Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
fragte ich, und Haesten ließ sich zu einem Lachen herab. Dann sah er an mir vorbei zum Waldrand und versuchte auszumachen, wie viele Männer ich wohl mitgebracht hatte, um Merewalhs Truppen zu verstärken. »Genügend, um dich zu erledigen«, beantwortete ich seine unausgesprochene Frage.
    »Das bezweifle ich«, sagte er, »sonst würdet Ihr nicht reden, sondern kämpfen.«
    Das stimmte allerdings. »Und was hat dir Sigurd als Lohn für deinen Treueid versprochen?«, fragte ich.
    »Mercien.«
    Nun war ich mit dem Lachen an der Reihe. »Du bekommst also Mercien. Und wer regiert in Wessex?«
    »Derjenige, für den sich Sigurd und Cnut entscheiden«, sagte er leichthin. Dann lächelte er. »Ihr vielleicht? Ich glaube, wenn Ihr ein bisschen vor ihm auf dem Bauch kriecht, wird Euch Jarl Sigurd verzeihen. Es wäre ihm lieber, wenn Ihr mit ihm statt gegen ihn kämpft.«
    »Und mir wäre es lieber, ihn zu töten. Das kannst du ihm ausrichten.« Ich nahm die Zügel meines Hengstes kürzer. »Wie geht es deiner Frau?«
    »Brunna geht es gut«, sagte er. Die Frage hatte ihn überrascht.
    »Ist sie immer noch Christin?«, fragte ich. Brunna war getauft worden, aber ich hatte die ganze Zeremonie für ein hinterhältiges Manöver gehalten, mit dem Haesten Alfreds Miss trauen zerstreuen wollte.
    »Sie glaubt an den Christengott«, sagte Haesten angewidert. »Ständig jammert sie ihm etwas vor.«
    »Ich werde um eine sorgenfreie Witwenschaft für sie beten«, sagte ich.
    Damit ritt ich weg, doch in genau diesem Augenblick stieß jemand einen Ruf aus, und ich drehte mich um und sah Sigurd Sigurdson auf mich zugaloppieren. »Uhtred!«, rief er.
    Ich zügelte das Pferd, ließ es umdrehen und wartete.
    »Kämpft mit mir«, sagte er, sprang aus dem Sattel und zog sein Schwert.
    »Sigurd!«, sagte Haesten warnend.
    »Ich bin Sigurd Sigurdson!«, schrie der Grünschnabel. Er blitzte mich von unten herauf an, das Schwert kampfbereit in der Hand.
    »Nicht jetzt«, sagte Haesten.
    »Hör auf dein Kinderfräulein«, sagte ich zu dem Jungen, und das ärgerte ihn so, dass er die Klinge gegen mich schwang. Ich wehrte sie mit dem rechten Fuß ab, und das Schwert fuhr gegen das Metall des Steigbügels.
    »Nein!«, rief Haesten.
    Sigurd spuckte in meine Richtung aus. »Ihr seid alt, Euch ist angst und bange.« Erneut spuckte er aus, dann erhob er die Stimme. »Dann sollen sich die Männer erzählen, dass Uhtred vor Sigurd Sigurdson weggelaufen ist!«
    Er wollte den Kampf unbedingt, er war jung, und er war ein Narr. Er war recht groß gewachsen, und sein Schwert war gut, aber sein Ehrgeiz überstieg seine Fähigkeiten. Er wollte sich Ansehen verschaffen, und ich dachte daran, dass ich in seinem Alter genau das Gleiche gewollt hatte, und dass ich ein Liebling der Götter war. Liebten sie auch Sigurd Sigurdson? Ich sagte nichts, schüttelte aber die Steigbügel ab, und schwang mich aus dem Sattel. Ganz langsam zog ich Schlangenhauch, lächelte den Jungen an und sah den ersten Schatten des Zweifels in seiner streitlustigen Miene.
    »Nicht! Bitte!«, rief Haesten. Seine Männer waren herangekommen und meine ebenso.
    Ich breitete die Arme aus, lud Sigurd zum Angriff ein. Er zögerte, aber er hatte die Herausforderung ausgesprochen, und wenn er jetzt nicht kämpfte, würde er aussehen wie ein Feigling, und dieser Gedanke war ihm unerträglich, also machte er einen Satz auf mich zu, seine Klinge stieß vor wie eine Schlange, und ich wehrte den Hieb ab, von seiner Schnelligkeit überrascht, und dann schob ich ihn mit der freien Hand weg, sodass er zurücktaumelte. Erneut stieß er zu, ein wilder Schlag, und wieder wehrte ich ihn ab. Ich ließ ihn angreifen, tat nichts, als mich zu verteidigen, und diese Trägheit ließ ihn noch zorniger werden. Er hatte die Schwertkunst erlernt, aber er vergaß in seiner Wut, was man ihm beigebracht hatte. Er schwang die Klinge ungezügelt hin und her, die Hiebe waren leicht aufzuhalten, und ich hörte Haestens Männer Ratschläge rufen. »Benutz die Spitze!«
    »Kämpft!«, schrie er und holte erneut aus.
    »Säugling«, sagte ich zu ihm, und er heulte beinahe vor Ohnmachtsgefühlen. Er stieß mit dem Schwert gegen meinen Kopf vor, die Klinge zischte in der Sommerluft, und ich beugte mich nur zurück, während die Spitze an meinen Augen vorbeiraste, und dann trat ich wieder einen Schritt vor und schob ihn erneut mit meiner freien Hand zurück, nur dass ich dieses Mal einen Stiefel hinter seinem linken Knöchel einhakte und

Weitere Kostenlose Bücher