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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rückte ein. Später in diesem Sommer bestiegen Finan und ich eines von Weohstans Schiffen, und wir ruderten flussab zu dem weiten Mündungsgebiet der Temes, in dem ich so viel Zeit verbracht hatte. Wir fuhren bis nahe an Beamfleot heran und sahen, dass keine Dänen versucht hatten, die niedergebrannten Festungen wieder aufzubauen, und keine Schiffe lagen in der Bucht von Hothlege, nur auf dem Strand die schwarzverkohlten Gerippe der Schiffe, die wir dort verbrannt hatten. Wir wandten uns weiter ostwärts, wo sich die Temes verbreitert, bis sie mit dem Meer verschmilzt, und ruderten durch die Untiefen bei Sceobyrig, einem weiteren Ort, an dem dänische Schiffsmannschaften gern Händlerschiffen auf dem Weg nach Lundene aufgelauert hatten, doch der Liegeplatz war verlassen. Das Gleiche am Südufer des Mündungsgebiets. Nichts als Wildvögel und nasser Schlamm.
    Dann ruderten wir die Windungen des Medwæg zu der Wehrstadt Hrofeceastre hinauf, wo ich sah, dass die Balkenpalisade auf dem mächtigen Erdwall genauso verrottete wie die in Lundene. Allerdings legte ein ansehnlicher Stapel frischgefällter Eichenstämme nahe, dass hier jemand bereit war, die Verteidigungsanlagen instand zu setzen. Finan und ich gingen an dem Ankerplatz bei der Römerbrücke an Land und machten uns auf den Weg zum Haus des Bischofs neben der großen Kirche. Der Verwalter verbeugte sich vor uns und wagte nicht, nach meinen Schwert zu fragen, nachdem er meinen Namen gehört hatte. Stattdessen rührte er uns in einen behaglichen Raum und ließ die Bediensteten Ale und etwas zu essen bringen.
    Bischof Swithwulf und seine Frau trafen eine Stunde später ein. Der Bischof war ein sorgenvoll wirkender Mann, mit grauem Haar, länglichem Gesicht und zuckenden Händen, und seine Frau war klein und unsicher. Sie verbeugte sich wohl zehnmal vor mir, bevor sie sich setzte. »Was bringt Euch zu mir, Herr?«, fragte Swithwulf.
    »Die Neugier.«
    »Die Neugier?«
    »Ich frage mich, warum sich die Dänen so ruhig verhalten.«
    »Der Wille Gottes«, sagte die Frau des Bischofs ängstlich.
    »Weil sie etwas aushecken«, sagte Swithwulf. »Vertrau niemals einem Dänen, der sich ruhig verhält.« Er sah seine Frau an. »Brauchen die Köchinnen nicht deine Anweisungen?«
    »Die Köchinnen? Oh!« Sie stand auf, vollführte ein paar sinnlose Gesten mit den Armen und flüchtete aus dem Raum.
    »Und warum sind die Dänen nun so ruhig?«, fragte mich Swithwulf.
    »Sigurd ist krank«, sagte ich, »und Cnut ist an der Nordgrenze seines Landes beschäftigt.«
    »Und Æthelwold?«
    »Besäuft sich in Eoferwic«, sagte ich.
    »Alfred hätte ihn erwürgen sollen«, knurrte Swithwulf.
    Langsam erwärmte ich mich für den Bischof. »Ihr predigt also nicht den Frieden, wie die übrigen?«, fragte ich.
    »Oh, ich predige, was mir zu predigen aufgetragen wird«, sagte er, »aber ich lasse auch den Festungsgraben vertiefen und den Wall wieder aufbauen.«
    »Und Aldermann Sigelf?«, fragte ich. Sigelf war der Aldermann von Cent, der militärische Führer der Grafschaft und ihr bedeutendster Edelmann.
    Der Bischof beäugte mich misstrauisch. »Was ist mit ihm?«
    »Er will König von Cent werden, wie ich höre.«
    Swithwulf fuhr bei dieser Behauptung überrascht zurück. Dann runzelte er die Stirn. »Es war sein Sohn, der diesen Einfall hatte«, sagte er vorsichtig. »Ich bin nicht sicher, dass Sigelf genauso denkt.«
    »Und Sigebriht hat mit den Dänen geredet«, sagte ich. Sigebriht, der sich mir vor Sceaftesburi ergeben hatte, war Sigelfs Sohn.
    »Das wisst Ihr?«
    »Das weiß ich«, sagte ich. Darauf schwieg der Bischof. »Was geht in Cent vor sich?«, fragte ich, doch er schwieg weiterhin. »Ihr seid der Bischof«, sagte ich, »Ihr hört allerlei von Euren Priestern. Also erzählt es mir.«
    Einen Moment lang zögerte er noch, doch dann, als wäre der Damm eines Mühlteichs gebrochen, berichtete er mir von der Unzufriedenheit in Cent. »Wir waren früher ein eigenständiges Königreich«, sagte er. »Und jetzt werden wir von Wessex wie der schwächste Welpe im Wurf behandelt. Denkt nur daran, was war, als Haesten und Harald gelandet sind! Wurden wir geschützt? Nein!«
    Haesten war an der Nordküste von Cent gelandet, während Jarl Harald Bluthaar mit mehr als zweihundert Schiffen zur Südküste gefahren war, wo er eine erst halbbefestigte Wehrstadt gestürmt und die Männer darin abgeschlachtet hatte, um dann in einer Orgie des Sengens, Tötens, Versklavens und Plünderns durchs

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