Ueber die Verhaeltnisse
von Melanie paßte. Dennoch hat sich der Name, wenn auch hierzulande eher wie Mella klingend, durchgesetzt, nicht aber jene extreme Steigerung, die der spätere Chef damals noch dazugehängt hatte, indem er sie nicht nur Mela, sondern auch noch ein echtes Melerl hieß.
Als er ihr das mit der Politik dann noch einmal sagte, war alles, was ihr dazu einfiel, ein herzliches »Spinnst?« gewesen, das er nach anfänglichem Schmollen dann doch so nahm, wie es gemeint war, verständnislos, jedoch gutmütig.
Aus unserer Heldin ist also schon vor der Zeit eine Mela geworden, weil sie gerade von dem noch nicht zum SPANFERKEL gediehenen SPANFERKEL tagträumte und von der den Chef zu seinem künftigen Politikerdasein motivierenden Sauwirtschaft nur das Schweinerne wahrgenommen hatte, das wiederum das noch nicht als SPANFERKEL gedachte SPANFERKEL durch einen erhellenden Geistesblitz endgültig zum SPANFERKEL machte. Ich denke, es erübrigt sich, weiter auszuholen.
Die materielle Grundlage.
Mela, aus einer der Binnenprovinzen des Binnenstaates stammend, hatte geerbt. Sie war noch nicht weit mit ihrem Studium der Biologie gekommen und hatte dasselbe abgebrochen, sobald die Idee zum SPANFERKEL ihrem Kopf entsprungen war. Der unmittelbare Umgang mit Tierischem und Pflanzlichem war ihr doch lieber als ein Studium, von dem sie nichts weiter erwarten konnte, als künftige Generationen mit ihrem Wissen und dessen Vermittlung gegen sich aufzubringen. Mela griff also zu, sozusagen ungeschauter, mit einem Geschick, als hätte sie selbst an den Händen Augen.
Der Chef, der damals gerade auf dem Sprung vom zu alten Studenten-Funktionär zum zu jungen Abgeordneten war, klärte die leidige Sache mit der Konzession über den stillen, wenn auch nicht ungewöhnlichen Weg durchs andere Lager, sozusagen als Abfertigung für eine Amour, die sich nicht nur an Melas Spinnst? erschöpft hatte, sondern auch an dem grundsätzlichen Auseinanderdriften beider Lebenswege – Mela wurde Arbeitgeberin, wenn auch nur in einem Dienstleistungsbetrieb mit Gewerbeordnung, aber immerhin – und wohl auch an einer gegenseitigen erotischen Abkühlung, die sich als gute Unterlage für eine leichten Herzens versprochene und bis auf gelegentliche Ausrutscher auch eingehaltenen Freundschaft erwies.
Allerdings, so glimpflich, wie sie sich in kurzen Abschnitten lesen, verlaufen Lebensgeschichten nie. Also ist auch hier noch etwas nachzutragen, das als gleichzeitig zu denken ist, nämlich Frô. Mela und der Chef, der damals gerade die ersten Stufen auf der Treppe zur politischen Beletage erklomm, waren einander für mehrere Monate aus dem Blick geraten, was dem enterotisierten Verhältnis Zeit zur Stabilisierung ließ.
Doch dann trafen sie in einer der vielen kleinen Gassen zwischenParlament und SPANFERKEL neuerdings aufeinander. »Bin ich froh«, soll der Chef im ersten Moment gesagt haben – sie schauten einander lange in die Augen, der Hormonspiegel war tatsächlich abgesunken, wenn auch nicht ganz – und dann ins Stottern geraten sein, »froh, ja, schon, ausgesprochen froh, und wie«, als er Melas großen Bauch weder soziologisch noch psychologisch noch ideologisch anders deuten konnte denn als fortgeschrittene Schwangerschaft. Die Rechenmaschine in seinem Kopf explodierte wie eine wild gewordene Registrierkasse, aber da es ihm am sachgerechten Blick für die genaue Datierung der eingetretenen anderen Umstände mangelte – die sonnengefleckte Wiese blitzte ein paarmal zwischen den rückwärts wirbelnden Kalenderblättern auf –, hob er die schweren, blond umborsteten Lider, und seine stets etwas blutunterlaufenen Augen stellten die möglicherweise eine lebenslange Antwort nach sich ziehende Frage.
Dies aber war der Augenblick, in dem sich Melas Souveränität zum ersten Mal voll entfaltete. Sie nahm die so unselig geblickte Frage nicht zur Kenntnis, lachte, daß ihr unmißverständlicher Bauch nur so bebte, und lud den Chef, der natürlich noch längst nicht der Chef war und der die ganze Serie seiner gestammelten »Frohs« mit einem letzten erleichterten »Bin ich froh!« abschloß, auf eine Jause ins SPANFERKEL ein.
»Ich übrigens auch«, meinte Mela im Anschluß an das letzte »Froh«, »das mit der Konzession hat funktioniert, und wie du siehst, gedeiht das SPANFERKEL.«
Als Mela einen Monat später von einem Mädchen entbunden wurde, wollte sie es Froh nennen, hatte sie doch auch in ihrem eigenen Fall die namengebende Funktion des Chefs anerkannt.
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