Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
froh, nicht allein zu sein, auch wenn ich wusste, dass ich nicht einmal in Toms Armen vor jenen Mächten sicher sein konnte, deren Zentrum hier ganz in der Nähe war...
"Ich bin ja bei dir", flüsterte er.
"Ich weiß."
*
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich allein. Die Sonne schien durch das Fenster. Ich hatte tief geschlafen, aber jetzt war ich hellwach und saß kerzengerade im Bett. Von Tom war nirgends eine Spur.
Ich schlug die Decke zur Seite und ging zum Fenster.
Von draußen drang der Lärm herauf, der in den ewig verstopften Straßen von La Paz herrschte.
Auf einer Kommode fand ich einen Zettel.
MACH DIR KEINE SORGEN! BIN BALD ZURÜCK. TOM.
Ich atmete tief durch. "Ein bisschen genauer hättest du dich schon ausdrücken können", murmelte ich vor mich hin.
Ich duschte, zog mich an und ging dann zum Frühstück.
Dort traf ich Francoise Careau und Antonio Lombardi.
Die Biologin winkte mir zu.
"Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns!" meinte sie.
Ich nickte und setzte mich. Das Frühstück war - gemessen an englischen Verhältnissen - mehr als bescheiden. Es bestand aus Brötchen und Milchkaffee. Dazu gab es noch eine ziemlich bitter schmeckende Konfitüre, die aus Kakteen hergestellt worden war.
"Wo ist Professor von Schlichten?", fragte ich.
"Er ist bereits unterwegs, um verschiedene organisatorische Dinge zu regeln", berichtete die Biologin. "Ich arbeite ja noch nicht lange mit ihm zusammen, aber ich frage mich manchmal, wie lange ein Mensch mit derart wenig Schlaf auszukommen vermag."
"Übernatürliche Kräfte", kicherte Lombardi.
Francoise Careau warf dem Ex-Marinetaucher einen ärgerlichen Blick zu.
"Ich finde das nicht witzig, Antonio!"
"Sorry! War nicht böse gemeint! Aber ein bisschen eigenartig sind die Theorien schon, mit denen der Professor sich befasst. Angeblich soll einer seiner Vorfahren ein Geisterseher oder so etwas ähnliches gewesen sein... Aber vielleicht ist das ja auch nur ein Gerücht!"
Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern wandte mich an Francoise.
"Was ist Ihre Meinung zu von Schlichtens Theorien?"
"Ich glaube, dass wir am Lago Titicaca vor einer der wichtigsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte stehen, Miss Vanhelsing."
"Nennen Sie mich ruhig Patricia."
"Meinetwegen."
"Haben Sie übrigens irgendeine Ahnung, wer dieses ganze Unternehmen eigentlich finanziert?"
Francoise zuckte die Achseln.
Und Lombardi sagte: "Ich bin jedenfalls nicht umsonst dabei, das steht fest!"
Francoise beugte sich etwa vor und sagte dann in gedämpftem Tonfall: "Ich habe wirklich keine Ahnung, woher die Mittel stammen, aber sie müssen immens sein, nach allem was ich mitgekriegt habe..."
Sie nahm einen Schluck von ihrem Milchkaffee und musterte mich abschätzig.
Dann fragte sie nach einer längeren Pause: "Sagen Sie, was war eigentlich gestern Abend mit Ihnen los, Patricia?"
"Nicht besonderes", meinte ich. "Muss wohl der Kreislauf gewesen sein. Heute geht es mir jedenfalls wieder gut."
"Oh, das freut mich zu hören..."
*
Nach dem Frühstück traf ich Tom in der Empfangshalle. Er kam gerade durch das Portal und winkte mir zu.
"Hallo, Patti!"
Wir küssten uns.
"Du machst mir Spaß! Verdrückst dich einfach..."
Er lächelte. "Es schien mir so, als hättest du den Schlaf nötig, Patti.."
"Haha..."
"Die Höhenluft ist nicht ohne! Vergiss das nicht!" Er zwinkerte mir zu und griff dann in die Innentasche seiner Jacke. Tom holte ein Couvert heraus. "Komm, ich muss dir etwas zeigen...."
"Wo warst du eigentlich?"
"Bei der Redaktion von EL DIARIO BOLIVIANO..." Er öffnete das Couvert und holte ein paar Fotos heraus. Sie zeigten den Amerikaner, der tot aufgefunden worden war. "Das sind die Originalfotos. Man sieht die kreisrunden Abdrücke noch sehr viel besser. Die Bilder sind von einem Mann gemacht worden, der nur gelegentlich als freier Mitarbeiter für den DIARIO arbeitet. Er heißt Jorge Garcia. Und der hat sie wiederum einem korrupten Polizeibeamten in Puerto Acosta abgekauft."
"Puerto Acosta?", echote ich. "Wollen wir da nicht heute hin?"
"Ja, du sagst es."
"Gibt es irgendeine Erklärung für diese seltsamen Kreismale?"
"Nein. Die Todesursache ist Ertrinken."
"Und dieses seltsame Gift, dass man dem Amerikaner verabreicht hat?"
Tom zuckte die Achseln. "Der Chefredakteur des DIARIO gab mir zwischen den Zeilen zu verstehen, dass er Jorge Garcia zwar für einen Mann hält, der einen Sinn für das Sensationelle hat, aber..."
"Er hält den
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