Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
leiden, wenn Alfred geht«, sagte er. »Alle Gewissheiten werden mit ihm sterben.« Seine Stimme versiegte. Der Streit in seinem Palas bereitete ihm weiter Unbehagen. Er hatte zugesehen, wie ich von einem meiner Männer beleidigt wurde, und er hatte mich daran gehindert, diesen Mann zu bestrafen, und der Vorfall lag zwischen uns wie ein Stück glühender Kohle. Dennoch gaben wir beide vor, es wäre nichts Wesentliches geschehen.
    »Alfreds Sohn ist ein guter Mann«, sagte ich.
    »Edward ist jung«, erwiderte Beornnoth verächtlich, »und wer weiß, was aus ihm wird?« Er seufzte. »Das Leben ist eine unendliche Geschichte«, sagte er, »aber ich würde vor meinen Tod gern noch ein paar Kapitel hören.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Edward wird nicht regieren.«
    Ich lächelte. »Da hat Edward möglicherweise eine andere Vorstellung.«
    »Die Prophezeiung wird sich erfüllen, Herr Uthred«, sagte er feierlich.
    Einen Augenblick lang war ich sprachlos. »Die Prophezeiung?«
    »Es gibt da eine Zauberin«, sagte er, »und sie kann die Zukunft lesen.«
    »Ælfadell?«, fragte ich. »Habt Ihr sie gesehen?«
    »Beortsig hat sie gesehen«, sagte er und warf einen Blick auf seinen Sohn, der sich bei Ælfadells Namen bekreuzigte.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich den mürrischen Beortsig.
    »Nichts Gutes«, gab er knapp zurück und weigerte sich, mehr zu sagen.
    Ich stieg in den Sattel. Auf der Suche nach Sithric ließ ich meinen Blick über den Hof wandern, doch er wurde immer noch versteckt, also ließ ich ihn dort, und wir ritten nach Hause. Finan konnte sich Sihtrics Verhalten nicht erklären. »Er muss betrunkener gewesen sein, als man es sich nur vorstellen kann«, sagte er verständnislos. Ich schwieg. In vieler Hinsicht stimmte das, was Sihtric gesagt hatte. Ælfwold war aufgrund meiner Unvorsichtigkeit gestorben, aber das gab Sihtric nicht das Recht, mich vor aller Welt anzuklagen. »Er war immer ein guter Mann«, fuhr Finan fort, »aber in letzter Zeit war er missmutig. Ich verstehe es nicht.«
    »Er wird wie sein Vater«, sagte ich.
    »Kjartan der Grausame?«
    »Ich hätte Sihtric niemals das Leben retten sollen.«
    Finan nickte. »Willst du, dass ich für seinen Tod sorge?«
    »Nein«, sagte ich fest, »nur ein Mann tötet ihn, und dieser Mann bin ich. Verstanden? Er gehört mir, und bis ich ihm die Eingeweide herausreiße, will ich seinen Namen nie mehr hören.«
    Zu Hause angekommen, verbannte ich Ealhswith, Sihtrics Frau, und ihre zwei Söhne aus meinem Palas. Ihre Freunde flehten und weinten, aber ich ließ mich nicht erweichen. Sie ging.
    Und am nächsten Tag ritt ich los, um Sigurd meine Falle zu stellen.
    Es herrschte Verunsicherung in jener Zeit. Ganz Britannien wartete auf die Nachricht von Alfreds Tod, in der sicheren Gewissheit, dass sein Sterben die Runenstäbe durcheinanderwirbeln würde. Ein neues Muster würde Britannien ein neues Schicksal voraussagen, doch welches Schicksal dies war, das wusste niejnand, es sei denn, die Schreckenszauberin kannte die Antworten. In Wessex würden sie wieder einen starken König wollen, der sie beschützte, und in Mercien würden sich einige das Gleiche wünschen, während sich andere wieder ihren eigenen König herbeisehnten, wogegen im gesamten Norden, wo die Dänen das Land hielten, alle von der Eroberung von Wessex träumten. Doch der Frühling und der Sommer kamen, und Alfred lebte weiter, und die Männer warteten und träumten, und die neue Saat ging auf, und ich ritt mit sechsundvierzig Männern nach Nordwesten, wo Haesten seinen Schlupfwinkel gefunden hatte.
    Ich hätte gern dreihundert Mann gehabt. Man hatte mir viele Jahre zuvor gesagt, dass ich eines Tages Armeen durch Britannien fuhren würde, doch um eine Armee zu haben, muss ein Mann Land besitzen, und das Land, auf dem ich saß, reichte gerade aus, um eine einzige Schiffsmannschaft zu ernähren und zu bewaffnen. Ich sammelte Abgaben, und ich erhob Zollgebühren bei den Händlern, die auf der Römerstraße an Æthelflæds Besitzungen vorbeizogen, aber dieses Einkommen reichte kaum aus, und so konnte ich nur sechsundvierzig Männer nach Ceaster fuhren.
    Wahrhaftig, das war ein trostloser Ort. Im Westen waren die Waliser und im Osten und Norden regierten dänische Herren, die keinen Mann als König anerkannten, es sei denn, es war einer von ihnen. Die Römer hatten in Ceaster ein Kastell gebaut, und es waren die Überreste dieser Festung, in denen Haesten Zuflucht gesucht hatte. Es hatte eine

Weitere Kostenlose Bücher