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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Carpenter , Britta Strauss , Kerstin Dirks , Helene Henke , Tanya Carpenter
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Mitte ein Bodengitter eingelassen war.
    Baron Luthias sah sich verpflichtet, seinen Vortrag fortzusetzen. „Bahnbrechende Veränderungen liegen in der Luft. Die Welt der Menschen wird sich in Kürze auf rasante Weise weiterentwickeln. Der technische Fortschritt für die Einen geht jedoch einher mit dem abergläubische Fegefeuer der Anderen. Die meisten Sterblichen neigen dazu, ihre aus Unwissenheit resultierende Angst vor dem Neuen auf das zu übertragen, was sie für den Teufel halten.“
    Luthias griff nach einer Wandfackel und trat an das Bodengitter heran.
    „Und der Teufel, mein lieber Maclean, manifestiert sich in allem, was in der begrenzten Vorstellungskraft des gemeinen Bürgers als nicht natürlich gilt. In unsereins.“
    Cayden folgte der Aufforderung und trat näher, um in die Tiefe zu blicken.
    Tote Augen, dort, wo die aasfressenden Schädlinge noch welche in den qualvoll verzerrten Gesichtern übrig gelassen hatten. Verrenkte Gliedmaßen, wohin man sah, die vor Dreck und verkrustetem Blut starrten. Eine Schlangengrube aus Leichen.
    Mit einem Keuchen wich er zurück. Dabei stellte er fest, dass er bis zu diesem Zeitpunkt nicht atmen musste. Um zu sprechen, war dieser Atemreflex jedoch notwendig.
    „Das ist widerwärtig“, stieß er voller Verachtung hervor.
    „Nein, das sind Nahrungsüberreste. Leider nicht mehr brauchbar“, erwiderte Luthias seelenruhig. „Seid unbesorgt, ich arbeite an einer Verbesserung dieses Umstandes.“
    Cayden hoffte, dass nicht das Blut einer dieser Unglücklichen in seinen Adern floss.
    „Nicht doch“, beantwortete der Baron seine nicht gestellte Frage. „Alice hat Euch selbstverständlich mit frischer Ware versorgt.“
    „Soll das Teil Eurer Experimente sein?“ Er blickte dem Baron fest in die Augen. Um diesen aus seinen Gedanken zu verbannen, verschloss er seinen Geist.
    Luthias bemerkte es unverzüglich und schüttelte grinsend den Kopf.
    „Dies ist der Pöbel, welcher sich erdreisten wollte, meine Alice als Hexe zu verbrennen.“
    „Und wie steht Lady Molland zu Eurem Kavaliersdelikt?“ Cayden bemühte sich nicht, seinen Sarkasmus zu verbergen.
    Menschenblut mochte zwar in Zukunft auch seine Energiequelle sein, doch sah er keinen Grund, derart grausam zu verfahren. Es gab genügend andere Möglichkeiten, an ihr Blut zu gelangen, ohne einen nachhaltigen Schaden zu verursachen.
    Inzwischen waren sie wieder im Laboratorium angelangt.
    „Die Lady weiß sich zu bedanken, dafür, dass ich ihr Leben rettete und ihr ein weiteres dazugab“, antwortete Luthias mit einer vieldeutigen Miene.
    Cayden presste die Lippen zusammen, um sich eine entsprechende Antwort auf Luthias unziemliche Andeutung zu verkneifen.
    In der eleganten Halle des Herrenhauses erklärte der Baron ihm den Weg zu seinem Gemach.
    „Der Tag bricht bald herein. Auch wenn es Euch als Geborener nicht hinderlich sein mag, solltet Ihr dennoch kein weiteres Risiko eingehen und ruhen. Wir setzen unsere Unterhaltung morgen fort.“
    Nach einer Verbeugung wandte sich der Baron um und verschwand hinter eine der schweren Holztüren. Seiner plötzlichen Eile nach zu urteilen, begab sich sein sonderbarer Gastgeber vermutlich in seine Gruft, was darauf schließen ließ, dass dieser sicherlich sehr mächtige Vampir kein Geborener war und sich demnach bei Tage in Sicherheit bringen musste.
    Cayden fand sich allein vor der majestätisch geschwungenen Eichenholztreppe und fühlte sich erleichtert, für eine Weile nicht die Gesellschaft des merkwürdigen Barons genießen zu müssen. Ein plötzliches Kribbeln am unteren Ende seiner Wirbelsäule ließ ihn herumfahren. Es folgte ein Wispern, dessen Ursprung er nur erahnen konnte. Von einem der Zimmer im oberen Stock drang der sanfte Ruf der Sinne direkt in sein Herz. Die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Ein Schaudern zog über seinen Rücken. Allein das Wissen, dass sie ihn rief, steigerte seine Erregung so schlagartig, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Möglicherweise war seine neu erworbene Daseinsform dafür verantwortlich. Noch war er nicht an die geschärften Sinne eines Vampirs gewöhnt. Oder die Geschehnisse der vergangenen Stunden hatten ihn in eine leicht empfängliche Verwirrung gestürzt. Was auch immer es war, es war ihm gleich. Er rannte die Treppe hinauf, überrascht über das rasante Tempo. Ohne über die Erklärung, wo sich sein Zimmer befand, nachzudenken, steuerte er auf die Tür am Ende eines langen Ganges zu. Er folgte seinem

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