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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wie ein Narr. »Spricht sie wirklich mit den Göttern?« Ich hatte Ludda von Ælfadell erzählt, aber nicht von Erce. Dieses Geheimnis wollte ich für mich behalten, als immer wiederkehrende Erinnerung.
    »Manche Menschen schwören Stein und Bein, dass sie mit den Göttern sprechen können«, sagte Ludda unsicher.
    »Und die Zukunft voraussehen?«
    Er rutschte in seinem Sattel herum. Ludda war nicht ans Reiten gewöhnt, und die Reise hatte bei ihm für einen entzündeten Hintern und schmerzende Oberschenkel gesorgt. »Wenn sie wirklich in die Zukunft schauen könnte, Herr, würde sie dann in einer Höhle leben? Sie hätte einen Palast. Könige würden vor ihr auf dem Bauch kriechen.«
    »Vielleicht sprechen die Götter nur in dieser Höhle zu ihr«, gab ich zu bedenken.
    Ludda hörte die Unruhe in meiner Stimme. »Herr«, sagte er ernst, »wenn Ihr den Würfel oft genug werft, bekommt Ihr immer die Zahlen, die Ihr sehen wollt. Wenn ich Euch sage, dass die Sonne morgen aufgeht und dass es regnet und dass es schneit und dass Wolken über den Himmel ziehen und dass es ohrenbetäubenden Donner geben wird, dann wird sich eines dieser Dinge als wahr herausstellen, und den Rest werdet Ihr vergessen, weil Ihr glauben wollt, dass ich wirklich die Zukunft voraussagen kann.« Er lächelte mich kurz an. »Die Leute kaufen bei mir kein rostiges Eisen, weil ich so überzeugend bin, Herr, sondern weil sie unbedingt glauben wollen, dass es sich in Silber verwandelt.«
    Und ich wollte unbedingt an seine Zweifel glauben, was Ælfadell anging. Sie hatte gesagt, Wessex sei dem Untergang geweiht, und sieben Könige würden sterben, aber was bedeutete das? Welche Könige? Alfred von Wessex, Edward von Cent, Eohric von Ostanglien? Wer noch? Und wer war der Sachse? »Sie wusste, wer ich war«, sagte ich zu Ludda.
    »Weil Ihr das Gebräu getrunken habt, das sie Euch angerührt hat, Herr. Es muss gewesen sein, als wäret Ihr betrunken, und ihr habt alles ausgesprochen, was Euch gerade in den Sinn kam.«
    »Und sie hat mich gefesselt«, erzählte ich ihm, »aber nicht getötet.«
    »Der Herr sei gepriesen«, sagte Ludda pflichtschuldig. Ich glaubte nicht, dass er Christ war, jedenfalls kein guter, aber er war zu gewitzt, um sich mit den Priestern zu streiten. Er runzelte die Stirn. »Ich frage mich, warum sie Euch nicht getötet hat.«
    »Sie hatte Angst es zu tun«, sagte ich, »und der Abt genauso.«
    »Sie hat Euch gefesselt, Herr«, sagte Ludda, »weil ihr jemand erzählt hat, Ihr wärt Jarl Cnuts Feind. Das wusste sie also, aber sie wusste nicht, was Jarl Cnut mit Euch vorhat. Also hat sie nach den Mönchen geschickt, um es in Erfahrung zu bringen. Und auch die Mönche haben sich zu sehr gefürchtet, um Euren Tod anzuordnen. Es ist keine Kleinigkeit, einen Herrn zu töten, ganz besonders, wenn seine Männer in der Nähe sind.«
    »Einer von ihnen hatte keine Angst.«
    »Und jetzt tut es ihm leid«, sagte Ludda heiter, »aber es ist seltsam, Herr, sehr seltsam.«
    »Was?«
    »Sie kann mit den Göttern sprechen. Aber die Götter haben ihr nicht gesagt, ob sie Euch töten soll.«
    »Ah«, sagte ich, weil ich verstand, worauf er hinauswollte, und nicht wusste, was ich dazu sagen sollte.
    »Die Götter hätten gewusst, wie mit Euch zu verfahren ist, und sie hätten ihr gesagt, was sie tun soll, aber sie haben es nicht getan. Das sagt mir, dass sie ihre Anordnungen nicht von den Göttern bekommt, Herr, sondern von Jarl Cnut. Sie erzählt jedem Mann, was er hören will.« Wieder rutschte er im Sattel herum, weil er eine weniger schmerzhafte Sitzhaltung suchte. »Da ist die Straße, Herr«, sagte er und deutete auf eine Römerstraße, die über die Hügel führte. Er hatte mir erklärt, dass die Straße an einigen alten Bleiminen endete. Ich hatte Ludda gesagt, er solle uns nach Cytringan bringen, wo Sigurds Festhalle war, aber ich hatte ihm nicht erzählt, was ich dort vorhatte.
    Warum hatte ich Ælfadell überhaupt besucht? Um einen Weg zu finden, natürlich. Die drei Nornen sitzen an den Wurzeln von Yggdrasil und weben unsere Schicksalsfäden zusammen, und manchmal nehmen sie ihre Schere und schneiden den Faden durch. Wir alle wollen wissen, wo unser Lebensfaden endet. Wir wollen die Zukunft kennen. Wir wollen wissen, so hatte es Beornnoth gesagt, wie die Geschichte ausgeht, und das war der Grund, aus dem ich zu Ælfadell gegangen war. Alfred würde bald sterben, vielleicht war er schon tot, und alles würde sich ändern, und ich war kein

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