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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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»Ich habe die Sterbesakramente an ihnen vollzogen. Machen Sie nun, was immer sie wollen. Noch sind Sie stärker als wir, aber ich fürchte, bald werden sie stärker als Sie sein…«
    - Zombie (Dawn of the Dead)
    Kapitel 1 - Rache der Toten
    Wenige Minuten zuvor
    »Leute, jetzt lasst doch mal die Kirche im Dorf. Es ist keine Moschee, verflucht!«
    Die Stimme des Anrufers klang gereizt, aber das kümmerte Barry nicht im Geringsten. Schlimm genug, dass Steve ihm den Schwätzer überhaupt ins Studio durchgestellt hatte. Neoliberales Versagerpack wie den fand man doch an jeder Straßenecke.
    »Ach nein?«, fuhr er ihn an, und winzig kleine Spucketropfen flogen von seinen Lippen auf das große Mikrofon, das knapp zehn Zentimeter vor ihm an dem langen Greifarm hing. »Es sind Araber, du Torfkopf. Und sie wollen in dem Gebäude beten. Wie also würdest du es sonst nennen, he?« Barry lachte verächtlich und setzte noch einen nach. »Matschbirne.«
    »Öhm… Ich weiß nicht - vielleicht so wie sie: Gemeindezentrum.«
    Barry musste den Spott in den Worten des Anrufers gar nicht hören, um zu wissen, dass dieser hirnverbrannte Vollpfosten sich gerade über ihn lustig machte. Über ihn ! Noch dazu in seiner eigenen Sendung.
    »Krrrrrrrkkk, schrrrrrrrrttttzzzzzzzzz«, ahmte er kurzerhand das Geräusch einer gestörten Telefonverbindung nach. »Oh, tut mir tierisch leid, Mann, aber wir scheinen dich verloren zu haben. Grüß Allah von mir, wenn der Jihad vor deiner Tür steht, okay?«
    Einen Knopfdruck später war der Spinner aus der Leitung - und einen hochgereckten Mittelfinger später wusste auch Steve jenseits der schalldicht isolierten Scheibe, die die Moderatorenkabine von der Technik trennte, dass er gerade einen kapitalen Bock geschossen hatte, den ihm Barry so schnell nicht vergeben würde.
    Arschloch , dachte Barry und warf seinem Kollegen einen Blick zu, der hoffentlich töten konnte. Dann drückte er die sogenannte Räuspertaste, mit der Radiomoderatoren auf der ganzen Welt verhindern konnten, dass wirklich jedes ihrer Geräusche über den Sender ging. Ein rotes Licht auf seinen Konsolen signalisierte ihm, dass New York ihn momentan nicht hören konnte. »Haben Sie dir ins Gehirn geschissen?«, fuhr er Steve an - denn in der Technik hörte man ihn sehr wohl nach wie vor. »Mir einfach so einen von diesen Obama-Jüngern reinzugeben? Stevie-beevie, ich brauche Menschen mit Hirn, keine Speichel leckenden Arschkriecher der Linken.«
    »Sorry, Mann«, erklang Steve Ballantines sonore Stimme in den Kopfhörern seines Headsets, das er zusätzlich trug. »Kommt nicht wieder vor.«
    »Das will ich hoffen«, murmelte Barry ungehalten. »Sonst weht ein verflucht kalter Wind durch deinen Arbeitsvertrag.« Dann ließ er die Räuspertaste los und setzte seine Sendung fort. The Show had to go on. Always.
    The Champlain Files war die mit Abstand erfolgreichste Radiotalkshow an der amerikanischen Ostküste. Seit fünf Jahren ging Barry allwerktäglich zwischen dreiundzwanzig und ein Uhr auf Sendung, live aus dem WNYC-Gebäude in Downtown Manhattan, um den Nachtschwärmern und Spinnern da draußen zu erklären, was wirklich Sache war. Wie die faschistoid-kommunistische Lobby nach und nach immer größere Teile dessen besetzte, was einst Amerika ausgemacht hatte. Wie der Schlips tragende Bimbo im Weißen Haus das Gesundheitswesen, das Schulsystem und nun auch noch die Verteidigungsstärke der USA in Grund und Boden zusammenkürzte, gleichzeitig aber seinen Kumpels, den Ökos und Althippies mit ihren Solarzellen, Biogas-Öfen und Wasserstofffahrzeugen durch Subventionen den Rücken stärkte, die direkt aus den Börsen hart arbeitender Steuerzahler kamen.
    Barrys Job war ein besonders harter, aber einer musste ihn machen. Einer musste dem Volk die Augen öffnen und es zum Widerstand aufrufen, bevor das Land einen Zustand erreichte, in dem es nicht einmal die Gründerväter wiedererkennen würden. Gott, der war nicht mehr fern!
    Die Scheiß-Moschee war ein weiterer Baustein in diesem Puzzle des Verderbens. Und Barry hatte sich geschworen, sie niederzumachen - selbst wenn es das Letzte blieb, was er je tat.
    Vor dem Fenster in der hinteren Wand seines schalldichten Studios sah er auf die New Yorker Nacht. Hell erleuchtet bot sich die Stadt aller Städte ihm dar, ragten die Hochhäuser in den dunklen Himmel wie brennende Kerzen in der Finsternis. Und in ihnen saßen die Menschen, die ihm zuhörten. Die Menschen, denen er vielleicht ein

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