Um Leben Und Tod
Weiss-Bollandt vor rund 200 Beamten und Mitarbeitern in der Kantine des Präsidiums versprach, er werde sich beim hessischen Innenminister Volker Bouffier (CDU) dafür einsetzen, dass dieser Daschners âºHerzenswunschâ¹ erfülle, an seinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren, gab es nach Berichten von Teilnehmern lauten und anhaltenden Applaus der Zuhörer.«
Der BDK-Vorsitzende Gerhard Rettig ging erneut mit der Forderung an die Ãffentlichkeit, »den Frankfurter Polizeivizepräsidenten Wolfgang Daschner endlich wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren zu lassen«. Knapp zwei Jahre habe das strafrechtliche Ermittlungsverfahren »gegen den beliebten und von seinen Mitarbeiter/innen geschätzten Polizeivizechef« gedauert; für eine weitere Verzögerung seien keine Gründe â nicht einmal politische â erkennbar: »In 41 Dienstjahren bei der Polizei habe ich keinen qualifizierteren Vizepräsidenten als Herrn Daschner kennengelernt. Dass er daneben ein ausgezeichneter Praktiker und hervorragender Kriminalist ist, komplettiert seine auÃerordentliche Kompetenz. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Daschner, der noch drei Dienstjahre vor sich hat, langsam wirklich tiefgreifend und auch doppelt bestraft fühlen muss. Ich weiÃ, dass er gerne nach Frankfurt zurückkommen will, und das sollte Innenminister Bouffier auch endlich verfügen«, ergänzte der BDK-Pressesprecher Lothar Herrmann.
Daschner lehnte das Angebot einer vorzeitigen Pensionierung ab, selbst als ihm die Rückkehr nach Frankfurt kategorisch verweigert wurde. Als das Präsidium für Technik, Logistik und Verwaltung in Wiesbaden wegen einer Korruptionsaffäre in die Schlagzeilen geriet und die Behördenleitung abgelöst wurde, beauftragte Innenminister Bouffier Wolfgang Daschner mit der Leitung dieser Behörde: »Ich habe Herrn Daschner mit dieser schwierigen Aufgabe betraut, um eine dort notwendige Organisationsreform umzusetzen«, begründete er seine Entscheidung. Er biete aufgrund seines bisherigen Werdegangs und den damit verbundenen Kenntnissen Gewähr dafür, dass er im Präsidium für Technik, Logistik und Verwaltung (PTLV) eine verbesserte Struktur erfolgreich einführen werde, zudem sei er überaus erfahren in der Führung und Organisation groÃer Polizeibehörden, so Bouffier. Im Innenausschuss des Hessischen Landtags beschwerte sich die SPD-Fraktion: »Herr Daschner wird disziplinarrechtlich nicht belangt, sondern mit einer Behördenleitung quasi noch belohnt«; dabei sei er doch »wegen eines schwerwiegenden Rechts- und VerfassungsverstoÃes verurteilt worden, wenn auch das Gericht seine Motivlage entsprechend gewürdigt hat«, verlautbarte der innenpolitische Sprecher Günter Rudolph. Und die Bild -Zeitung stellte zu Recht die Frage: »Schwerer Weg in die Verbannung â Warum tun sie dem Mann das an?«
Am 30. April 2008, seinem letzten Arbeitstag nach 47 Dienstjahren bei der Polizei, legte Wolfgang Daschner seine Büroschlüssel und seinen Dienstausweis auf den Schreibtisch. Die Aushändigung der Urkunde über die Versetzung in den Ruhestand durch den Innenminister lehnte er ab, er lieà sie sich per Post zustellen. Dann fuhr er nach Hause, wie an jedem anderen Tag.
Nach dem Urteil wurde ich als stellvertretender Leiter des Kommissariates 12 abgesetzt und dem Leiter der Inspektion 10 (Kapitalverbrechen) unterstellt. Dort hatte ich nur noch administrative Aufgaben zu erledigen. Offiziell wurde als Begründung angegeben, dass ich nicht noch einmal in eine solche Situation geraten sollte.
Schon damals habe ich versucht, Rückschlüsse aus dem Geschehen zu ziehen. Nicht die Androhung unmittelbaren Zwanges, Schmerzen, hatte Gäfgen dazu gebracht, mir die Wahrheit zu sagen. Ich hatte Glück. Intuition, eigene Erfahrungen, Erlebnisse, Entschlossenheit und Wut, Ãberzeugungswille, Wiederholungen hatten dazu geführt, dass er mir schlieÃlich sagte, dass Jakob tot sei und seine Leiche in einem See liege.
Das darf kein Zufall bleiben. Wir müssen uns besser auf solche Situationen vorbereiten.
Ich machte damals schon den Vorschlag, speziell ausgebildete Vernehmungsteams zu schaffen. Deren Angehörige sollten von Psychologen aus den unterschiedlichsten Bereichen in Körpersprache, Kommunikation und Gesprächsführung geschult werden. Auch müssten die Grenzen, wie weit man gehen
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