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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fürchteten mich, wie ich einst Ubba gefürchtet hatte. Uhtedærwe, so nannten mich manche, Uhtred der Gottlose. Diesen Namen gaben sie mir, weil ich kein Christ war, aber mir gefiel er, und eines Tages, dachte ich, würde ich es mit der Gottlosigkeit zu weit treiben, und Männer würden sterben, weil ich ein Narr war.
    Und vielleicht würde das hier und jetzt geschehen, denn ich hatte den Plan aufgegeben, die Festhalle von Cytringan zu zerstören, und wollte stattdessen eine närrische Sache versuchen, aber eine, die meinen Namen in ganz Britannien bekanntmachen würde. Das Ansehen. Wir legen mehr Wert auf das Ansehen als auf Gold, und deshalb ließ ich meine Männer in einem Gehöft zurück und ritt, nur begleitet von Osferth, am Südufer des Flusses entlang, und ich sagte nichts, bis wir an den Rand eines Niederwaldes kamen, von dem aus wir über die weiten Flussschleifen hinweg die Stadt sehen konnten. »Snotengaham«, sagte ich. »Hier bin ich zum ersten Mal deinem Vater begegnet.«
    Darauf stieß er nur ein Knurren aus. Die Stadt lag am Nordufer des Flusses und war gewachsen, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Nun standen Gebäude außerhalb der Wallanlagen, und über den Dächern hingen dichte Rauchschwaden von den Kochfeuern. »Gehört sie Sigurd?«, fragte Osferth.
    Ich nickte und dachte daran, dass mir Beornnoth gesagt hatte, Sigurd habe seine Kriegsflotte über den Winter nach Snotengaham zurückgezogen. Und ich erinnerte mich an die Worte Ragnars des Alteren, der mir als Kind gesagt hatte, Snotengaham würde für immer dänisch bleiben, die meisten Bewohner aber seien Sachsen. Es war eine mercische Stadt, an der nördlichen Grenze dieses Königreichs, doch während nahezu meines gesamten Lebens war sie von Dänen regiert worden, und nun zahlten ihre Händler und Kirchenmänner, ihre Huren und Wirte Silber an Sigurd. Er hatte auf einer massigen Felsnase, die mitten in der Stadt aufragte, einen Palas errichtet. Es war nicht sein Hauptwohnsitz, der lag weiter im Süden, aber Snotengaham war eine von Sigurds Festungen, ein Ort, an dem er sich sicher fühlte.
    Um vom Meer aus nach Snotengaham zu kommen, fuhr man mit dem Boot den mächtigen Humber hinauf und folgte dann der Trente. Diese Reise hatte ich als Kind auf Ragnars Windviper gemacht, und jetzt sah ich von dem Niederwald am Südufer aus, dass vierzig oder fünfzig Schiffe auf das andere Ufer gezogen worden waren. Es waren die Schiffe, mit denen Sigurd im Jahr zuvor nach Wessex im Süden gefahren war, doch er hatte im Grunde nichts weiter erreicht, als außerhalb von Exanceaster ein paar Bauernhöfe zu zerstören. Dass die Schiffe in Snotengaham lagen, deutete daraufhin, dass er keinen weiteren Einmarsch von der Küste aus plante. Seinen nächsten Angriff würde er über Land fuhren, er würde zuerst nach Mercien und von dort aus nach Wessex vorstoßen, um das Land der Sachsen zu erobern.
    Doch der Stolz eines Mannes ist nicht nur sein Land. Wir beurteilen einen Herrn auch nach der Anzahl der Schiffsmannschaften, die er anführt, und diese Schiffe machten mir klar, dass Sigurd ein ganzes Heer befehligte. Ich dagegen befehligte nur eine einzige Schiffsmannschaft. Ich wage zu sagen, dass ich ebenso berühmt war wie Sigurd, doch all mein Ruhm hatte sich nicht in Reichtum verwandelt. Ich sollte, dachte ich, Uhtred der Narr genannt werden. Ich hatte Alfred all die Jahre gedient, und als Lohn hatte ich geliehenen Grundbesitz, eine einzige Mannschaft und den Ruhm. Sigurd dagegen besaß Städte, Ländereien und führte eine Armee an.
    Es war an der Zeit, ihn ein wenig zu ärgern.
    Ich redete mit jedem meiner Männer. Ich erklärte ihnen, dass sie reich werden könnten, wenn sie mich verrieten, und dass ich, wenn auch nur einer von ihnen einer Hure in der Stadt erzählte, dass ich Uhtred war, vermutlich sterben würde, und dass die meisten von ihnen gemeinsam mit mir sterben würden. Ich erinnerte sie nicht an den Treueschwur, den sie mir geleistet hatten, denn keiner von ihnen hatte diese Erinnerung nötig, und ich glaubte auch nicht, dass irgendeiner von ihnen mich verraten würde. Ich hatte vier Dänen und drei Friesen in der Truppe, aber sie waren dennoch meine Männer, sowohl durch Freundschaft als auch durch den Eid an mich gebunden. »Was wir tun werden«, erklärte ich ihnen, »wird in ganz Britannien für Aufsehen sorgen. Es wird uns nicht reich machen, aber ich verspreche euch großes Ansehen.«
    »Ich werde mich Kjartan nennen«, sagte ich

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