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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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könnte.
    Balthasar war ungewöhnlich groß. Sein langes aschfarbenes Haar trug er in zwei zerzausten Zöpfen, in den Bart hatte er sich mehrere vergoldete Anhänger geflochten. Seine Nase war so krumm und scharf geschnitten wie ein Säbel.
    Der Mann betrachtete Dagobert, als überlege er, ihn zu leckeren Häppchen für seine Eulen zu verarbeiten. »Und ihr zwei?«, fragte er schließlich.
    »Das sind Freunde von mir«, erklärte der Junge.
    »Kommt ruhig näher«, forderte Schwarzes Schloss sie auf.
    Während Julia und Jason auf ihn zugingen, versuchte Jason noch immer, das Aussehen dieses Mannes mit dem in Einklang zu bringen, was er in Kilmore Cove über Black Vulcano erfahren hatte. Doch es gelang ihm nicht, ebenso wenig wie Julia, die inzwischen befürchtete, in eine Falle gelockt worden zu sein.
    Vor dem Tisch blieben sie stehen. Die gesamte Fläche war von Schlüsseln, Bergen von Wachs, Eulenkot und Werkzeugen bedeckt.
    Der Riese mit dem wilden Bart lächelte. »Warum in aller Welt bist du, Junge von den Dächern, mit deinen Freunden zu mir gekommen?«
    Dagobert straffte die Schultern. »Weil sie jemanden suchen und ich dachte, dieser Jemand wärst du.«
    »Wer? Ich?« Balthasar lachte so laut auf, dass die Zwillinge zusammenzuckten. »Wie kommst du denn auf diese Idee?«
    »Ich glaube, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt«, erklärte Julia unsicher. »Wir bedauern, Sie gestört zu haben. Wir werden jetzt lieber gehen.«
    »Einen Augenblick! Wozu denn die Eile?«, protestierte Balthasar lautstark.
    Seine Stimme schreckte zwei weitere Eulen auf, die flügelschlagend auf der Stange herumhüpften und die Besucher anstarrten.
    »Wen sucht ihr denn?«
    »Einen kräftigen Mann mit Bart, der das Feuer, Schlüssel und schöne Frauen liebt«, antwortete Dagobert und erntete dafür einen vernichtenden Blick von Julia.
    Balthasar brach abermals in schallendes Gelächter aus. »Bei allen Riegeln! Aber es ist doch sonnenklar, dass ich das gar nicht sein kann!«, meinte der Riese belustigt und fuhr sich mit den Fingern durch den Bart.
    »Sie sind nicht Black Vulcano«, sagte Jason unverblümt.
    Der Mann kniff die Augen zusammen. »Nein. Ich heiße Balthasar. Die Leute nennen mich aber Schwarzes Schloss, wegen meiner Arbeit. Ich entferne die Schlüssel und Schlösser von den Türen dieser unermesslich großen Festung …« Mit einer Handbewegung wies er auf den Tisch und auf die Wände. »Und ich verkaufe sie jedem, der sie haben will. Auch wenn das heutzutage verboten ist.«
    »Gut. Aber jetzt wollen wir Sie nicht länger stören«, sagte Julia.
    »Nicht so hastig, mein liebes Mädchen!«, dröhnte Balthasar. Er lehnte sich mit Wucht in seinem Sessel zurück, bis dieser nur noch auf den hinteren Beinen stand, und steckte die Hände in den Bart. »Lasst mich nachdenken … Hast du schon versucht, deinen Abt zu fragen, Dagobert?«
    »Er darf nachts nicht gestört werden«, erwiderte der Junge.
    »Und es ist wirklich eine dringende Angelegenheit?«, fragte Schwarzes Schloss.
    »Äußerst dringend«, rutschte es Jason heraus.
    Julia räusperte sich nervös. »Mein Bruder ist immer schnell beunruhigt. Sagen wir lieber … wir würden ihn gerne treffen, aber …«
    Schwarzes Schloss zog seine mächtigen Pranken aus dem Bart und deutete mit dem Zeigefinger zuerst auf den einen Zwilling und dann auf den anderen. »Also, ist es jetzt dringend, oder nicht?«
    »Macht das einen Unterschied?«, wagte Julia zu fragen und stützte sich auf dem Tisch ab.
    Balthasar ließ seinen Sessel krachend auf alle vier Beine zurückfallen. »Selbstverständlich macht es einen Unterschied, Mädchen. Denn wenn es nicht dringend ist, könnt ihr ihn auch an den kommenden Tagen suchen, vielleicht sogar bei Tageslicht. Wenn es aber sehr eilig und auch wichtig ist, ihn genau jetzt zu finden … dann könnte ich mein Geld einsetzen, um jemanden zu bestechen, der euch hilft. Oder ich könnte ihn von einer meiner vielen nachtaktiven Freundinnen suchen lassen …«
    Als hätten die Eulen ihn verstanden, fingen sie an, erwartungsvoll auf der Stange auf und ab zu hüpfen.
    Jason grinste. »Sie erinnern mich an die Eulen aus dem Haus der Spiegel.«
    »Was hast du da gesagt?«, fragte Balthasar.
    »Nichts«, versuchte Julia, ihn abzulenken. »Jedenfalls glauben wir nicht, dass …«
    »Im Haus eines Freundes von uns habe ich Eulen gesehen, die Ihren hier ähneln«, erklärte Jason, der sich darüber ärgerte, dass seine Schwester ihn ständig

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