Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
habe geglaubt, mit Jocks Frau
einen guten Griff getan zu haben, aber nachträglich gesehen wär’s wohl besser
gewesen, ein junges Mädchen einzustellen, das bei uns hätte wohnen können .«
»Nein, ich glaube nicht, daß du
einen Fehler gemacht hast«, widersprach ich. »Tony hätte vielleicht gar nicht
die Geduld gehabt, ein Hausmädchen anzulernen .« Die
Tatsache, daß Peter unser alter Freund war, gab mir den Mut, ganz offen mit ihm
zu sprechen. »Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr zumute ist. Mir ist’s
anfangs ähnlich gegangen, und das hat ziemlich lange gedauert. Ich hab’s nicht
eilig gehabt, so rasch wie möglich eine Menge Kinder zu bekommen; ich wollte
nur die Gewißheit haben, daß ich eines bekommen könnte, wenn ich wollte, und
ich glaube, daß es den meisten Frauen so geht. Tony weiß im Augenblick nicht
recht, was sie anfangen soll, weil ihre Freundin Miranda mit den
Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt ist und unsere Ferienhäuser ausnahmsweise
einmal leerstehen . Die Sache mit Annette lenkt sie
natürlich ab, aber das ist mir eher unheimlich. Tony ermutigt das Mädchen zu
offener Rebellion gegen seine Eltern. Das mag auf Grund ihrer, eigenen
Erfahrungen verständlich sein, aber die Dinge liegen doch etwas anders. Annette
ist noch nicht einmal achtzehn. Ich glaube nicht, daß ihr gräßlicher Vater
etwas Drastisches unternehmen würde, wenn sie ohne seine Einwilligung und ohne
volljährig zu sein heiraten würde, aber es ist immerhin nicht auszuschließen .«
Peter schüttelte beruhigend den
Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß North irgendwas tun würde, das
Aufsehen erregen und seine Familie ins Gerede bringen würde. Trotzdem wär’s mir
lieber, wenn Tony sich weniger für die beiden jungen Leute engagieren würde.
Aber das will ich natürlich nicht in dieser Form sagen...«
Armer Peter! dachte ich.
Wahrscheinlich wird’s in den kommenden Jahren noch vieles geben, was du
»natürlich nicht in dieser Form sagen« willst. Ich beschloß, ihm reinen Wein
einzuschenken. »Hör zu, Peter, es hat wenig Zweck, bei Tony allzu zurückhaltend
sein zu wollen. Sag ihr lieber in allen Fällen offen und ehrlich, was du von
ihrem Tun und Lassen hältst. Das verträgt sie recht gut. Ein gewisser
Widerspruch wirkt sogar anregend auf sie, solange er freundschaftlich gemeint
ist, was deiner immer wäre .«
In diesem Augenblick fuhr Tony
bei uns vor und kam mit Larry und Anne auf die Veranda gestürmt. »Susan, ich
hab’ gewußt, daß Peter hier ist, und bin gleich hergekommen, weil ich euch
unbedingt erzählen muß, was Schönes passiert ist !«
Peter legte ihr einen Arm und
die Schultern und sagte lachend: »Der alte North ist in sich gegangen und hat
Frank Woodford als Schwiegersohn akzeptiert .«
Tony schüttelte lachend den
Kopf. »Glaubst du etwa an Wunder? So was täte das alte Scheusal nie! Aber das
wird er eines Tages noch bereuen .« Sie machte eine
dramatische Pause. »Nein, es handelt sich um Miranda und den Colonel .«
»Das klingt wie der Titel eines
Thrillers«, meinte Peter ironisch. »Was hat der gute alte Colonel unserer
Miranda angetan ?«
»Er hat genau das getan, was
wir gehofft haben: Er hat ihr sein Haus und seinen Garten für die Hochzeitsfeier
angeboten .«
Wir waren alle erleichtert,
weil wir uns Sorgen wegen Mirandas Hochzeit gemacht hatten. Nicht wegen der
Kosten, denn obwohl Mrs. Knowles mit einer Witwenrente auskommen mußte, war
klar, daß ihre Verwandtschaft nach guter alter Maorisitte einen erheblichen
Teil der Kosten tragen würde. Aber wir hatten uns gefragt, wo gefeiert werden
sollte. Mrs. Knowles’ Häuschen war viel zu klein und kam nicht in Frage. Das
Maoristammeshaus hätte ihr natürlich zur Verfügung gestanden; es war jedoch einige
Kilometer entfernt und bei schlechtem Wetter praktisch nur zu Fuß zu erreichen.
Nun war dieses Problem gelöst, denn in der geräumigen Villa des Colonels hatten
bei Regenwetter fünf Dutzend Gäste Platz. Und falls die Sonne schien, konnte
die Hochzeit als Gartenfest stattfinden.
»Mich würde interessieren, wie
er’s geschafft hat, sie dazu zu überreden«, meinte ich nachdenklich. »Mrs.
Knowles ist doch immer so stolz und unabhängig !«
»Was er genau gesagt hat, weiß
nicht einmal Miranda«, berichtete Tony. »Aber sie glaubt, daß er ihrer Mutter
versichert hat, für ihn sei es eine große Ehre und zugleich ein Vergnügen, wenn
die Hochzeit in seinem Hause stattfinde. Er hat bestimmt auch erwähnt,
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