittern. Erst später erfuhren wir, dass der tibetische Lehrer Akong Tulku Schuld an der Abkehr der Franzosen war. Er wollte Oberhaupt des europäischen Buddhismus sein und versuchte ständig, dafür eine schriftliche Bestätigung von Karmapa zu erhalten, die dieser aber nicht geben wollte. Da die Franzosen Akong in keiner Weise vertrauten, trieb er sie damit in die Arme Kalu

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