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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihnen. Es war der Name, den ich bei Ælfadell benutzt hatte, ein Name aus meiner Vergangenheit, ein Name, den ich nicht mochte, der Name von Sihtrics widerwärtigem Vater, aber er würde mir für die nächsten paar Tage genügen, und ich würde diese paar Tage nur überleben, wenn keiner meiner Männer die Wahrheit enthüllte, und wenn mich in Snotengaham niemand erkannte. Ich war Sigurd nur zweimal begegnet, und beide Male nur kurz, aber es konnten Männer in Snotengaham sein, die ihn bei diesen Begegnungen begleitet hatten, und das war ein Risiko, das ich eingehen musste. Ich hatte mir den Bart wachsen lassen, ich trug ein altes Kettenhemd, das ich sogar hatte verrosten lassen, und ich sah aus, wie ich aussehen wollte, nämlich wie ein Mann am Rande des Scheiterns.
    Ich fand eine Schänke außerhalb der Stadt. Sie hatte keinen Namen. Es war ein erbärmliches Loch mit saurem Ale, schimmeligem Brot und würmergespicktem Käse, aber es war geräumig, sodass meine Männer auf dem verdreckten Stroh schlafen konnten, und der Besitzer, ein griesgrämiger Sachse, war mit dem bisschen Silber zufrieden, das ich ihm gab. »Warum seid Ihr in Snotengaham?«, wollte er wissen.
    »Um ein Schiff zu kaufen«, sagte ich, dann erzählte ich, wir hätten zu Haestens Armee gehört und dass wir nicht länger in Ceaster hungern wollten und uns nur noch wünschten, wieder nach Hause zu fahren. »Wir gehen zurück nach Friesland«, sagte ich, und das war die Geschichte, die ich erzählte, und keinem Menschen in Snotengaham kam sie merkwürdig vor. Die Dänen folgen Anführern, die sie reich machen, und wenn ein Anführer keinen Erfolg hat, schmelzen seine Mannschaften weg wie Reif in der Sonne. Und es kam auch niemandem seltsam vor, dass ein Friese Sachsen anführte. Die Mannschaften der Wikingerschiffe bestehen aus Dänen, Norwegern, Friesen und Sachsen. Jeder Mann ohne Gebieter konnte auf Raubzug gehen, und einem Schiffsführer war es gleichgültig, in welcher Sprache ein Mann redete, wenn er nur ein Schwert führen, einen Speer schleudern und sich in die Riemen legen konnte.
    Also wurde meine Geschichte nicht in Frage gestellt, und am Tag nach unserer Ankunft in Snotengaham suchte mich ein beleibter Däne namens Frithof auf. Unterhalb des Ellbogens fehlte ihm der linke Arm. »So ein Sachsenschwein hat ihn mir abgehackt«, erklärte er fröhlich, »aber ich habe ihn geköpft, also war es ein angemessener Tausch.« Frithof war, was die Sachsen den Vogt von Snotengaham nennen würden, also der Mann, der fur die Aufrechterhaltung des Friedens und die Interessenswahrung seines Herrn in der Stadt verantwortlich war. »Ich vertrete die Rechte Jarl Sigurds«, sagte Frithof, »und er vertritt meine.«
    »Ein guter Herr?«
    »Der beste, den man sich denken kann«, sagte Frithof leidenschaftlich, »großzügig und zuverlässig. Wollt Ihr ihm nicht auch Euren Eid leisten?«
    »Ich will nach Hause«, sagte ich.
    »Friesland?«, fragte er, »Ihr klingt dänisch, nicht friesisch.«
    »Ich habe Skirnir Thorson gedient«, erklärte ich. Skirnir war an der friesischen Küste Pirat gewesen, und ich hatte ihm gedient, indem ich ihn in sein Verderben gelockt hatte.
    »Er war ein Bastard«, sagte Frithof, »aber er hatte eine schöne Frau, habe ich gehört. Wie hieß seine Insel noch?« Er stellte diese Frage ohne jedes Misstrauen. Frithof war ein unbefangener, gastlicher Mann.
    »Zegge«, sagte ich.
    »Genau, das war's! Nichts als Sand und Fischkot. Also seid Ihr von Skirnir an Haesten geraten, was?« Er lachte. Seine Frage drückte aus, dass ich mir meine Herren schlecht ausgesucht hatte. »Man könnte es viel schlechter treffen, als in die Dienste Jarl Sigurds einzutreten«, versicherte er mir. »Er kümmert sich um seine Männer, und bald gibt es Land und Silber.«
    »Bald?«
    »Wenn Alfred stirbt«, sagte Frithof, »wird Wessex zerbrechen. Alles, was wir tun müssen, ist abzuwarten und die Stücke aufzuteilen.«
    »Ich habe Besitzungen in Friesland«, sagte ich, »und eine Frau.«
    Frithof grinste. »Es gibt hier reichlich Frauen«, sagte er, »aber Ihr wollt wohl wirklich nach Hause.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Dann braucht Ihr ein Schiff«, sagte er, »es sei denn, Ihr habt vor zu schwimmen. Also, machen wir einen Spaziergang.«
    Bei einer kleinen Einbuchtung des Flusses mit sanft ansteigendem Ufer, das es einfach machte, die Schiffe aus dem Fluss zu ziehen und wieder zu Wasser zu lassen, waren siebenundvierzig Schiffe an Land geschafft: worden, wo

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