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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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an der Uferstraße ab.
    Auf der anderen Seite des Stoeng Sen lag Trapeang Veng, ein weiterer Flusshafen. Tagsüber verbanden Fähren die beiden Städte. Jetzt schimmerten die Häuser von Trapeang Veng wie die Schatten geisterhafter Skulpturen durch die Nebelwand hindurch, die sich über dem Fluss hielt.
    "Um nach Pa Tam Ran zu gelangen, müssen wir flussaufwärts" erklärte Tom. Plötzlich wirkte er sehr nachdenklich. Sein Blick war ins Nichts gerichtet. Zwischen seinen dunklen Augenbrauen bildete sich eine Furche. Ich berührte ihn leicht am Ellbogen. Er schien es nicht zu bemerken...
    "Was ist?", fragte ich.
    "Ich war schon einmal hier, Patti."
    "Als du für ein paar Monate hier verschollen warst und nach Pa Tam Ran kamst?"
    "Nein, früher.."
    "Früher?"
    Ich ahnte, was er meinte.
    Tom nickte.
    "Als ich nach Pa Tam Ran kam, bin ich von Putrea Chas aus aufgebrochen. Aber hier, in Kampong Thum war ich in einem früheren Leben..." Er deutete auf einen steinernen Tempel in Flussnähe. Er war halb verwittert. Die Reliefs zeigten Dutzende von uralten Gottheiten und Geistern. Wie eine steinerne Illustration äonenalter Mythen. Die Konturen waren schon recht verwittert. Das Gebäude verfiel langsam. Außerdem hatte der Fluss sein Bett immer mehr ausgedehnt. Das Hochwasser in den Monsun-Monaten spülte Schlamm vom Oberlauf des Stoeng Sen heran und so nahm ich an, dass sich ein Teil des Bauwerks inzwischen unter der Erde befand. Irgendwann würde es gänzlich unter Flussschlamm begraben sein. Vergessen für Jahrtausende.
    "Wann war das?", fragte ich. "Ich meine, dass du hier warst..."
    Tom zuckte die Achseln.
    "Ich weiß nicht... Dieser Ort ist schon sehr alt... Er hatte früher einen anderen Namen. Ich war Flussfischer, betete täglich im Tempel zu den Göttern, um einen guten Fang zu erbitten... Möglicherweise ist dieses frühere Leben der Grund dafür, dass es mir in Pa Tam Ran sehr leicht fiel, etwas von der heutigen Khmer-Spache aufzuschnappen. Denn der Dialekt, den ich damals sprach, hat viele Ähnlichkeiten..." Tom ging auf den Tempel zu. Ich folgte ihm etwas verwirrt. Das Gebäude stand etwas schief. Der Eingang war bereits zur Hälfte unter Schlamm begraben. Es war unmöglich ins Innere zu gelangen. Suchend glitt Toms Blick über die Reliefs. Er berührte sie mit der Hand, dann nickte er. "Ja,", murmelte er, "ich bin mir sicher..."
    Er ging die Tempelmauer entlang.
    Einige der Fischer hatten aufgehört, sich um ihre Netze und ihren Fang zu kümmern. Sie sahen uns misstrauisch zu. Dann blieb Tom plötzlich stehen. Er deutete auf ein Symbol.
    Die Jahrhunderte hatten es beinahe so verwischt, das es kaum noch sichtbar war.
    Aber es war deutlich genug!
    Wie ein Keulenschlag traf mich die Erkenntnis.
    "Dieses Zeichen habe ich in Pa Tam Ran gesehen", erklärte er.
    "Das Symbol Ganandravans", murmelte ich. "Des Bringers der Seelenverlorenheit...
    Es gab keinen Zweifel.
    Für Sekundenbruchteile tauchten in mir einzelne Schlaglichter aus den Visionen auf, die ich in letzter Zeit gehabt hatte. Ich sah das Symbol der altindischen Gottheit, ich sah die große, vierfingerige Gestalt, die sich durch den Dschungel kämpfte. Und ich sah die grauenhaften Strahlen, die Jims Körper gefangenhielten und ihn wie eine leblose Puppe zappeln ließen...
    Das Steinrelief des uralten Tempels zeigte über dem Symbol Ganandravans die undeutliche, verwitterte Darstellung einer Gestalt, aus deren Körper dornenartige Fortsätze herauswuchsen.
    So sehr die Zeit dem Relief auch zugsetzt hatte, ein Detail war über die Äonen hinweg erhalten geblieben.
    Die Gestalt hatte an jeder Hand vier Finger!
    "Wir sind auf der richtigen Spur", meinte Tom. "Ich bin inzwischen auch überzeugt davon..."
     
    *
     
    Tom sprach zahlreiche Bootsbesitzer und Fährleute an, aber zunächst war niemand bereit, uns in den Norden mitzunehmen, obwohl wir ihnen verhältnismäßig viel Geld boten. Zunächst war nicht herauszukriegen, woran diese Zurückhaltung lag. Aber als wir am Morgen in einem Straßencafé frühstückten, erzählte uns der Kellner von grauenerregenden Vorgängen am Oberlauf des Stoeng Sen. Boote seien flussaufwärts gefahren und einige Tage später flussabwärts getrieben. Von den Besatzungen war nichts weiter geblieben, als ein Haufen von Gebeinen und die Kleidung.
    Die wildesten Gerüchte machten die Runde. Ein bislang unbekanntes Volk Kannibalen würde dort in den Tiefen des Dschungels hausen. Von Überresten der Roten Khmer war die Rede und von

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