Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

Titel: 0214 - Sie speisten uns mit Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie speisten uns mit Dynamit
Vom Netzwerk:
Der Torweg war stockfinster und unheimlich. Aber wir hätten ihn nicht beachtet und wären vorbeigegangen, wenn Phil nicht in jenem Augenblick das merkwürdige Geräusch vernommen hätte.
    Mein Freund blieb stehen und hielt mich am Ärmel fest.
    »Hast du gehört? Ein seltsames Geräusch war das. Es klang wie das Zischen einer Schlange.«
    »Unsinn«, brummte ich mit leicht umnebeltem Hirn. Denn mein Freund und ich hatten einmal ausgespannt und uns einen vergnügten Abend gemacht, der am Broadway begann und jetzt hier in Harlem enden sollte. »Ich habe nichts gehört. Aber wenn es dich beruhigt, können wir ja mal nachsehen.«
    Ich ließ mein Feuerzeug aufblitzen, und dann betraten wir den schmalen, nach Moder duftenden Torweg.
    Rechts und links standen Mülltonnen, aus denen verfaulte Abfälle pfundweise gefallen waren. Jetzt hörte auch ich das Zischen und mußte im nächsten Augenblick lachen.
    »Seit wann läßt du dich von Ratten erschrecken, Phil?« fragte ich grinsend.
    Zu einer Antwort kam Phil nicht mehr, denn in diesem Augenblick sah ich die weiße Hand und das Stück des nackten Unterarms zwischen zwei Mülltonnen hervorragen. Mein Freund hatte im gleichen Augenblick wie ich diese Entdeckung gemacht.
    Ich trat näher und erkannte jetzt im Schein meines Feuerzeuges ein blondes Mädchen, eine Weiße, die hinter den Mülltonnen lag und scheinbar schlief.
    »Hallo, Honey, wach auf!« rief ich und beugte mich nieder, aber das Girl rührte sich nicht.
    »Hallo, Darling, hier ist es zu kalt zum Schlafen!«
    Ich beugte mich noch tiefer, und jetzt sah sie mich an. Doch obwohl mein Feuerzeug nur wenige Zentimeter über ihrem linken Auge flackerte, zuckte sie mit keiner Wimper, obgleich sie eigentlich hätte blinzeln müssen.
    »Hallo!« rief ich nochmals laut und faßte sie an der Schulter.
    Ich muß wohl etwas kräftig zugefaßt haben, denn ihr Körper gab dem Druck nach und rollte auf den Rücken. Jetzt waren es beide Augen, blaue, große Augen, die mich anstarrten. Ihr Mund war weit geöffnet. Eigentlich hätte sie schnarchen müssen, aber ich hörte keinen Ton… Ich vernahm nicht einmal ihren Atem, und da erschrak ich.
    Der Schrecken fegte mir den Alkohol aus dem' Hirn und den Gliedern. Ich bückte mich, und jetzt bemerkte ich die kleine Blutlache auf dem Boden und die braunverkrusteten Haare über dem rechten Ohr. Ich sah auch ihren weißen Hals mit den dunklen Würgemalen, genau über der Gurgel.
    ***
    »Na? Was ist los?« fragte Phil ungeduldig.
    »Komm zu dir«, sagte ich. »Das Mädchen ist tot, ermordet.«
    »Verdammt…« Auch Phil beugte sich nieder.
    Mein erster Gedanke war Ärger. Einmal hatten wir uns einen unbeschwert vergnügten Abend gemacht, und da ausgerechnet mußten wir zum Schluß über eine Leiche stolpern. Ich fluchte im stillen über mein Pech.
    »Bleib hier«, sagte Phil. »Ich suche irgendeine offene Kneipe und rufe die Mordkommission an.«
    Ich hatte meinen Leuchtstab wieder ausgeschaltet, lehnte an der Mauer und wartete.
    Eine .Katze schlich vorüber, wendete den Kopf und sah mich aus glühenden Augen an.
    Ich zischte durch die Zähne, und sie war wie vom Erdboden verschwunden.
    Dann .raschelte es zwischen dem Abfall! Wieder die Ratten! Die würde ich nicht verscheuchen können.
    Es gibt keine gemeineren und ekelhafteren Viecher als die Ratten von Harlem. Wenn wir die Tote nicht gefunden hätten, und sie wäre bis morgen früh liegengeblieben, so hätten diese Ratten dafür gesorgt, daß niemand imstande gewesen wäre, sie zu erkennen.
    Schritte erklangen auf der Straße. Die Silhouette eines Mannes erschien im Eingang. Die Schritte kamen näher, gingen vorbei, verhallten im Hof. Irgend jemand war nach Hause gekommen. Phil blieb lange, und obwohl ich nicht so leicht nervös zu machen bin, begann die Situation unheimlich zu werden. Die Kälte der Mauer, gegen die ich mich lehnte, drang durch Mantel und Anzug und ließ mich schaudern. Zu meinen Füßen lag die Tote, und obwohl ich sie nicht sehen konnte, wußte ich, daß ihre starren Augen mich unablässig ansahen.
    Es vergingen zehn Minuten, bis Phil zurückkam.
    »Ich mußte endlos suchen, bis ich einen Schnapsladen fand, der noch geöffnet hatte. Und als der Wirt merkte, daß ich mit den Cops sprach, wollte er mich hinausbefördern.«
    »Und was ist nun?«
    »Die Mordkommission ist unterwegs, und der in dieser Gegend stationierte Streifenwagen wird gleich hier sein.« Wie zur Bestätigung von Phils Warten heulte eine Sirene auf. Ich

Weitere Kostenlose Bücher