Über den Wassern
bin darüber hinaus so viel mehr geworden. Komm doch mit mir!«
»Bitte, Gabe. Laß mich!«
»Du willst doch rübergehen. Ich weiß, daß du es willst. Du willst doch nur wegen diesem Lawler bleiben.«
»Ich bleibe hier, weil ich es so will!« sagte Sundira.
»Das ist nicht wahr. Ich weiß es. Der armselige, müde, erbärmliche Hund. Du willst ihn bloß nicht im Stich lassen.«
»Nein, Gabe!«
»Du wärst mir dann aber dankbar.«
»Nein!«
»Komm doch mit mir!«
»Gabe - bitte!«
Aber auf einmal schwang ein zweifelnder Ton in ihrer Stimme mit, eine Klangfärbung, als gerate ihr fester Entschluß in Schwanken. Und Lawler empfand das wie einen schmerzhaften Schlag. Er sprang zu den beiden auf das Krandeck. Sundira wich mit einem entsetzten Keuchen zurück. Kinverson blieb, wo er war, und blickte Lawler gelassen entgegen.
Die Gaffeln und Harpunen lagen in ihren Halterungen. Lawler packte sich einen der Speere und richtete ihn auf Kinversons Gesicht.
»Du läßt sie in Ruhe!«
Der Riese besah sich die scharfe Waffe mit einem Ausdruck der Belustigung, vielleicht auch der Verachtung.
»Aber, Doc, ich tu ihr doch gar nichts.«
»Du versuchst sie zu verführen.«
Kinverson lachte. »Na, dazu braucht es ja wohl bei ihr nicht viel, oder?«
In Lawlers Ohren dröhnte plötzlich ein wütendes Getöse. Es kostete ihn große Mühe sich zu beherrschen. Am liebsten hätte er Kinverson den Speer in den Hals gerammt.
Und dann sagte Sundira: »Val, bitte. Wir haben doch bloß miteinander geredet.«
»Ja, das hab ich gehört. Über was ihr da - geredet habt. Der will dich beschwatzen, daß du mit ihm rübergehst, oder?«
»Das leugne ich ja nicht«, sagte Kinverson leichthin.
Lawler fuchtelte erneut mit der Gaffel. Ihm war bewußt, wie drollig, wie kindisch und dumm seine Erregtheit auf Kinverson wirken mußte. Schließlich überragte ihn Kinverson - trotz all seiner neugewonnenen heiligmäßigen Sanftheit - beträchtlich und bedrohlich und sah geradezu unverletzbar und unbesiegbar aus.
Doch Lawler mußte dem ein Ende machen. Mit gepreßter Stimme sagte er: »Ich will nicht, daß du noch einmal mit ihr sprichst, ehe wir losfahren.«
Kinverson lächelte freundlich. »Ich hab ihr doch nichts Böses getan.«
»Ich weiß, was du versucht hast. Und ich werde es nicht zulassen.«
»Sollte sie das nicht lieber selbst entscheiden, Doc?«
Lawler warf Sundira einen fragenden Blick zu. Sie sagte sanft: »Es ist schon gut, Val. Ich kann schon auf mich selber achtgeben.«
»Ja. Ja, natürlich.«
»Gib mir die Gaffel, Doc«, sagte Kinverson. »Sonst tust du dir damit noch weh.«
»Bleib, wo du bist!«
»Es ist meine Harpune, ja? Es steht dir nicht zu, damit herumzufuchteln.«
»Paß auf!« sagte Lawler. »Los, verschwinde! Verzieh dich vom Schiff! Los! Geh zurück zur Insel! Los, Gabe! Du gehörst nicht mehr hierher. Keiner von euch hat mehr hier was verloren... Das ist ein Schiff für Menschen!«
»Val!« rief Sundira.
Lawler packte den Speer fest und hielt ihn, wie er ein Skalpell halten würde, dann ging er ein, zwei Schritte auf Kinverson los. Der Fischer richtete sich zu seiner ganzen gewaltigen Größe auf. Lawler holte tief Luft. »Los, hau ab!«, schrie er. »Geh zurück auf die Insel! Spring, Gabe! Gleich jetzt, da rüber!«
»Ach, Doc, Doc, Doc...«
Lawler stieß die Harpune scharf und heftig von unten her gegen Kinversons Zwerchfell. Der Stoß hätte ihn direkt ins Herz treffen müssen, doch Kinversons Arm bewegte sich mit unglaublicher Gewandtheit. Die Hand faßte den Speerschaft und drehte ihn, und Lawler fuhr ein stechender Schmerz durch den ganzen Arm. Und dann war die Harpune in Kinversons Hand.
Automatisch kreuzte Lawler die Arme vor dem Bauch, um sich gegen den zu erwartenden Stoß zu schützen. Kinverson betrachtete ihn, als tastete er ihn nach der richtigen Stelle für den Stoß ab. Bring’s schon hinter dich, Mistkerl, dachte Lawler. Jetzt und rasch! Er glaubte schon fast, den Stoß zu spüren, das brennende Eindringen der Zacken, das Zerreißen des Gewebes, die scharfe Spitze, die im Brustkorb zum Herzen vorstieß.
Doch es kam kein Stoß. Kinverson beugte sich nur gelassen nach vorn und klemmte die Gaffel wieder in ihre Halterung.
»Du solltest nicht so mit dem Werkzeug herumhantieren, Doc«, sagte er sanft. »Und jetzt entschuldige mich, bitte. Ich laß dich und die Lady jetzt allein.«
Er wandte sich ab, ging an Lawler vorbei und stieg aufs Hauptdeck hinab.
»ICH HAB WOHL recht blöd
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