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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mich für einen ausgemachten Tölpel. Ich hätte ihn töten sollen, als er mir das erste Mal unter die Augen gekommen ist.«
    »Tötet ihn jetzt, Herr«, empfahl Merewalh, denn gerade war Haesten vor dem Westtor der Festung aufgetaucht und ritt nun langsam auf uns zu. Er hatte drei weitere Reiter bei sich. Bei der südwestlichen Ecke der Festung hielten sie zwischen den Wällen und der eingestürzten Arena an, dann hob Haesten beide Hände, um anzuzeigen, dass er nur reden wolle. Ich ließ mein Pferd umdrehen, drückte ihm die Fersen in die Flanken und trabte auf Haesten zu, achtete aber darauf, ein gutes Stück außerhalb der Pfeilschussweite vor den Wällen anzuhalten. Ich nahm nur Merewalh mit, die übrigen Männer unserer Truppen beobachteten uns aus der Entfernung.
    Haesten nährte sich grinsend, als wäre dieses Treffen ein seltenes Vergnügen. Er hatte sich kaum verändert, außer dass er jetzt einen grauen Bart hatte, wenn auch sein dichtes Haar immer noch blond war. Seine Miene war irreführend offen, voller Liebenswürdigkeit, mit freundlich blitzenden Augen. Er trug ein Dutzend Armringe und, obwohl es ein warmer Frühlingstag war, einen Umhang aus Robbenfell. Haesten hatte schon immer gern einen wohlhabenden Eindruck hervorgerufen. Männer folgen keinem armen Herrn, und schon gar keinem geizigen, und solange er die Hoffnung hatte, seinen Reichtum wiederzugewinnen, musste er den Anschein von Zuversicht erwecken. Er erweckte außerdem den Anschein, überglücklich über unser Treffen zu sein. »Herr Uhtred!«, rief er.
    »Jarl Haesten«, sagte ich und ließ den Titel so ungenügend klingen, wie ich es nur vermochte, »war es nicht vorgesehen, dass du mittlerweile König von Wessex bist?«
    »Das Vergnügen dieses Thronamtes ist aufgeschoben«, sagte er, »lasst mich Euch fürs Erste in meinem gegenwärtigen Königreich willkommen heißen.«
    Darüber lachte ich, wie er es beabsichtigt hatte. »Dein Königreich?«
    Mit einer weiten Handbewegung schloss er die öde Talsenke des Dee ein. »Kein anderer Mann nennt sich hier König, warum sollte ich es also nicht tun?«
    »Das ist Herrn Æthelreds Land«, sagte ich.
    »Und Herr Æthelred ist so großzügig mit seinen Besitzungen«, sagte Haesten, »und sogar, wie ich höre, mit den Gefälligkeiten seiner Frau.«
    Neben mir zuckte Merewalh zusammen, und ich hob mahnend die Hand. »Der Jarl Haesten scherzt«, sagte ich.
    »Gewiss scherze ich«, sagte Haesten ohne zu lächeln.
    »Das ist Merewalh«, stellte ich meinen Begleiter vor, »und er dient dem Herrn Æthelred. Er könnte sich das Wohlwollen meines Cousins erwerben, wenn er dich tötet.«
    »Er würde sich noch viel größeres Wohlwollen erwerben, wenn er Euch tötet«, sagte Haesten hinterlistig.
    »Das stimmt«, räumte ich ein und sah Merewalh an. »Wollt Ihr mich töten?«
    »Herr!«, sagte er entsetzt.
    »Mein Herr Æthelred«, sagte ich zu Haesten, »wünscht, dass du dieses Land verlässt. Er hat hier auch ohne dich schon genügend Misthaufen.«
    »Der Herr Æthelred«, sagte Haesten, »darf sehr gern kommen und mich vertreiben.«
    Das alles war so bedeutungslos, wie es gemeint war. Haesten war nicht aus der Festung gekommen, um sich Drohungen anzuhören, sondern weil er wissen wollte, was meine Anwesenheit zu bedeuten hatte. »Vielleicht«, sagte ich, »hat der Herr Æthelred ja mich geschickt, um dich zu vertreiben.«
    »Und wann habt Ihr das letzte Mal einen seiner Befehle befolgt?«, fragte Haesten.
    »Vielleicht will seine Frau, dass du vertrieben wirst«, sagte ich.
    »Es wäre ihr noch lieber, wenn ich tot wäre, glaube ich.«
    »Auch wieder wahr«, sagte ich.
    Haesten lächelte. »Ihr seid, Herr Uhtred, mit einer Schiffsmannschaft gekommen. Wir fürchten Euch, gewiss, denn wer würde Uhtred von Bebbanburg nicht fürchten?« Er verbeugte sich in seinem Sattel, als er diese Schmeichelei von sich gab. »Aber eine Mannschaft genügt nicht, um der Herrin Æthelflæd ihren Wunsch zu erfüllen.« Er wartete auf eine Erwiderung, aber ich sagte nichts. »Soll ich Euch sagen, was mich vor ein Rätsel stellt?«, fragte er.
    »Sag es.«
    »Seit Jahren, Herr Uhtred, habt Ihr nun Alfreds Arbeit getan. Ihr habt seine Feinde getötet, seine Armeen angeführt, sein Königreich zu einem sicheren Ort gemacht, doch als Dank für all diese Dienste habt Ihr nur eine einzige Kriegertruppe. Andere Männer haben Land, mehr als einen großen Palas, sie haben in Schatzkammern Kostbarkeiten aufgehäuft, ihren Frauen Gold

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