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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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bringen, mit der wir gelegentlich zusammenarbeiten, und die Kosten ihrer Behandlung zu übernehmen. Dabei hofft er vermutlich, dass sie sterben wird.“
    Das erschreckte ihn. „Warum?“
    „Sie ist eine Rote Priesterin. Er traut ihr nicht. Ich hingegen halte sie für ehrlich und glaube nicht, dass sie aus freien Stücken die Wege des Covens mitgegangen ist. Wir könnten von ihr viel über ihn lernen, doch Carl lehnt das ab.“
    Er begriff, was sie ihm erklären wollte. Hatte er bislang eine Abneigung gegen Carl Ravenwood empfunden, so begann er nun, ihn zu verabscheuen.
    „Ich möchte dich um etwas bitten“, fuhr Camille fort und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sie fürchtete ihn in keiner Weise.
    „Mich? Wie könnte ich dir helfen?“
    Sie schüttelte den Kopf und das Kerzenlicht schimmerte in den grauen Strähnen ihrer dunklen Haare. „Nicht mir. Es geht um Serena. Wenn Margret erfährt, dass sie noch lebt, wird sie wieder versuchen, sie zu töten. Du hast ihr etwas versprochen. Wenn es dir ernst gewesen ist, zählt nicht, ob Carl dieses Versprechen hält, sondern ob du dazu stehst.“
    „Natürlich. Sag mir, was ich tun kann.“

    Serena Carter nannte sich heute, zwei Jahre später, Lady Serena und arbeitete als Wahrsagerin und magische Lebensberaterin. Sie trug die Narben ihrer Vergangenheit, doch sie meisterte ihr Leben wieder eigenständig. Armand hatte ihr ein kleines Haus in Wales gekauft und genügend Startkapital gegeben, um von vorn anzufangen. Außerdem stand in ihrem Pass nun Lucy Miller. Margret Crest würde nie auf ihre Spur kommen, obwohl sie nur wenige Hundert Kilometer voneinander entfernt lebten. Damit auch die Zeitungen von drei Leichen sprachen, statt von zweien, hatte Armand einen Ersatz dorthin geschafft, den er zuvor im Wald verbrannt hatte. Woher dieser Frauenkörper stammte, blieb sein Geheimnis.
    Franklin war nun alles, was von seiner Familie, seiner Blutlinie, geblieben war. Das band ihn umso mehr an diesen Mann, den er ohnehin längst begehrte. Darum hielt er seit jenem schrecklichen Tag einen noch engeren Kontakt, erlebte, wie der Hass auf Carl Ravenwood wuchs und zur Besessenheit wurde, obwohl die Wunden des Verlustes heilten.
    Es stand außer Frage, ihn zur Unsterblichkeit zu zwingen, doch Armand hoffte, die Verlockung ewiger Jugend würde irgendwann zu stark, um ihr noch länger widerstehen zu können. Er wollte ihn auf keinen Fall aufgeben, ihn nicht auch verlieren. Doch Franklin würde sich nicht leichtfertig auf ihn einlassen. Zu stark waren seine Gefühle für Joanna gewesen, was Armand verstand. Hatte er nicht ähnlich für Madeleine empfunden? Aber auch er war dem Zauber des Vampirs erlegen und bei Lemain, seinem dunklen Vater, geblieben. In diesem Moment siegte die Seele des Blutdämons über das Herz des Menschen. Franklin sollte ihm gehören. Er würde einen Preis finden, der dem jungen Mann wertvoll genug erschien, um sich dafür auf ihn einzulassen. So sein Plan. Doch dass Franklin ihm denselben auf einem Silbertablett servieren würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    Es war September und sie verbrachten wie so oft in letzter Zeit den Abend miteinander, tranken Wein und sprachen über alte Schriftrollen und Legenden. Das Thema Familie mieden sie für gewöhnlich. Nicht jedoch heute. Franklin hatte gleich zu Beginn von Joanna gesprochen und von ihrer gemeinsamen Tochter. Melissa wäre heute vier Jahre alt geworden.
    „Ich vermisse sie. Ich vermisse es, sie aufwachsen zu sehen. Das kann ich Carl nicht verzeihen. Wenn er damals sofort gehandelt hätte …“
    Franklins Blick war verschleiert. Hätte er es nicht besser gewusst, Armand würde schwören, es war Trunkenheit, die aus ihm sprach. Doch das war es nicht.
    „Ich wäre bereit dazu. Unter einer Bedingung.“
    „Bereit? Wozu?“ Er verstand nicht ganz, worauf Franklin hinaus wollte.
    „Du willst mich.“ Franklins Lächeln ließ selbst ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen. „Ich weiß es. Du willst, dass ich dich auf die Jagd begleite und mich dem Rausch hingebe. Bisher hast du es immer nur flüchtig angedeutet, aber ich merke, wie du mich ansiehst. Manchmal kann ich sogar deine Gedanken hören.“
    Armand schluckte hart, brachte kein Wort über die Lippen. Aber sein Interesse war geweckt. Dennoch wurde er wachsam, denn ihm schwante, dass es etwas Außergewöhnliches sein musste, um das Franklin ihn bitten würde. Es lag klar auf der Hand, dass es weniger eigener Antrieb war, sondern nur ein Handel,

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