Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
1
Mord war Arbeit. Der Tod war für den Mörder, das Opfer, die Hinterbliebenen und die, die für die Toten eintraten, ein anstrengendes Geschäft.
Manche taten diese Arbeit voller Eifer, andere voller Gleichmut, und wieder andere betrachteten Mord als ein Werk der Liebe.
Als Walter C. Pettibone seine hübsche Wohnung in der Park Avenue wie an jedem Morgen zu einem Gang um den Block verließ, konnte er nicht ahnen, dass er dies zum letzten Mal in seinem Leben tat. Er war ein robuster, gewiefter sechzigjähriger Geschäftsmann, der das bereits beachtliche Vermögen der Familie mit Feingefühl und Blumen weiter hatte wachsen lassen.
Er war wohlhabend, gesund und hatte erst seit einem guten Jahr eine junge, blonde Gattin, die den sexuellen Appetit einer läufigen Dobermann-Hündin und die Intelligenz eines Kohlkopfes besaß.
Seiner Meinung nach lief in diesem Sommer des Jahres 2059 in seinem Leben alles wunderbar.
Er hatte eine Arbeit, die er liebte, zwei Kinder aus seiner ersten Ehe, die eines Tages das Geschäft übernehmen würden, das sein eigener Vater ihm vermacht hatte, unterhielt zu seiner Ex - einer durchaus sympathischen, vernünftigen Person - freundschaftlichen Kontakt, und sein Sohn und seine Tochter erfüllten ihn dank ihrer angenehmen Wesen und ihrer Intelligenz mit Zufriedenheit und Stolz.
Dann hatte er noch einen Enkel, der sein besonderer Liebling war.
Er hatte World of Flowers zu einem intergalaktischen Unternehmen mit unzähligen Blumenläden, Gewächshäusern und Gärtnereien sowohl auf der Erde als auch auf diversen Raumstationen und anderen Planeten ausgebaut.
Walter liebte Blumen. Und zwar nicht nur, weil sich mit ihnen ein beachtlicher Gewinn erzielen ließ. Er liebte ihren Duft, ihre Farben, die Textur, die Schönheit ihrer Blätter und Blüten sowie das schlichte Wunder ihrer Existenz.
Jeden Morgen suchte er ein paar von seinen Blumenläden auf, um die dort ausgestellte Ware in Augenschein zu nehmen, an den verschiedenen Arrangements zu schnuppern, ein paar Nettigkeiten mit den Angestellten auszutauschen und einfach mit den Blumen und den Menschen, die sie liebten, zusammen zu sein.
Zweimal in der Woche stand er bereits im Morgengrauen auf, fuhr auf den großen Blumenmarkt, wanderte dort herum, genoss die bunte Vielfalt, bestellte neue Pflanzen und äußerte gelegentlich auch einmal vorsichtig Kritik. So hielt er es seit über vierzig Jahren. Er liebte die Routine und wich kaum jemals davon ab.
Heute allerdings wollte er nach einer Stunde zwischen seinen geliebten Blumen ins Büro gehen und etwas länger als gewöhnlich dort bleiben. Schließlich brauchte seine Frau für die Vorbereitung der Geburtstagsparty, die sie als Überraschung für ihn plante, sicher noch ein wenig Zeit.
Er lachte leise vor sich hin.
Die Süße könnte nicht mal dann etwas für sich behalten,
wenn man ihr die Lippen zusammennähen würde, dachte er vergnügt. Er wusste schon seit Wochen, dass sie eine Party für ihn geben würde, und er freute sich auf diesen Abend wie ein kleines Kind. Natürlich würde er so tun, als wäre er vollkommen überrascht. Er hatte heute Morgen extra vor dem Spiegel die passende Mimik einstudiert.
Also ging Walter seiner täglichen Routine mit einem Lächeln auf den Lippen nach - denn welche Überraschung er an diesem Abend tatsächlich erleben würde, war ihm nicht einmal ansatzweise klar.
Eve hegte ernste Zweifel, ob es ihr in ihrem Leben jemals besser gegangen war. Ausgeruht, entspannt und voller Energie stand sie am ersten Tag nach ihrem zweiwöchigen Urlaub, in dem die größte Anstrengung darin bestanden hatte, sich zu entscheiden, ob sie lieber essen oder weiterschlafen wollte, vor ihrem offenen Schrank.
Sie hatten eine Woche in der Villa in Mexiko und eine auf einer kleinen Privatinsel - mit Sonne, Sex und Schlaf im Übermaß - verbracht.
Roarke hatte Recht gehabt. Sie hatten diese Zeit gebraucht. Sie beide hatten sich dem Alltagstrott entziehen müssen, um völlig zu genesen. Und so, wie sie sich an diesem Morgen fühlte, hatte die zweiwöchige Auszeit ihre Wirkung nicht verfehlt.
Stirnrunzelnd starrte sie auf den seit ihrer Hochzeit stetig anwachsenden Berg an Kleidern. Sie glaubte nicht, dass dieser Anblick sie nur aufgrund der Tatsache verwirrte, dass sie in den letzten vierzehn Tagen stets nur
nackt oder so gut wie nackt herumgelaufen war. Wenn sie sich nicht völlig irrte, hatte es der Mann doch tatsächlich geschafft, noch mehr Zeug in ihren Schrank zu
Weitere Kostenlose Bücher