Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Fall
voller Frauen haben, weil das der Entwicklung seines kostbaren Sohnes schade.
Auf diese Weise hat die Ärmste praktisch keine gleichaltrigen Freundinnen .«
»Schade für sie — und
eigentlich fast unglaublich. Wie ist Frank übrigens mit ihrem Vater
ausgekommen? Schauderhaft, vermute ich .«
»Allerdings !« bestätigte Tony. »Leider hatte Papa North bei ihrem ersten und einzigen Treffen
nichts Besseres zu tun, als Frank zu fragen, ob sein Vater Engländer sei. Und
du weißt doch, wie dumm und voreingenommen viele junge Leute von heute in bezug
auf die Engländer sind? Frank hat jedenfalls lachend geantwortet: >Nein,
bestimmt nicht! Dad ist kein Engländer, sondern ein echter Kiwi .< Damit war praktisch alles verdorben.«
»Jedenfalls hat Frank sich sehr
undiplomatisch verhalten«, stellte ich fest. »Ich hätte ihm etwas mehr
Zurückhaltung zugetraut .«
»Das Dumme war vor allem, daß
Papa North einen seiner hochnäsigen Tage erwischt hatte — und daß Frank es
nicht ertragen kann, gönnerhaft behandelt zu werden. Annette hat mir
geschildert, daß die beiden nur mühsam miteinander auskamen und daß ihr Vater
herauszubekommen versuchte, ob Franks Vater im Krieg Offizier war. Du kannst
dir ja vorstellen, wie begeistert Frank davon war! Jedenfalls erklärte er Papa
North kühl: >Mein Vater ist als einfacher Soldat in den Krieg gezogen, hat
ihn von Anfang bis Ende mitgemacht und ist zum Schluß Sergeant gewesen .< North schnaubte verächtlich und antwortete sehr von
oben herab: >Dann haben wir nicht viel gemeinsam, fürchte ich, junger Mann.
Ich habe den Krieg als Offizier erlebt und bin zum Schluß Oberstleutnant
gewesen .< «
»Hat Annette dir auch erzählt,
wie Frank darauf reagiert hat ?« erkundigte ich mich
gespannt.
»Frank war verständlicherweise
wütend. »Das freut mich für Sie !< sagte er
ironisch. >Dann haben Sie vermutlich alle Schlachten aus sicherer Entfernung
miterlebt und wissen genau über sie Bescheid .< Danach war die Sache natürlich hoffnungslos, und Annettes Vater machte alles
noch schlimmer. Als sie versuchte, Frieden zu stiften, fiel der alte Knabe über
sie her und brüllte: >Was verstehst du schon davon? Ihr Weiber habt doch
alle ein Spatzengehirn !< Frank verlor
schließlich ebenfalls die Beherrschung, und die beiden stritten sich lautstark.
>Ich will dich nie wieder mit diesem jungen Flegel sehen !< erklärte Papa North seiner Tochter. >Du bist zwar dumm, aber immerhin meine
Tochter, und ich fühle mich nach wie vor für dich verantwortlich.< Dann
stürzte er davon, um seiner Frau genaue Anweisungen zu geben: Frank soll unter
keinem Vorwand wieder das Haus betreten dürfen, und Mrs. North hat den Auftrag,
dafür zu sorgen, daß Annette nicht mehr mit Frank zusammenkommt.«
»Wie soll sie das verhindern
können ?« fragte die praktisch veranlagte Larry, denn
wir waren zu viert, als Tony davon berichtete. Auch Anne war dabei, um ihr
Mitgefühl mit dem jungen Paar auszudrücken, dessen Probleme sie zum Teil in
ähnlicher Form am eigenen Leib verspürt hatte. »Und wir sind trotzdem glücklich
— oder gerade deshalb !« meinte Anne jetzt
triumphierend.
»Große Hochzeiten sind
schrecklich langweilig«, fuhr Tony fort. »Und versucht bloß, euch Papa North
als freundlichen Gastgeber vorzustellen !«
»Ziemlich unmöglich«, gab ich
zu. »Was Hochzeiten betrifft, bin ich ganz deiner Meinung, aber Annette hat
gesagt, sie wolle in einer Kirche und nicht nur in dem muffigen Büro eines
Standesbeamten getraut werden .« Woraufhin Larry
unnötigerweise bemerkte, durchaus nicht alle Standesämter seien muffig. Danach
gab ich auf, weil ich merkte, daß es keinen Zweck hatte, Geduld zu predigen.
Tony stellte fest, sie habe Annette geraten, ihren eigenen Weg zu gehen, und
als ich hörte, daß dieser Brief bereits aufgegeben war, wußte ich, daß sich
daran nichts mehr ändern ließ, aber ich sagte: »Ein unsinniger Ratschlag! Das
Mädchen ist noch keine achtzehn Jahre alt, und Tony, seine Ratgeberin, ist erst
vor kurzem einundzwanzig geworden. Was wissen die beiden schon vom Leben — und
wie wollen sie ihre Probleme allein lösen ?«
»Doch, das können sie durchaus !« widersprach Larry. »Wenn ich an unsere Jugend zurückdenke
— seitdem sind allerdings ein paar Jahrzehnte vergangen — , so haben wir auch darauf bestanden, unseren eigenen Weg zu gehen.«
»Du brauchst mich nicht an
unsere Jugend zu erinnern«, wehrte ich unwillig ab. »Daß ich nicht mehr jung
bin, merke ich
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