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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht mehr leben, wenn es dich nicht gäbe.«
    »Uns«, sagte ich.
    »Und was hat er für uns getan?«, wollte Finan wissen. »Gott und all seine Heiligen sind Zeuge, dass wir Alfreds Feinde niederwerfen, und er behandelt uns wie Hundedreck.«
    Ich sagte nichts. Ein Harfher spielte in der Ecke, aber seine Musik war zu leise und wehmütig, um zu meiner Stimmung zu passen. Das Tageslicht wurde schwächer, und zwei Dienerinnen brachten Binsenlichter für die Tische. Ich sah, wie Ludda seine Hand unter einem Rock hinaufgleiten ließ und wunderte mich wieder darüber, dass er bei mir geblieben war. Ich hatte ihn nach dem Grund gefragt, und er hatte geantwortet, das Schicksal würde Höhen und Tiefen kennen und er spüre, dass es mit mir bald wieder aufwärts ginge. Hoffentlich hatte er recht. »Was ist eigentlich aus diesem walisischen Mädchen von dir geworden?«, rief ich zu Ludda hinüber. »Wie hieß sie noch?«
    »Teg, Herr. Sie hat sich in eine Fledermaus verwandelt und ist weggeflogen.« Er grinste, ich hatte allerdings bemerkt, wie viele Männer sich bei seinen Worten bekreuzigten.
    »Vielleicht sollten wir uns allesamt in Fledermäuse verwandeln«, sagte ich düster.
    Finan saß mit finsterer Miene am oberen Ende des Tisches. »Wenn Alfred dich nicht will«, sagte er unbehaglich, »solltest du dich Alfreds Gegnern anschließen.«
    »Ich habe Æthelflæd meinen Schwur geleistet.«
    »Und sie hat ihrem Mann einen Schwur geleistet«, sagte er grob.
    »Ich werde nicht gegen sie kämpfen«, sagte ich.
    »Und ich werde dich nicht verlassen«, sagte Finan, und ich wusste, dass es ihm ernst war, »aber nicht jeder Mann will hier einen Hungerwinter durchstehen.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Also stehlen wir ein Schiff«, drängte er, »und unternehmen einen Raubzug.«
    »Dafür ist es zu spät im Jahr«, sagte ich.
    »Gott weiß, wie wir den Winter überleben sollen«, knurrte er. »Wir müssen etwas unternehmen. Einen Reichen umbringen.«
    Und in diesem Moment meldeten die Wachen an der Tür des Palas einen Besucher. Der Mann kam in einem Kettenhemd, den Helm auf dem Kopf, und an seiner Seite hing ein Schwert. Hinter ihm, kaum erkennbar in der schnell zunehmenden Dunkelheit, waren eine Frau und zwei Kinder zu erkennen. »Ich verlange Einlass!«, rief er.
    »Gott im Himmel«, sagte Finan, der Sihtrics Stimme erkannte.
    Eine der Wachen versuchte das Schwert zu nehmen, doch Sihtric schob den Mann wütend zur Seite. »Lasst den Bastard sein Schwert behalten«, sagte ich und stand auf, »und lasst ihn hereinkommen.« Sihtrics Frau und seine beiden Söhne waren hinter ihm, blieben aber an der Tür, während Sihtric mit langen Schritten auf mich zukam. Es herrschte vollkommenes Schweigen.
    Finan erhob sich, um ihn herauszufordern, aber ich drückte den Iren wieder auf die Bank. »Das ist meine Sache«, erklärte ich Finan leise, dann ging ich um die Ehrentafel herum, die erhöht am Ende des Palas auf einem Podest stand, und sprang auf den mit Binsenstroh ausgestreuten Boden hinunter. Sihtric blieb stehen, als ich auf ihn zuging. Ich hatte kein Schwert. Wir trugen im Palas keine Waffen, weil Waffen und Ale eine schlechte Mischung sind, und ein vielfaches Keuchen erklang, als Sihtric sein Schwert zog. Einige meiner Männer standen auf, um einzugreifen, doch ich winkte sie zurück und ging weiter auf den nackten Stahl zu. Zwei Schritte vor Sihtric blieb ich stehen. »Nun?«, sagte ich ruppig.
    Sihtric grinste, und ich lachte. Ich umarmte ihn, und er erwiderte die Umarmung, dann hielt er mir seinen Schwertgriff entgegen. »Es gehört Euch, Herr«, sagte er, »wie es immer Euch gehört hat.«
    »Ale!«, rief ich dem Verwalter zu. »Ale und etwas zu essen!«
    Finan riss die Augen auf, als ich Sihtric den Arm um die Schulter legte und mit ihm zur Ehrentafel zurückging. Ein paar Männer brachen in Jubel aus. Sie hatten Sihtric gemocht und sein Verhalten nicht verstanden, aber wir hatten alles zwischen uns abgesprochen. Sogar die Beleidigungen hatte ich mit Sihtric eingeübt. Ich hatte erreichen wollen, dass ihn Beortsig anwarb, und Beortsig hatte nach Sihtric geschnappt wie ein Hecht nach einem Entenküken. Und ich hatte Sihtric befohlen, für Beortsig zu arbeiten, bis er erfahr, was ich wissen wollte. Und nun war er zurückgekommen. »Ich wusste nicht, wo Ihr wart, Herr«, sagte er, »also bin ich zuerst nach Lundene, und Weohstan hat mich hierher geschickt.«
    Beornnoth war tot, erzählte er mir. Der alte Mann war im Frühsommer

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