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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Carpenter , Britta Strauss , Kerstin Dirks , Helene Henke , Tanya Carpenter
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halte durch“, sagte Anne und nahm die Beine in die Hand, um in Richtung Cocktailbar zu rennen.
    Isabella glaubte nicht, dass ihr noch irgendjemand helfen konnte, der Schmerz, der sie malträtierte, war derart vernichtend, dass sie sicher war, den nächsten Morgen nicht zu erleben. Ihr Körper war völlig in Aufruhr, reagierte nicht mehr auf ihre Befehle, zuckte ohne Unterlass und plötzlich fingen auch noch ihre Knochen an zu zerbersten. Gepeinigt schrie sie auf, krümmte sich, heulte, aber die Qual ließ nicht nach. Im Gegenteil. Sie verstärkte sich, ihr Körper schien sich regelrecht zu verformen.
    Just in dem Moment, in dem Isabella glaubte, endgültig das Bewusstsein zu verlieren, packte sie plötzlich jemand und riss sie in den Eingang eines nahe stehenden Hauses. Der kalte Boden des Flurs unter ihr tat gut. Die Schmerzen ließen nach, die Verformungen gingen zurück, sie konnte ihren Körper wieder spüren. Aber Fieber schien sie trotzdem noch zu haben.
    „Es war sehr unklug von dir, dich dem Mondlicht auszusetzen“, hörte sie eine fremde Stimme. Als sie aufsah, blickte sie in das Gesicht eines fremden Mannes, den sie in den Dreißigern schätzte. Er war auffallend attraktiv. Ganz besonders seine hellen Augen und die dunklen Haare, die sein feines, aber ausgesprochen blasses Gesicht umschmiegten.
    „Wer sind Sie?“, hauchte sie und zog die Beine eng an sich.
    „Mein Name ist Vasterian. Ich bin ein Freund“, sagte er und seine Stimme klang beruhigend, sehr sogar. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie ihm vertrauen konnte, auch wenn sie ihn nicht kannte.
    „Was ist mit mir geschehen?“ Er meinte, sie hätte auf das Mondlicht reagiert, also wusste er vielleicht, was vor sich ging.
    „Das solltest du besser mit deinen Eltern besprechen.“ Er sah sie auf merkwürdige Weise an. Sie wusste nicht, wie sie diese Blicke deuten sollte. Oft genug hatte sie sich gewünscht, Steffen würde sie auf ähnliche Weise ansehen. Eine stille Sehnsucht. Ja, das war es, was sie in den blassblauen Augen sah. Das war ihr nicht ganz geheuer.
    „Vielen Dank für die Hilfe“, sagte sie und rappelte sich auf. Es war besser, wenn sie nun ging. Aber Vasterian hielt sie am Arm zurück, wirbelte sie auf sanfte Weise herum.
    „Das halte ich für keine gute Idee.“
    Sie befreite sich aus seinem Griff. Die Sehnsucht in seinem Blick schien noch stärker. Es bereitete ihr einen unangenehmen Bauchdruck. Und doch schien er keineswegs über sie herfallen zu wollen, im Gegenteil, er wirkte zurückhaltend, hielt genügend Abstand zwischen ihnen, als fürchtete er, ihr zu nahe zu treten.
    „Das Mondlicht“, erinnerte er sie.
    „Wie soll ich dann nach Hause kommen?“
    „Warte, bis Wolken aufziehen und den Himmel verdunkeln.“ Er wandte sich ab und ging, ließ sie mit ihren Fragen zurück in dem kühlen Hausflur, in dem sie wartete, wie er es ihr geraten hatte. Und als die Wolken tatsächlich den Himmel verdunkelten, wagte sie sich hinaus, rief Anne an, um ihr zu sagen, dass alles okay mit ihr war, eilte nach Hause und zögerte nicht, das Schlafzimmer ihrer Eltern trotz der frühen Morgenstunde zu betreten. Sie musste Klarheit haben. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das hatte auch dieser Kerl, der ihr geholfen hatte, angedeutet. Papa und Mama schreckten aus dem Schlaf, als sie ohne Vorankündigung das Licht anknipste.
    „Isabella, weißt du, wie spät es ist?“, fragte ihre Mutter vorwurfsvoll mit einem Blick auf die Uhr. Dann schlich sich Sorge in ihre Stimme. „Ist etwas passiert?“
    „Wir müssen reden. Dringend.“
    „Hat das nicht bis morgen Zeit?“ Papa rollte sich auf die Seite und zog die Decke über die Ohren.
    „Nein. Ich will endlich wissen, was mit mir los ist … was … ich bin! Sagt es mir, ihr wisst es doch.“
    Nun hatte sie Papas volle Aufmerksamkeit. Er richtete sich auf und atmete tief durch, fuhr sich mit der großen Hand über das Gesicht. „Also schön. Reden wir.“

    Nach zwanzig Jahren hatte sich die Welt kaum merklich verändert. Es war überraschend, selbst für ihn. Vasterian hatte großen technischen Fortschritt erwartet, dessen Errungenschaften den Alltag erleichtern sollten, oder den Aufbruch ins All. Hier und da hatte es Konflikte gegeben, aber die Politik der Menschen interessierte ihn nicht sonderlich, und so war die Welt die alte geblieben, von einigen wenigen Neuerungen abgesehen. Dies galt jedoch nur für den Makrokosmos.
    In Isabellas jungem Leben hatte sich viel getan. Sie hatte

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