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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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aus den Trümmern des Einfamilienhauses zu bergen.
    Niedergeschlagen kehrte Armand nach Hause zurück und verkroch sich in die Gruft im Keller unter seiner Wohnung. Gequält von Albträumen und Selbstvorwürfen wartete er auf die nächste Nacht, in der er Franklin mitteilen musste, was geschehen war.
    Als er mit schwerem Herz seinen Freund aufsuchte, wusste dieser bereits, was geschehen war. Sein tränenüberströmtes Gesicht und seine rot geweinten Augen boten ein Bild schierer Qual. Armand hätte seinen rechten Arm dafür gegeben, diesen Schmerz wiedergutmachen zu können, doch die Wahrheit war unabänderlich.
    „Woher weißt du es?“
    „Serena.“
    „Serena? Sie lebt?“
    Franklin nickte und schloss die Augen, atmete tief durch, als wollte er sich sammeln, doch ein neuer Schwall Tränen rann über seine Wangen.
    „Sie kam heute früh hierher. Wir haben sie in ein Krankenhaus gebracht. Die Ärzte wissen noch nicht, ob sie überlebt. Außer ihr hat es keiner geschafft.“
    „Es tut mir so leid, Franklin.“
    Er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, um seinen Freund zu trösten. Franklin winkte müde ab und barg das Gesicht in seinen Händen. Ein geschlagener Mann, der alles verloren hatte, was er liebte. Wenn er das Kind nur sofort mitgenommen hätte. Doch die Einsicht kam zu spät. Auch wenn Franklin ihm keine Vorwürfe machte, er selbst schalt sich einen Narren.
    „Lass mich bitte allein“, bat Franklin.
    Er konnte ihn verstehen. Manchmal war es besser, sich seinem Schmerz allein zu stellen. Aber neben all der Qual in seinem Herzen spürte Armand noch etwas anderes in diesem Moment überdeutlich, hatte es in Franklins Augen gelesen und fühlte es wie eine düstere Aura im Raum, die einen zu ersticken drohte. Hass! Es gab auf der ganzen Welt kein Geschöpf, das Franklin so sehr hasste wie Carl Ravenwood. Die Schuld am Tod seiner Familie hatte in seinen Augen allein der Ashera-Vater.
    Armand schloss leise die Tür hinter sich und wollte gehen, als eine Frauenstimme ihn aufhielt.
    „Armand!“
    Er drehte sich um und stand Camille Arijout gegenüber. Joannas Tante und ihre Lehrerin. Sie war eine Hexe, ihm und Lilly immer wohlgesonnen. „Willst du mir Vorwürfe machen, Camille? Weil ich versagt habe? Die mache ich mir schon selbst.“
    Sie schüttelte den Kopf, ihr Blick unendlich traurig. „Ich werfe dir nichts vor. Niemand hätte das ahnen und noch weniger verhindern können. Bitte“, sie deutete auf die Tür zu ihren Privatgemächern, „tritt ein. Ich würde gern mit dir reden, aber nicht hier draußen.“ Zögernd kam er ihrer Aufforderung nach. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, legte sie das Ohr dagegen, dann schloss sie die Augen. „Jetzt sind wir ungestört. Und unbelauscht.“
    Es wunderte ihn, dass sie diese Vorsichtsmaßnahme ergriff. Das sprach nicht für den Orden und noch weniger für Carl Ravenwood. Sie nahm auf einem Berg Kissen Platz und wies Armand, sich neben sie zu setzen.
    „Serena kam zu mir. Sie wusste, welche Rolle ich in Joannas Leben spielte.“
    Er schluckte, fürchtete die Antwort, musste die Frage aber stellen. „Ist sie … schwer verletzt?“
    Camille senkte den Blick. „Ich konnte kaum glauben, dass sie es bis hierher geschafft hat. Serena wollte, dass wir die Wahrheit wissen, aber sie hoffte auch auf Zuflucht. Du hast ihr das versprochen, nicht wahr?“
    „Und kann es nicht halten. Denk von mir, was du willst. Aber ich glaubte wirklich …“
    Sie hob die Hand. „Es ist nicht deine Schuld, Armand. Carl hat kein Herz. Er hätte nie Vater dieses Mutterhauses werden dürfen, doch es gab andere in den obersten Reihen, die es anders sahen.“ Sie blickte zu Boden, suchte nach den richtigen Worten und fand sie schließlich.
    „Ich halte dich für menschlicher als viele aus den Reihen des Ordens.“
    Er schluckte, der Kloß in seiner Kehle machte seine Stimme rau. „Danke.“
    „Danke mir nicht. Ich wünschte fast, es wäre anders und ich könnte dem Orden noch mit so viel Herzblut dienen, wie ich es einst tat, als ich noch nicht wusste, was ich heute weiß.“ Sie runzelte ärgerlich die Stirn, als hätte sie damit schon zu viel gesagt. „Darum geht es jetzt aber nicht. Serena ist nun ein Niemand. Alles, was sie hatte, ist ein Opfer der Flammen geworden und sie kann nicht zu den Behörden gehen, weil Margret ihre Spur aufnehmen würde. Nicht einmal in die Klinik hat sie sich gewagt. Carls Mitgefühl reichte gerade so weit, Serena in eine Privatklinik zu

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