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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gewann wieder ein wenig Festigkeit zurück. »Hör mal, Lawler, hast du überhaupt ‘ne Ahnung, wie wertvoll diese Mineralknollen sein könnten? Durch sie könnte sich unsere ganze Existenz auf diesem verdammten Wasserloch von Planeten verändern! Woher hätte ich denn wissen sollen, daß die Taucher direkt in das verdammte Grundnetz schwimmen? Und woher soll ich wissen, daß sie da auch noch drinbleiben wollten, nachdem wir signalisiert hatten, daß wir den Schlepp einholen?«
    »Sie wollten ganz bestimmt nicht da drinbleiben. Sondern sie müssen sich dort verfangen haben. Intelligente taucherfahrene Meerestiere bleiben nicht einfach so in einem Netz sitzen, das aus vierhundert Metern im Eiltempo raufgeholt wird.«
    Delagard antwortete mit blitzenden Augen: »Also, sie sind aber dringeblieben. Warum, das weiß ich auch nicht.« Dann erlosch der bossige Blitzeblick, und er bedachte Lawler erneut mit der Miene eines, der um ein Wunder bittet, die Augäpfel flehentlich nach oben verzückt. Hoffte er etwa noch immer? Sogar jetzt noch? »Hast du wirklich nichts, gar nichts tun können, um sie zu retten, Lawler? Überhaupt gar nichts?«
    »Na klar, hätte es da was gegeben. Alles mögliche hätte ich machen können. Aber anscheinend war ich wohl grad nicht in der rechten Stimmung dafür.«
    »Tut mir leid. Das war blöd von mir.« Delagard sah fast zerknirscht drein. Heiser sagte er: »Ich weiß, du hast dein Bestes versucht. Hör mal, gibt es irgendwas, das ich dir in dein Vaargh schicken lassen kann, als Honorar? Vielleicht eine Kiste Beerentang-Brandy, oder ein paar gute Körbe, oder eine Wochenration Banger-Steaks...«
    »Den Brandy«, sagte Lawler. »Das ist noch die beste Idee, dann kann ich mich wenigstens richtig besaufen und zu vergessen versuchen, was ich hier heut früh gesehen hab.« Er schloß die Augen. »Die Gillies haben Kenntnis davon, daß du drei komatöse Taucher die ganze Nacht lang hier versteckt hast.«
    »Wirklich? Woher willst du das so sicher wissen?«
    »Weil ich in ein paar von ihnen reingelaufen bin, vorhin, als ich an der Bucht herumgewandert bin, und sie haben mir fast den Kopf abgebissen. Sie schäumen vor Wut. Hast du denn nicht gesehen, wie sie mich vertrieben haben?« Delagards Gesicht war auf einmal aschgrau; er schüttelte den Kopf. »Also, sie haben mich verscheucht. Und ich hatte nichts weiter getan, als daß ich bestenfalls ihrem Kraftwerk etwas zu nahe gekommen bin. Nur, früher haben sie durch nichts zu verstehen gegeben, daß uns dort der Zutritt verboten ist. Also muß es wegen der Taucher gewesen sein.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Was sonst?«
    »Setz dich erst mal hin. Doc, wir müssen miteinander reden.«
    »Nicht jetzt.«
    »Also, hör doch erst mal zu!«
    »Ich will aber nicht, klar? Ich kann mich hier nicht länger aufhalten. Ich hab was anderes zu tun. Wahrscheinlich warten im Vaargh schon die Patienten auf mich. Verdammt noch mal, ich hab noch nicht einmal gefrühstückt.«
    »Doc, warte doch ‘nen Moment. Bitte!«
    Delagard griff nach ihm, doch Lawler schüttelte die Hand ab. Auf einmal erregte ihm die heiße dumpfige Luft in dem Schuppen und der süßliche Geruch der toten Leiber Brechreiz. Sein Kopf begann sich zu drehen. Auch Ärzte haben ihre Grenzen. Er machte einen Bogen um den gaffenden Delagard und wollte ins Freie. An der Tür schwankte er mit geschlossenen Augen vor und zurück, holte tief Luft und lauschte dem Grollen seines leeren Magens und dem Knarren der Landebrücke unter seinen Füßen, bis der plötzliche Schwindelanfall wieder von ihm wich.
    Er spuckte aus. Ein grüner, trockener Klumpen. Er starrte den Auswurf böse an. Himmel, was für ein Tagesbeginn!
    INZWISCHEN WAR ES Tag geworden. Ganz und gar. Wegen der unmittelbaren Äquatornähe von Sorve stieg die Sonne am Morgen rasch über den Horizont und versank bei Einbruch der Nacht fast genauso plötzlich wieder. Und an diesem Morgen war der Himmel noch dazu ganz besonders prächtig. Helle rosa Bänder waren mit rotgelben und türkisfarbenen gemischt und über das Firmament ausgegossen. Der Himmel da droben sah fast so bunt aus wie Delagards Sarong, dachte Lawler. Kaum war er vor dem Schuppen und in der frischen Luft, hatte er sich rasch wieder gefangen, spürte nun aber, wie eine erneute Woge von Zorn in ihm aufschwoll, die üble Resonanzen in seinen Eingeweiden auslöste, und er senkte den Blick auf seine Füße und atmete erneut tief durch. Er mußte zusehen, daß er heimkam, das war es, was er

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