Überraschung kommt selten allein
aus.« Alberta beobachtete, wie Tony Becher auf den Tisch stellte und Milch aus der Einkaufstüte nahm. Es war seltsam, wie natürlich und gleichzeitig so unnatürlich es sich anfühlte, mit ihm hier in der Küche zu sitzen. Sie sagte: »Wir haben uns seit der Party bei Ringwood nicht gesehen.«
Tony füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein. »Ich habe von dem Zwischenfall mit den Pavlovas gehört. Ich wünschte, ich hätte es gesehen. Hast du Marma davon erzählt?«
»Nein, natürlich nicht. Ich hätte deswegen beinahe meinen Job verloren.«
»Ich finde, es war klasse. Ich nehme an, du hast eine verständnisvolle Chefin.«
»So verständnisvoll war sie auch wieder nicht. Sie wollte mich rausschmeißen, aber Daniel Driver …« Alberta merkte, dass sie rot wurde, als sie seinen Namen aussprach. »Daniel hat sie angerufen und davon überzeugt, mich zu behalten. Deswegen habe ich dich nach seiner Adresse gefragt. Ich wollte ihm danken.«
»Er ist ein guter Mensch«, sagte Tony. »Hast du ihn seitdem gesehen?«
»Lustigerweise«, sagte Alberta, »haben wir uns heute im Zug getroffen. Er ist in Reading ausgestiegen.«
Tony nickte. »Er managt dort die Kerne der Persephone. Hat er gesagt, wie es läuft?«
»Darüber haben wir nicht gesprochen. Tatsächlich haben wir etwas Lustiges herausgefunden. Erinnerst du dich daran, dass ich dir von dem rothaarigen Jungen erzählt habe, den ich damals auf Mallorca kennengelernt habe?«
»Kann sein«, sagte Tony mit schwerer Stimme, »dass du ihn über die Jahre ein- oder zweimal erwähnt hast.«
»Also«, sagte Alberta, »es hat sich herausgestellt, dass es Daniel war.«
»Daniel hat keine roten Haare.«
»Anscheinend musste er sie färben, weil er ein Pfänderspiel verloren hat. Ist das nicht verrückt?«
»Auf jeden Fall.« Er lächelte schief. »Sieht beinahe so aus, als gebe es eine übernatürliche Kraft, die euch zwei zusammenbringen will.«
»Das hat Daniel auch gesagt.«
»Das kann ich mir vorstellen. Wann siehst du ihn wieder?«
Alberta lachte. »Woher willst du wissen, dass ich ihn wiedersehen will ?«
»Ich kenne Daniel.«
»Er hat mich in der Tat eingeladen, mit ihm nach Island zu fahren.«
»Und? Machst du es?«
Sie wünschte, er würde aufhören, Kaffee in die Kanne zu löffeln. Sie wünschte, er würde sich umdrehen und sie ansehen. »Ich habe«, erklärte sie seinem Rücken, »in den letzten Monaten ein paar ziemlich unangenehme Dinge über meinen Mann und meinen Vater erfahren. Aus diesem Grund bin ich nicht gerade erpicht darauf, die rothaarige Romanze meiner Jugend wieder aufleben zu lassen.«
»Er ist ein netter Mann.«
»Ich weiß, dass er ein netter Mann ist. Und er kann eine Frau nicht anschauen, ohne mit ihr zu flirten, und irgendwie hat er etwas Schmieriges an sich.«
Jetzt drehte er sich um. »Schmieriges?«
»Er ist definitiv ein bisschen schmierig.«
Er grinste und goss kochendes Wasser in die Kaffeekanne. »Armer Daniel. Langsam fängt er an, mir leidzutun.«
»Armer Daniel? So ein Quatsch!«
»Wegen der Nachricht von Erica, die du gehört hast«, sagte er beiläufig. »Ich habe sie vor ein paar Wochen zufällig in der Stadt getroffen. Sie hat mich zum Essen eingeladen …«
»Du musst mir das nicht erzählen«, sagte Alberta schnell. »Es geht mich nichts an.«
»Ich habe irgendwie das Gefühl«, sagte Tony langsam, »es geht dich etwas an. Wir haben zu Abend gegessen, und nichts ist passiert. Wir haben einfach nur zusammen gegessen.« Er drückte das Sieb herunter.
»Oh«, sagte Alberta. Sie sah ihm zu, wie er den Kaffee an den Tisch brachte, und fühlte sich auf einmal unsicher. »Ich darf nicht zu lange bleiben«, sagte sie. »Evie erwartet mich.«
»Eigentlich«, sagte Tony, »tut sie das nicht.«
»Wie bitte?« Alberta warf ihm einen besorgten Blick zu. »Warum nicht?«
»Ich muss etwas beichten. Möchtest du Milch?«
»Was? Nein, ich will keine Milch.«
Tony setzte sich ihr gegenüber und faltete die Hände auf dem Tisch. »Evie hat mich am Dienstag angerufen. Sie hat mir erzählt, dass du zu ihr zum Lunch kommst. Ich habe sie gefragt, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich dich entführe. Dann habe ich ein paar Leute angerufen und einige Termine verschoben. Ich war einkaufen und habe danach bei meinen Eltern reingeschaut. Ich war bei ihnen, als du kamst.«
»Aber …«
»Der Vorteil, eine Mutter wie meine zu haben, ist, dass sie mir umsonst gute Ratschläge gibt, wann immer ich sie brauche. Der Nachteil,
Weitere Kostenlose Bücher