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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zeit gegeben, in der Haestens Name jeden Sachsen in Furcht und Schrecken versetzte, doch nun war er nur noch ein Schatten seiner einstigen Stärke, hatte weniger als zweihundert Männer, und selbst deren Gefolgschaftstreue war zweifelhaft. Zu Winteranfang hatte er noch dreihundert Krieger gehabt, doch Männer erwarten von ihren Herren mehr als Essen und Ale. Sie wollen Silber, sie wollen Gold, sie wollen Sklaven, und deshalb war Haestens Gefolgschaft auf der Suche nach anderen Herren immer weiter geschwunden. Sie gingen zu Sigurd oder Cnut, zu den Männern, die Goldgeber waren.
    Ceaster lag im wilden Grenzland Merciens, und ich fand Æthelreds Truppen etwa drei Meilen südlich von Haestens Festung. Es waren knapp über einhundertfiinfzig Männer, deren Aufgabe darin bestand, Haesten zu beobachten und ihn durch Behinderungen seiner Versorgungstrupps zu schwächen. Angeführt wurden sie von einem jungen Mann namens Merewalh, der sich über meine Ankunft zu freuen schien. »Seid Ihr gekommen, um den erbärmlichen Bastard zu töten, Herr?«, fragte er mich.
    »Nur, um ihn mir anzusehen«, sagte ich.
    In Wahrheit war ich dort, um mich selbst sehen zu lassen, allerdings wagte ich es nicht vor jedem, über meine wahren Absichten zu sprechen. Ich wollte den Dänen zeigen, dass ich in Ceaster war, also paradierte ich mit meinen Männern südlich des alten Römerkastells und ließ mein Banner mit dem Wolfskopf flattern. Ich ritt in meiner besten Rüstung, die mein Diener Oswi so lange poliert hatte, bis sie leuchtend schimmerte, und ich ritt nahe genug an das alte Gemäuer heran, dass einer von Haestens Männern sein Glück mit einem Jagdpfeil versuchen konnte. Ich sah die Befiederung durch die Luft zucken und den schmalen Pfeil ein paar Schritt vor den Hufen meines Pferdes in die Erde fahren.
    »Er kann nicht die gesamten Wallmauern verteidigen«, sagte Merewalh sehnsüchtig.
    Er hatte recht. Das Römerkastell bei Ceaster war riesenhaft, beinahe eine eigene Stadt, und Haestens wenige Männer wären niemals imstande gewesen, die gesamte Länge seiner heruntergekommenen Wälle zu besetzen. Merewalh und ich hätten unsere Kräfte zusammenlegen und bei Nacht angreifen können, und vielleicht hätten wir einen unbemannten Wallabschnitt gefunden und uns dann in erbittertem Kampf durch die Straßen vorgearbeitet, doch unsere Truppenstärke und die von Haesten waren zu ausgeglichen, um solch einen Angriff wagen zu können. Wir hätten Männer verloren, um einen Gegner zu besiegen, der schon besiegt war, also begnügte ich mich damit, Haesten wissen zu lassen, dass ich gekommen war, um ihn zu verspotten. Er musste mich hassen. Kaum ein Jahr zuvor war er der größte Machthaber unter den Nordmännern gewesen, und jetzt hockte er wie ein geschundener Fuchs in seinem Bau, und ich wusste, dass er darüber nachdachte, wie er seine Macht wiedergewinnen konnte.
    Die alte Festung war in einer weiten Flussschleife des Dee errichtet worden. Knapp vor ihrem Südwall befanden sich die Ruinen eines immensen Steingebäudes, einst eine Arena, in der, so erklärte mir Merewalhs Priester, Christen an wilde Tiere verfüttert wurden. Manches ist einfach zu schön, um wahr zu sein, und deshalb wusste ich nicht so recht, ob ich ihm glauben sollte. Die Überreste der Arena hätten für eine so kleine Truppe wie die von Haesten ein großartiges Bollwerk abgegeben, doch er hatte sich stattdessen dafür entschieden, seine Männer am nördlichen Ende der Festung zu sammeln, wo der Fluss am dichtesten an den Wällen vorbeifloss. Dort hatte er zwei kleine Schiffe liegen, sie waren nichts weiter als alte Handelsboote, die, weil sie offenkundig leckten, halb aufs Ufer gezogen worden waren. Wenn er angegriffen und von der Brücke abgeschnitten wurde, konnte er mit diesen Schiffen über den Dee und dann durch die Wildnis dahinter entkommen.
    Merewalh wunderte sich über mein Verhalten. »Versucht Ihr, ihn zu einem Kampf zu verleiten?«, fragte er mich am dritten Tag, an dem ich bis dicht an die alten Wälle ritt.
    »Er wird keinen Kampf wollen«, sagte ich, »aber ich will ihn zu mir herauslocken. Und er wird kommen. Er wird einfach nicht widerstehen können.« Ich war auf der alten Römerstraße stehen geblieben, die so gerade wie ein Speerschaft auf das Doppelbogentor der Festung zuführte. Das Tor war mit dicken Balken versperrt. »Wisst Ihr, dass ich ihm einmal das Leben gerettet habe?«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Es gibt Momente«, sagte ich, »da halte ich

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