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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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PROLOG
Sonntag, 7. Februar 2010
    I ch weiß nicht, wie sich Migräne anfühlt. Neununddreißig Jahre lang blieb es mir erspart, sie zu erleben. Doch wenn sie sich so anfühlt, dass man am liebsten seinen Kopf abnehmen und ihn jemand anderem überlassen würde, damit derjenige sich darum kümmert, bis der Schädel endlich zu kreischen aufhört, dann lag der Arzt in der Notaufnahme wohl richtig, als er bei mir Migräne diagnostizierte.
    Vor vier Stunden hat mich derselbe Arzt mit einer Packung Co-codamol-Schmerztabletten nach Hause geschickt und mir geraten, es ein paar Tage lang ruhig angehen zu lassen. Ich versuche mein Bestes, seinem Rat zu folgen, was für eine Mutter von drei äußerst lebhaften Kindern alles andere als einfach ist. Den Nachmittag verbringe ich im Bett und warte darauf, dass das Medikament endlich zu wirken beginnt, damit das unablässige Hämmern in meinem Schädel erträglich wird. Ich schließe die Augen, umklammere meinen Nacken und massiere mit den Fingern sacht den Hinterkopf. Mein einziger Wunsch ist, von dieser Höllenqual wenigstens so lange befreit zu sein, bis ich in einen schmerzfreien Schlaf versinke. Bitte, nur eine Stunde Erholung, dann bin ich wieder auf dem Damm.
    Plötzlich ertönt ein » MAMA !« aus dem Badezimmer. Dort tobt ein brüderlicher Kampf zwischen dem neunjährigen Harvey und dem sechsjährigen Woody. Es ist Woody, der meine Unterstützung fordert. Ich versuche ihren Streit zu ignorieren, da ich weiß, dass mein Ehemann Mark, der unten in der Küche die Hinterlassenschaften des sonntäglichen Mittagessens beseitigt, einschreiten wird, sollte der Zank aus dem Ruder laufen – was meistens der Fall ist. Aber ich kann den Krach nicht ausblenden. Diese Kopfschmerzen machen mich rasend. Ich stehe auf und schleppe mich ins Badezimmer.
    »Harvey, wenn du deinen kleinen Bruder nicht auf der Stelle in Ruhe lässt, gehst du morgen nach der Schule nicht zum Fußballtraining!«, schimpfe ich, was dazu führt, dass neuerliche Übelkeit in mir aufsteigt. Mark hört die Verzweiflung in meiner Stimme und kommt mir zu Hilfe.
    »Du strengst dich zu sehr an«, sagt er leicht verärgert. »Setz dich. Ich kümmere mich schon um die beiden. Und beruhige dich erst mal, ich mache dir gleich eine Tasse Earl Grey.«
    Er legt mir den Arm um die Schulter und führt mich nach unten ins Wohnzimmer, wo ich auf das rote Ledersofa sinke und mir den Kopf halte, in dem es so grauenhaft hämmert. Dies ist die Mutter aller Kopfschmerzen. Unsere Tochter India, elf Jahre alt, hat den Fernseher laufen lassen und ist nach oben gegangen, um ihren Schulranzen für morgen zu packen. Auf dem Plasmabildschirm läuft die Wiederholung von Dancing on Ice aus der vergangenen Woche, und irgendein Seifenopern-Star wirbelt wie ein Profi über die Eisbahn. Doch ich sehe ihm nicht zu. Ich schaue auf die Uhr des Bildschirms. 18.09 Uhr. Ich fühle mich krank, richtig krank. Nicht so, als steche nur ein furchtbarer Kopfschmerz in meinen Schädel, es ist vielmehr ein Gefühl, das sich nicht beschreiben lässt. Mein ganzer Körper ist geschwächt, alle Energie scheint aus mir herauszufließen. Langsam gerate ich in Panik.
    »Mark, was ist mit mir los? Mir ist so komisch«, versuche ich meinem Mann zuzurufen, der sich ein paar Meter entfernt in der Küche aufhält. Es ist nur noch ein Lallen. »Mmmooh«, ein unterdrücktes Stöhnen kommt aus meinem Mund, und plötzlich steht Mark vor mir, doch sein Gesicht ist lediglich eine verschwommene Fläche vor meinen Augen. Mein ganzer Körper versteift sich, und panisch registriere ich, wie ich vom Sofa rutsche und als unförmiger Haufen auf dem Boden lande. Ich fühle Marks Arme, die mich umfassen, als er versucht, mich hochzuheben, um meine starren Gliedmaße auf dem Teppich in eine normale Position zu bringen. Ich erkenne nichts außer vagen Formen und Bewegungen, doch ich spüre die Furcht meines Mannes, als er unserer Tochter zuruft: »India, lauf nach nebenan und hol Burt!«
    Sekunden verstreichen, aber ich habe kein Gefühl für die Zeit, nur blinde Angst. Ich habe keinerlei Kontrolle mehr über meinen Körper, was mich zu Tode erschreckt. Mark ist immer noch dicht neben mir, ich kann gerade noch das Weiß seines T-Shirts im Kontrast zu seinem dunklen Haar erkennen.
    »Bitte, hilf mir! Lass mich nicht allein«, flehe ich innerlich.
    Wie aus der Ferne höre ich India, die Mark berichtet, der Nachbar sei nicht zu Hause. Danach will sie wissen, was denn los ist.
    »Lauf und hol

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