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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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das Ergebnis meiner ständig gleichen Fragen und meines Appells an einen hoffentlich noch vorhandenen letzten Rest von Gewissen.
    Es waren die Hartnäckigkeit meiner Fragen, die Intensität der Bilder, die ich erzeugen wollte, das Abtun von Ausflüchten, die Gäfgen auf die Nerven gingen, die ihn zermürbten. Gäfgen teilte den Aufenthaltsort mit, weil er endlich seine Ruhe haben wollte.
    Doch das Gericht glaubte dem Kindesmörder, der schon vor langer Zeit eine – von ihm als seine »Maske« bezeichnete – Lügengeschichte aufgebaut hatte, um vor seinen Freunden besser dazustehen und die von ihm vorgespiegelte finanzielle Potenz plausibel zu machen; der sich als erfolgreicher Junganwalt mit Aussicht auf eine glänzende Karriere ausgegeben hatte; der behauptet hatte, er würde von seinem Vater für den erfolgreichen Abschluss seines Jurastudiums eine Million Euro erhalten; der mit hohen Einkünften aus seiner Tätigkeit in einer renommierten Anwaltskanzlei prahlte, die überhaupt nicht existierte; der in zahlreichen Vernehmungen nach seiner Festnahme gelogen und aus Rache unschuldige Personen schwerster Verbrechen beschuldigt hatte; der auch in der Hauptverhandlung auf Vorhalt einräumen musste, in einer Vielzahl von Fällen vorsätzlich die Unwahrheit gesagt zu haben.
    Das Gericht berücksichtigte auch nicht Gäfgens Angaben gegenüber dem psychiatrischen Gutachter Prof. Dr. Leygraf: Man habe ihn aber nicht in Ruhe gelassen, sondern ihn stattdessen immer wieder mit der Frage bedrängt: »Wo ist die Hütte, wo ist die Hütte?« Er habe dann von dem anderen See erzählt, weil er Zeit und Ruhe hätte haben wollen. Er habe gewusst, dass er, wenn er die ganze Wahrheit sagen wolle, dafür Zeit brauche. Er habe die gesamte Geschichte erzählen wollen, dies sei aber an dem Abend nicht mehr gegangen. »Ich hätte nur gesagt, wo der tote Junge ist, und die hätten sich keine Mühe mehr gemacht, mich und meine Beweggründe zu verstehen.«
    Er habe gewusst, Ruhe bekomme er nur, wenn er zum einen die Namen von Mittätern und zum anderen den Aufenthaltsort des Jakob nenne. Am anderen Morgen habe er dann gesagt, man brauche nicht mehr weiter zu suchen. Er habe den Beamten dann den Ort gezeigt, wo der Junge gelegen habe.
    Diese Darstellung korrespondiert mit den Aussagen Gäfgens in zahlreichen Vernehmungen durch Staatsanwälte und Kriminalbeamte sowie in Gesprächen mit seiner Mutter und seinen Anwälten. Mit keinem Wort hatte er erwähnt, dass er von mir auch nur im Geringsten bedroht worden sei.
    Erst nachdem er von dem Vermerk des Polizeivizepräsidenten Kenntnis erlangt hatte, gab er sich als »Folteropfer« aus und erfand die übelsten Schauermärchen.
    Das Gericht sah keinen Anlass, die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen durch das Gutachten eines Sachverständigen prüfen zu lassen.
    Es glaubte ihm gerade so viel, wie es benötigte, um uns verurteilen zu können: »Ennigkeit sprach sehr intensiv und eindringlich auf Gäfgen ein. Um ihn zu beeindrucken, benutzte er die Formulierung, dass ein besonderer Beamter mit dem Hubschrauber unterwegs sei, der ihm Schmerzen zufügen könne, die er nicht vergessen werde. Hierzu machte er mit den Händen kreisende Bewegungen.« Gäfgen habe sich durch die Androhung beeindrucken lassen: »Die Androhung machte ihm Angst«, sie stellte eine »eindringliche, intensive Drohung« dar, die »weitere strenge Maßnahmen befürchten« ließ: »Dem wollte er sich nicht aussetzen.«
    Nach unseren Vorstellungen und der gebrauchten Wortwahl sollte »die in Aussicht gestellte Schmerzzufügung erheblich und so stark sein, dass sie für einen entgegenstehenden Willen von Gäfgen keinen Raum mehr ließ. Mit dem Hinweis, dass ein besonderer Beamter herangezogen werden sollte, wurde suggeriert, dass eine ganz gezielte und besonders wirkungsvolle Schmerzzufügung beabsichtigt war. Die vorbeugende Anwesenheit eines Arztes signalisierte körperliche und gesundheitliche Beeinträchtigungen, die der ärztlichen Überwachung bedurften. Die Drohung hatte den gewünschten Erfolg. Sie war ursächlich dafür, dass Gäfgen seinen Widerstand aufgab und den Verwahrort des Kindes offenbarte.« Und: »Bei der sehr kurzen Zeit, die Ennigkeit mit Gäfgen allein im Zimmer war, konnte ausschließlich die Androhung der Gewaltanwendung bewirkt

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