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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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uns nicht, aber in seiner Zeit als Bischof von Lundene hatte er sich als tüchtiger Anführer erwiesen, und er hatte mir vor Beamfleot keine Steine in den Weg gelegt, im Gegenteil – seine Fähigkeiten als Organisator hatten erheblich zum Sieg beigetragen. »Was wollt Ihr erklärt haben?«, fragte ich.
    Erzbischof Plegmund zog eine Kerze über den Tisch, um das Pergament anzuleuchten. »Wir haben Berichte über Eure Unternehmungen dieses Sommers erhalten«, sagte er.
    »Und Ihr wollt mir danken«, sagte ich.
    Sein kalter, stechender Blick durchbohrte mich beinahe. Plegmund war berühmt dafür, sich jede Freude zu versagen, ganz gleich, ob es ums Essen, Frauen oder ein Leben im Wohlstand ging. Er diente seinem Gott, indem er es sich unbequem machte, indem er sich zum Beten in die Einsamkeit zurückzog und als Eremit lebte. Warum das Volk so etwas bewunderungswürdig findet, weiß ich nicht, aber er wurde von den Christen mit Ehrfurcht betrachtet, und sie waren alle hoch erfreut, als er sein beschwerliches Dasein in der Einsiedelei aufgab, um Erzbischof zu werden. »Im Frühling«, sagte er mit dünner, klarer Stimme, »habt Ihr Euch mit dem Mann getroffen, der sich Jarl Haesten nennt, und infolge dieses Treffens seid Ihr nach Norden auf das Gebiet Cnut Ranulfsons geritten, wo Ihr die Hexe Ælfadell konsultiert habt. Von dort seid Ihr nach Snotengaham weitergezogen, das derzeit von Sigurd Thorrson besetzt ist, und sodann wieder zu Jarl Haesten.«
    »All das trifft zu«, sagte ich leichthin, »nur habt Ihr einiges ausgelassen.«
    »Jetzt kommen die Lügen«, höhnte Asser.
    Ich blitzte ihn an. »Hat Eure Mutter unter Verstopfung gelitten, als Ihr geboren wurdet?«
    Plegmund schlug erneut auf den Tisch. »Was haben wir ausgelassen?«
    »Die unerhebliche Tatsache, dass ich Sigurds Flotte verbrannt habe.«
    Auf Osferths Miene hatte sich in der feindseligen Stimmung, die im Raum herrschte, immer größere Unruhe breitgemacht, und nun zog er sich, ohne ein Wort zu mir und ohne jede Einwendung von den Geistlichen, zur Tür zurück. Sie ließen ihn gehen. Ich war derjenige, auf den sie es abgesehen hatten.
    »Die Flotte wurde verbrannt, das wissen wir«, sagte Plegmund, »und wir kennen auch den Grund.«
    »Raus damit.«
    »Es war ein Zeichen an die Dänen, dass kein Rückzug übers Wasser erfolgen kann. Sigurd Thorrson hat seinen Gefolgsleuten damit gesagt, dass es ihr Schicksal ist, Wessex zu erobern, und als Beweis für dieses Schicksal hat er seine eigenen Schiffe verbrannt, um zu zeigen, dass jeder Rückzug unmöglich ist.«
    »Das glaubt Ihr?«, fragte ich.
    »Es ist die Wahrheit«, blaffte Asser.
    »Ihr würdet die Wahrheit nicht einmal erkennen, wenn man sie Euch mit dem Schaft einer Axt in die Kehle stopfen würde«, sagte ich, »und kein Herr aus dem Norden würde seine Schiffe verbrennen. Sie kosten viel Gold. Ich habe sie verbrannt, und Sigurds Männer haben versucht, mich zu töten, als ich es getan habe.«
    »Oh, niemand bezweifelt, dass Ihr dort wart, als sie verbrannt wurden«, sagte Erkenwald.
    »Und Ihr leugnet nicht, die Hexe Ælfadell aufgesucht zu haben?«, fragte Plegmund.
    »Nein«, sagte ich, »und ich leugne auch nicht, letztes Jahr bei Fearnhamme und Beamfleot die dänischen Armeen vernichtet zu haben.«
    »Niemand bestreitet, dass Ihr Euch früher Verdienste erworben habt«, sagte Plegmund.
    »Wenn es Euch gerade genehm war«, fügte Asser giftig hinzu.
    »Und leugnet Ihr, den Abt Deorlaf von Buchestanes getötet zu haben?«, fragte Plegmund.
    »Ich habe ihn ausgenommen wie einen fetten Fisch«, sagte ich.
    »Ihr leugnet es nicht?« Asser klang erstaunt.
    »Ich bin stolz darauf«, sagte ich, »und auf die beiden anderen Mönche, die ich umgebracht habe.«
    »Schreibt das auf«, zischte Asser den Schreibermönchen zu, die seine Aufforderung kaum nötig hatten. Unablässig kritzelten sie übers Pergament.
    »Vergangenes Jahr«, sagte Bischof Erkenwald, »habt Ihr Euch geweigert, dem Ætheling Edward den Treueid zu schwören.«
    »Stimmt.«
    »Warum?«
    »Weil ich genug von Wessex habe«, sagte ich, »genug von Priestern, genug davon, erzählt zu bekommen, wie der Wille Eures Gottes lautet, genug davon, mir vorwerfen zu lassen, ein Sünder zu sein, genug von Eurem endlosen, verfluchten Geschwätz, genug von diesem angenagelten Tyrannen, den Ihr Euren Gott nennt, und der nur will, dass es uns schlechtgeht. Und ich habe mich geweigert, den Eid zu leisten, weil es mein Ziel ist, zurück in den Norden zu

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