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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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an Æ1fadell und ihre düstere Prophezeiung, all meine Frauen müssten sterben, dann beruhigte ich mich damit, dass die Zauberin nicht gewusst hatte, dass Sigurds Flotte verbrennen würde, woher wollte sie also wissen, was mit meinen Frauen geschah?
    Ich hatte meine Leute bei Buccingahamm ermahnt, mit einem Angriff zu rechnen, und ihnen befohlen, nach Süden in die Sicherheit der Verteidigungsanlagen von Lundene zu ziehen, und ich hatte erwartet, dass Sigunn mich im Haus begrüßen würde, oder sogar Finan, der sich, nachdem er seinen Ablenkungsauftrag in Ceaster erfüllt hatte, ebenfalls mit mir in der Stadt treffen sollte. Aber das Haus schien menschenleer, als wir die letzten Ruderschläge ausführten und mit dem Bug den Liegeplatz berührten. Ein paar von meinen Männern sprangen mit Tauen zum Festmachen ans Ufer. Die Riemen klapperten, als sie auf die Ruderbänke gelegt wurden, und in demselben Moment wurde die Haustür geöffnet, und ein Priester kam auf die Terrasse. »Ihr könnt das Schiff nicht dort lassen!«, rief er mir zu.
    »Wer seid Ihr?«, fragte ich.
    »Das ist kein öffentlich zugängliches Haus.« Er beachtete meine Frage nicht. Er war mager, in mittlerem Alter, und sein strenges Gesicht trug Pockennarben. Sein langes, schwarzes Gewand war makellos sauber und aus der feinsten Wolle gewebt. Sein Haar war säuberlich geschnitten. Er war kein gewöhnlicher Priester, seine Kleidung und sein Benehmen zeugten von einer bevorzugten Stellung. »Flussabwärts ist eine Kaianlage«, sagte er und deutete nach Osten.
    »Wer seid Ihr?«, fragte ich erneut.
    »Der Mann, der Euch sagt, Ihr sollt einen anderen Liegeplatz für dieses Schiff suchen«, gab er gereizt zurück und blieb stehen, wo er war, als ich mich auf den Landesteg zog und mich vor ihm aufbaute. »Ich werde das Schiff wegbringen lassen«, drohte er, »und dann werdet Ihr zahlen müssen, um es wiederzubekommen.«
    »Ich bin müde«, sagte ich, »und ich werde das Schiff hier liegen lassen.« Ich roch Lundenes vertrauten Gestank, die Mischung aus Rauch und Jauche, und ich dachte an Gisela, die Lavendel auf die gefliesten Böden gestreut hatte. Und wie jedes Mal, wenn ich an sie dachte, ergriff mich das Gefühl von Verlust und Sinnlosigkeit. Mit der Zeit hatte sie dieses einst von den Römern erbaute Haus immer mehr gemocht: die Räume, die um einen großen Hof angeordnet waren, und den Saal, der zum Fluss hinausging.
    »Ihr könnt dort nicht hineingehen!«, sagte der Priester streng, als ich an ihm vorbeiging. »Es gehört Plegmund.«
    »Plegmund?«, fragte ich. »Befehligt er jetzt die Garnison hier?« Das Haus wurde immer demjenigen gegeben, der in Lundene Garnisonsführer war, ein Amt, das nach mir ein Westsachse namens Weohstan übernommen hatte, aber Weohstan war ein Freund, und ich wusste, dass er mich unter seinem Dach willkommen heißen würde.
    »Das Haus wurde dem Erzbischof übertragen«, sagte der Priester. »Von Alfred.«
    »Erzbischof?«, fragte ich erstaunt. Dann war Plegmund der neue Erzbischof von Contwaraburg, ein Mercier von weithin gerühmter Frömmigkeit, ein Freund Alfreds und nun offenkundig der Besitzer eines der besten Häuser von Lundene. »War ein junges Mädchen hier?«, fragte ich. »Oder ein Ire? Ein Krieger?«
    Da erbleichte der Priester. Er musste sich entweder an Sigunn oder an Finan erinnern, einer von ihnen war zu dem Haus gekommen, und diese Erinnerung machte ihm klar, wer ich war. »Seid Ihr Uhtred?«, fragte er.
    »Ich bin Uhtred«, sagte ich und drückte die Haustür auf. In dem langen Raum, der so einladend gewirkt hatte, als Gisela hier lebte, waren nun Mönche damit beschäftigt, Manuskripte abzuschreiben. Sechs hohe Pulte mit Tintenfässchen, Federn und Pergamenten standen vor mir. An zweien waren Schreiber bei der Arbeit. Einer verfertigte die Abschrift eines Manuskripts, der andere stach mit Hilfe eines Lineals und einer Nadel Zeilen auf ein leeres Pergament. Die gestochenen Zeilen sollten dabei helfen, gerade zu schreiben. Die beiden Männer sahen mich beunruhigt an, dann senkten sie ihre Blicke wieder auf die Pergamente. »Also. War ein Mädchen hier?«, fragte ich den Priester. »Ein dänisches Mädchen. Schlank und schön. Sie müsste in Begleitung von einem halben Dutzend Krieger gewesen sein.«
    »Sie war hier«, sagte er, mit einem Mal unsicher geworden.
    »Und?«
    »Sie ist in eine Schänke gegangen«, sagte er steif, was bedeutete, dass er sie einfach abgewiesen hatte.
    »Und Weohstan?«, fragte

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