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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatten Zunder, Kohle und die letzte Kohlenpfanne in den Laderaum der Funkenflug gebracht, und jetzt kippte ich die Kohlenpfanne um, wartete, bis um die glimmende Kohle Flammen züngelten, und kletterte auf die Tyrs Tochter. Wir durchschnitten die Taue zur Funkenflug. Ein Dutzend Männer hatte sich schon an die Riemen gesetzt und ruderte das kleinere Schiff von dem größeren weg. Ich schob das Steuerruder in die Spalte am Heck und lehnte mich dagegen, um die Tyrs Tochter in die Mitte des Flusses zu lenken, und in diesem Moment flog eine Axt, in deren Klinge sich das Feuer spiegelte, vom Ufer heran und klatschte hinter uns ins Wasser, ohne Schaden anzurichten.
    »Setzt den Adlerkopf auf den Bug!«, rief ich meinen Männern zu.
    »Kjartan!« Frithof galoppierte auf einem schwarzen Hengst neben uns am Ufer entlang. Es war einer seiner Männer gewesen, der die Axt geschleudert hatte, und nun warf ein anderer einen Speer, der ebenfalls im Fluss versank. »Kjartan!«
    »Mein Name ist Uhtred«, rief ich zurück. »Uhtred von Bebbanburg!«
    »Was?«, schrie er.
    »Uhtred von Bebbanburg! Richtet Jarl Sigurd meine Grüße aus!«
    »Bastard!«
    »Erklärt diesem Schleimfresser, den Ihr einen Herrn nennt, dass er es besser nicht noch einmal versucht, mich zu töten!«
    Frithof und seine Männer mussten ihre Pferde anhalten, weil ihnen die Einmündung eines Nebenflusses den Weg abschnitt. Er verfluchte mich, aber seine Stimme verklang, als wir weiterruderten.
    Der Himmel hinter uns glühte im Widerschein von Sigurds verbrennender Flotte. Nicht alle Schiffe hatten Feuer gefangen, und ich bezweifelte nicht, dass Frithofs Männer eines oder zwei oder vielleicht auch ein paar mehr aus dem lodernden Inferno retten würden. Außerdem mussten sie darauf aus sein, uns zu verfolgen, und deshalb ließen wir die Funkenflug hinter uns auf dem Wasser verbrennen. Sie drehte sich in die Strömung, die Flammen wiegten sich in ihrem glatten, schönen Körper. Irgendwann würde sie sinken, und statt Rauch würde Dampf emporsteigen, und das Wrack, so hoffte ich, würde die Fahrrinne versperren. Ich winkte Frithof zu und lachte. Sigurd würde rasen vor Zorn, wenn er feststellte, dass er übertölpelt worden war. Und nicht nur übertölpelt, sondern zum Narren gemacht. Seine wertvolle Flotte war nur noch ein Haufen Asche.
    Der Fluss hinter uns schimmerte rot, während er vor uns im silbernen Mondlicht lag. Die Strömung brachte uns schnell voran, und ich brauchte nur ein halbes Dutzend Riemen, um uns auf Kurs zu halten. Ich steuerte um die Außenseiten der Flussschleifen, wo das Wasser am tiefsten war, und lauschte währenddessen immer auf das unheimliche Geräusch, mit dem unser Kiel über den Schlamm knirschen konnte. Aber die Götter waren mit uns, und Tyrs Tochter glitt immer weiter von dem großen Feuerschein weg, der die Lage Snotengahams anzeigte. Wir kamen schneller voran, als wir es auf den besten Pferden gekonnt hätten, und darum hatte ich das Boot für unsere Flucht gekauft, und wir hatten einen riesigen Vorsprung vor jedem Schiff, das unsere Verfolgung aufnehmen mochte. Eine Zeitlang trieb die Funkenflug dicht hinter uns her, und dann, nach etwa einer Stunde, blieb sie auf einer Stelle liegen, wenn auch ihr Flammenleuchten weiter über die Flussschleifen strahlte. Dann verging auch das, und ich nahm an, dass sie untergegangen war, und wieder hoffte ich, dass ihr Wrack die Fahrrinne verstopfte. Wir fuhren weiter.
    »Was haben wir damit erreicht, Herr?«, fragte Osferth. Er war neben mich auf das kleine Deck im Heck der Tyrs Tochter gekommen.
    »Wir haben Sigurd zum Narren gemacht«, sagte ich.
    »Aber er ist kein Narr.«
    Ich wusste, dass Osferth die ganze Sache missbilligte. Er war kein Feigling, aber er dachte, ebenso wie sein Vater, dass der Krieg der Klugheit unterlegen sei und dass ein Mann seinen Weg zum Sieg mit dem Verstand finden könne. Doch im Krieg geht es sehr oft um Gefühle. »Ich will, dass die Dänen uns fürchten«, sagte ich.
    »Das haben sie auch vorher schon getan.«
    »Jetzt fürchten sie uns noch mehr«, sagte ich. »Kein Däne kann Mercien oder Wessex mit der Überzeugung angreifen, dass sein Heim und Hof sicher sind. Wir haben ihnen gezeigt, dass wir bis tief auf ihr Gebiet vordringen können.«
    »Oder wir haben sie zur Rache herausgefordert«, meinte er.
    »Rache?«, fragte ich. »Glaubst du etwa, die Dänen hätten vorgehabt, uns in Frieden zu lassen?«
    »Ich befürchte Angriffe auf Mercien«, sagte er,

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